Sternenzitadelle
Großen Stadttor Gardahyas gekreuzigt.
Die Palinodie des Generals Sauros aus dem Jahr 7356 nach dem Naflinischen Kalender, traditionelles issigorisches Theater, Übersetzung des syracusischen Dichters Messaodyne Jhû-Piet der ersten Periode nach dem Ang-Imperium.
Anmerkung: Einige Gelehrte sehen einen Zusammenhang zwischen den von General Sauros – einer umstrittenen Persönlichkeit in der Geschichte
Issigors – beschriebenen Monstern und den Scaythen von Hyponeros. Das Wort »Scaythe« könnte von dem Begriff »Scaütê« oder »Scaïtê«, was Suizid-Soldat bedeutet, stammen. Diese Wesen hätten sich unter die feindlichen Reihen gemischt, um dort Tod und Verderben zu säen. Erinnern wir uns, dass das Ethische Gesetz H. M. im Jahr 7034 auf Issigor in Kraft trat.
T ixu hatte jedes Raumgefühl verloren, aber das Antra – dieser wachsame Beschützer seines ureigensten Wesens – bewahrte ihn noch vor dem Zerfall. Zwar hatte sich sein Körper in dem Matrix-Bottich aufgelöst, doch seine Fähigkeit zu denken und zu fühlen war trotz verschiedener energetischer Einwirkungen nicht beeinträchtigt worden. Er wusste nicht, wie lange dieser flüchtige Seinszustand noch andauern würde, denn die Meister-Creatoren – die sowohl Scaythen erschufen als auslöschten – hatten ein Programm zur Neutralisation des Antras entwickelt. Und Tixu merkte, dass die Vibrationen des Klangs des Lebens in ihm immer schwächer wurden.
Alle möglichen Wellen umgaben Tixu, vereinigten sich und bildeten Wellenbündel gleicher Länge, eine nicht in Worte gefasste Sprache, dem menschlichen Geist ähnlich; ein Kommunikationsmittel, das die Meister-Creatoren Wahrscheinlickeitsmaximierung nannten. Die Creatoren sandten weder Geräusche noch Sprache, sondern Frequenzen, die sich stets ihrem Konzept anpassten. Dieses Konzept, der PLAN, war die Basis ihres Tuns und kosmischen Handelns. Das interne Funktionieren von Hyponeros – seine Impulsionen, Stimulationen und Reaktionen wurden durch zentrale, in den Matrix-Bottichen integrierte Memodisketten nach Wahrscheinlichkeitsberechnungen gesteuert.
Als die Meister-Creatoren Tixu von seiner körperlichen Hülle getrennt hatten, hofften sie, die okkulten und kreativen Fähigkeiten des Menschen studieren zu können, aber sie hatten nicht vorhergesehen – auf welcher Basis hätten sie ihr Vorhersehen gründen können? –, dass das Antra ihren Destruktionsdaten derart heftigen Widerstand entgegensetzen würde. Auch war ihnen entgangen, dass der menschliche Geist wesentlich flexibler und kommunikativer war als die Übertragung ihrer Daten. Er bewegte sich völlig frei in allen Kreisläufen des Hyponeriarchats. Der menschliche Geist hatte es nicht nötig, sich auf Hypothesen der Wahrscheinlichkeit zu stützen, weil er aus der Quelle seines Selbst schöpfte. Solange das Antra in Tixu stabil blieb, war er ein Störfaktor im System von Hyponeros und eröffnete den Urmenschen eine Chance – wenn auch eine sehr geringe –, sich wieder zu vereinen und zum Gegenangriff überzugehen.
Vor einigen Tagen, kurz nach ihrer Translokation, waren Loter Pakullaï und Tixu lange durch die überaus große Schwerkraft zu Boden gedrückt worden. Als Erstes hatten sie zwei riesige quadratische Becken mit etwa tausend Meter Seitenlänge gesehen, die mit einer dunklen zähflüssigen Masse gefüllt waren. Tixu wunderte sich über die trotz der Schwerkraft und der Windstille schwachen Wellenbewegungen auf der Oberfläche. Hätten die Becken nicht diese perfekte geometrische Form gehabt, man hätte sie für natürliche Seen halten können. Eine gigantische Spirale erhob sich über diesem Doppelreservoir wie ein Rauch der Leere und verschwand inmitten eines Schwarzen Lochs. Von dieser Spirale ging eine fürchterliche Leblosigkeit aus, eine Antikraft, der scheinbar keine Materie widerstehen konnte. Das Schwarze Loch befand sich im
Zenit des Himmels und wurde zusehends größer – es dehnte sich gleich einer toxischen Korolla aus und verschlang alle Sterne um sich herum.
Yelles Kinderstimme hallte in Tixu wider: »Der Blouf gewinnt … Millionen Sterne sind heute Nacht verschwunden … Der Blouf will uns verschlingen …«
Mit einfachen Worten hatte sie treffend den ärgsten Feind der Menschheit beschrieben. Und Tixu sah dieses grässliche Maul, das bereits Milliarden Kilometer groß war. Es verschlang jedes Licht, alles Leben, jeden kreativen Akt. Die graue flache Landschaft Arratans und das ständig
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