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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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werden. Also warfen sich die Umstehenden fragende Blicke zu. Sich verbal zu äußern, wagten sie nicht, weil sie Angst hatten, ihre Stimme könne
ihre mangelnde autopsychische Selbstkontrolle verraten. Die beste Lösung wäre wohl gewesen, die Interlisten zu benachrichtigen, die vor dem Palast patroullierten, doch selbst dazu mangelte es ihnen an Mut.
    »Bitte, treten Sie zur Seite!«, sagte da ein Junge leise.
    Nur zu gern folgten die Leute seiner Aufforderung, denn sie hatten keine negativen Konsequenzen zu befürchten. Der Junge – er musste zwischen zehn und fünfzehn Jahre alt sein – wer wusste das schon bei Paritolen! – schlüpfte durch die Umstehenden, verscheuchte den Pfau und beugte sich über den Mann. Er trug dieselbe Kleidung wie der Mann zu ihren Füßen, einen grauen Colancor und eine ebensolche Jacke, die vor etwa zweihundert Jahren einmal modern gewesen waren. Und die Ähnlichkeit der beiden gipfelte darin, dass er ebenfalls einen Wellentöter mit rauchendem Lauf in der Hand hielt. Er rüttelte an der Schulter seines Gefährten, jedoch ohne Reaktion.
    »Das bringt nichts«, erklärte ein Spießbürger mit dickem Bauch. »Sie können ihn nur wieder zum Leben erwecken, wenn Sie ihm eine mit seinem genetischen Code versetzte Reanimationsflüssigkeit injizieren. Am besten, Sie bringen ihn sofort in ein Kankenhaus in Venicia. Soll ich Ihnen eine Taxikugel rufen?«
    Der Junge drehte sich um und warf dem Mann einen verzweifelten Blick zu. Diese Paritolen besaßen überhaupt keine autopsychische Selbstkontrolle. Man konnte in ihnen wie in einem entschlüsselten holographischen Buch lesen. Selbstzufrieden unterdrückte der Spießer ein triumphierendes Lächeln: Keine Emotion hatte sich in seine Stimme geschlichen.
    »Da seine Waffe noch raucht, bezweifle ich, dass er schon vor drei Stunden kryogenisiert wurde«, mischte sich ein
gut gekleideter Mann mit weiß geschminktem Gesicht ein. »Also ist der genetische Code zur Reanimation überflüssig.«
    Der Junge stand auf, ging zu ihm und sah ihn so eindringlich an, dass der Mann einen Schritt zurücktrat. Dieser Blick jagte ihm Angst ein.
    »Sind Sie sich dessen sicher?«
    »Absolut sicher. Sie brauchen mich nicht so anzusehen, junger Freund. Fehlt Ihnen etwa jede emotionale Kontrolle? Was haben Sie eigentlich hier mitten in der Nacht mit einem Wellentöter in der Hand zu schaffen? Sind Sie etwa ein Dieb? Oder einer dieser Revolutionäre, die Syracusa destabilisieren wollen?«
    Der Junge starrte ihn weiter an, schwieg aber.
    »Vielleicht würde Sie ein Interlist oder ein Scaythe zum Reden bringen?«, sagte der Mann drohend.
    Die Gaffer stimmten dem Sprecher zu, doch nur durch Gesten. Sie verachteten nicht nur alle Paritolen, sie fürchteten sie ebenfalls, weil diese Menschen ihren Jahrhunderte währenden Glauben an ihre Überlegenheit bedrohten. Diese beiden bewaffneten Typen, die aus dem Dunkel der Nacht aufgetaucht waren, hatten sicher Dreck am Stecken, und es wäre am besten, sie den Ordnungshütern zu übergeben. So dachten sie alle: Denn die Auslöschungsprogramme der Scaythen hatten aus ihnen bereits dem Staat genehme Untertanen ohne Moral und ohne eigenes Denkvermögen gemacht.
    »Kommen Sie mit, mein Junge. Und machen Sie sich um Ihren Freund keine Sorgen. Die Interlisten kümmern sich um ihn.«
    Die Leute glaubten, der junge Mann würde den Anweisungen des Mannes folgen, aber der Fremde hob seine Waffe und entsicherte sie.

    Sie hatten nicht einmal Zeit zu protestieren, da schoss er bereits in die Luft.
    »Haut ab! Sofort!«, schrie der Junge.
    Die Gaffer vergaßen augenblicklich alle Selbstkontrolle und Würde. Sie stoben wie ein Schwarm aufgeschreckter Pfaue in alle Richtungen davon. Nur ein paar besaßen noch so viel Verstand, den Vorfall den wachhabenden Interlisten vor dem Palast zu melden.
     
    Als Jek sich beruhigt hatte und nicht mehr zitterte, tastete er vorsichtig Shari ab. Der Körper seines Freundes war bereits so kalt und starr wie ein Eisblock. Die Berührung erinnerte ihn an die im Schnee liegenden Körper seiner Gefährten San Francisco und Robin de Phart im Zirkus der Tränen auf Jer Salem.
    Nur mühsam konnte er den Mahdi umdrehen und fand erst nach längerem Suchen die Schachtel mit den Spritzen. Als er das Geräusch sich nähernder Schritte hörte, hob er den Kopf und sah eine Gruppe weiß gekleideter Gestalten, die auf ihn zuliefen.

NEUNTES KAPITEL
    KORUPHÉ
     
    Erzähle uns, o Sauros, von der Schlacht, in der die Armeen des

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