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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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dessen Boden aus rosafarbenem Marmor bestand.
    Die vier Wachhabenden – in purpurrote Colancors und Mäntel gekleidet – wirkten entspannt, ebenso ihre zwanzig Kameraden in dem daneben liegenden Raum. Ihre scharf geschliffenen Säbel steckten in den Scheiden. Offensichtlich war kein Alarm ausgelöst worden. Jek schloss daraus, dass er weniger Zeit als vermutet verloren hatte, und seine Hoffnung auf das Gelingen seiner Mission wuchs.
    Als er sich jedoch in dem Raum rematerialisieren wollte, hielt ihn ein ungutes Gefühl davon ab. Es war keine Angst, sondern eine Intuition, die wie eine Alarmglocke in ihm schrillte. Diese Ruhe, die in den Räumen herrschte, hatte etwas Bedrohliches. Die Lässigkeit der Garden wirkte wie zur Schau gestellt, und die Magnetkugel schien ihn geradezu aufzufordern, sich ihrer zu bemächtigen. Nur mit knapper Not war er aus der Schatzkammer entkommen und würde ein großes Risiko eingehen, sollte er ein zweites Mal sichtbar werden. Aber er brauchte diesen Code, vielleicht war es sogar Yelles Code. Ohne ihn konnte sie nicht wieder zum Leben erweckt werden.
    Er schwebte über dem Raum und zögerte, wie er sich entscheiden sollte. Um seine Chancen besser einschätzen zu können, musste er die Magnetkugel aus der Entfernung
bewegen und beobachten, welche Reaktion sein Tun hervorrufen würde. Wahrscheinlich würden ein oder mehrere Wächter dadurch zu Tode kommen.
    Aber dann fielen ihm wieder Sharis Worte ein: »Wir befinden uns im Krieg und müssen, falls es erforderlich ist, auch zum Töten bereit sein …«
    Also nahm er in einer Ecke des Raums – möglichst weit von den Garden entfernt – wieder menschliche Gestalt an, jedes Mal ein Schock, der ihn einen kurzen Augenblick seines schnellen Reaktionsvermögens beraubte.
    Sofort richteten sich die Blicke der Wächter auf ihn. Mit ausgestrecktem Arm zielte er auf die Magnetkugel und drückte ab. Er verfehlte sein Ziel, doch die vier Wächter lösten sich aus ihrer Erstarrung und liefen auf ihn zu.
    Jetzt hörte Jek Stimmen und sah rote, schattenhafte Gestalten, die sich in der Tür zum Nebenraum drängten. Er hatte nicht erwartet, sein Ziel zu verfehlen. Wieder war kostbare Zeit vergangen, und seine Chancen standen schlecht. Der zweite Schuss durchlöcherte die Kugel, aber Kryo-Strahlen fielen von der Decke und bedeckten den Boden in einem Umkreis von zehn Metern um die Kugel.
    Jek musste aufgeben – jedenfalls im Moment. Ohne seine Vorahnung wäre er jetzt kryogenisiert worden, und die Kreuzler hätten ihn in den Raum neben die vier anderen Körper gelegt.
    Wer hat mich gewarnt?, fragte er sich. Yelle? Und ist wenigstens Shari unseren Feinden entkommen?
    »Der Seneschall will ihn lebend!«, rief einer der Wächter, dessen Mantel mit schwarz-roten Epauletten verziert war.
    Jek drückte pausenlos auf den Abzug seines Wellentöters, wobei er den Arm im Halbkreis schwenkte. Gleichzeitig bemühte er sich, die innere Stille herzustellen. Einer
seiner Angreifer wurde im Gesicht getroffen, das sich sofort in eine rauchende schwarze Masse verwandelte. Die der Kryo-Flüssigkeit entströmenden Gase sowie der Rauch aus seiner Waffe benebelten den Anjorianer, tauchten ihn in eine heimtückische Euphorie.
    »Denk an mich, Jek. Denk an Yelle …«
    Nur mit größter Anstrengung und seiner gesamten Willenskraft gelang es ihm, das Antra herbeizurufen.
     
    Trotz der späten Stunde hatten sich eine Menge Schaulustige um den Mann versammelt, der im Gras lag. Ein Pfau pickte an ihm herum, als wollte er ihn wecken. Der Paritole  – seiner nachlässigen Kleidung nach zu urteilen – sah aus, als schlafe er, aber seine gelbe, ins Grüne schimmernde Gesichtsfarbe und seine verlangsamte Atmung ließen darauf schließen, dass er kryogenisiert worden war. In der einen Hand hielt er einen Wellentöter mit kurzem Lauf, die andere umklammerte mit Daumen und Zeigefinger eine kleine weiße Kugel.
    Ein frischer Wind war aufgekommen, der Vorbote der Ersten Dämmerung, während die fünf Satelliten bald am Horizont untergehen würden. Alle nächtlichen Müßiggänger fragten sich, wie ein Kryo, ein Bewusstloser, in den Park gelangen konnte. Außerdem stellte die Waffe ein weiteres Rätsel dar, denn aus ihrem Lauf stieg noch Rauch empor, ein Zeichen, dass sie vor Kurzem benutzt worden sein musste. Aber es war ebenso unwahrscheinlich, dass sich ein »Tiefgefrorener« einer Waffe bediente, wie es einem Venicianer einfacher Herkunft unmöglich war, bei Hofe empfangen zu

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