Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
Vom Netzwerk:
anwachsende Brausen auf diesem Planeten waren Zeugnis dafür, dass die Dunkelheit immer mehr Raum gewann – ein faszinierendes Bild von abstoßender Schönheit.
    »Das ist das Ende … das Ende der Via Lactea … das Ende des Universums …«, hatte Loter Pakullaï geflüstert.
    Nur unter größter Anstrengung war es Tixu gelungen, sich zu seinem Gefährten umzudrehen.
    »Für Sie ist der Zeitpunkt gekommen, in die Welten der Menschen zurückzukehren, Loter«, hatte Tixu mühsam hervorgebracht. »Lehren Sie so vielen wie möglich das Antra. Das wird Ihr Beitrag zum ewigen Kampf der Menschheit sein.«
    »Und Sie?«
    »Mein Beitrag ist ein anderer …«
    »Man muss schon ein verrückter Inddikischer Zauberer sein, wenn man glaubt, aus diesem Dreckloch wieder rauszukommen«, hatte er traurig gesagt und auf die Becken gedeutet.
    »Ich habe nie behautet, ungeschoren davonzukommen.«
    »Und warum fühlen Sie sich dann verpflichtet, es zu tun?«

    Tixu hatte mit der Antwort kurz gezögert. Er wusste selbst nicht genau, warum er so handelte. Er gehorchte nur einer Intuition. Aber wie sollte er das einem Professor erklären, der an die Wissenschaft glaubte? Nur Yelle, die auch über ein außersinnliches Wahrnehmungsvermögen verfügte, hätte die richtigen Worte gefunden.
    »Machen Sie sich auf den Weg, Loter, sonst sind die zivilisierten Welten verschwunden, ehe Sie dort ankommen.«
    »Ich werde den Ihren Grüße von Ihnen ausrichten, großer Zauberer«, hatte Loter Pakullaï voller Wärme gesagt, die Augen geschlossen, das Antra gerufen und sich dematerialisiert.
    Als Tixu allein war, hatte er seiner Verzweiflung freien Lauf gelassen und endlich geweint. Auf den Knien sitzend, hatte er mit der Stirn auf den harten Boden geschlagen, bis eine Braue aufgeplatzt und Blut über seine Wange gelaufen war. »Dein Schicksal vollenden«, hatte Kacho Marum, der sadumbische Schamane vom Planeten Zwei-Jahreszeiten, zu ihm gesagt. Doch Tixu hatte nicht geahnt, dass das Schicksal so grausam sein und ihn von seiner Familie trennen würde. Die sechzehn glücklichen Jahre mit Aphykit und später auch mit Yelle waren nur eine kurze Zeit in einem beschwerlichen Leben, ein unverhofftes Glück während einer quälend langen Reise gewesen.
    Er war aufgestanden und langsam zum Rand des einen Beckens gegangen. Die Masse strömte aus der Nähe einen schwach säuerlichen Geruch aus, und die äußeren Rundungen der Spirale waren so tiefschwarz, dass sie wie kompakte Materie wirkte. Durch die ungeheure Kraftanstrengung war er in Schweiß gebadet. Trotzdem durchdrang ihn eine kaum zu ertragende Kälte. Unbeweglich, starr hatte er am Ufer dieses unheimlichen Sees gestanden
und den Blick über die leicht gekräuselte Oberfläche gleiten lassen, während Erinnerungen in ihm aufstiegen.
    Das Antra glich einem sanften Summen in seinem Körper, wie das leise Murmeln einer Quelle, durch das er langsam einen Zustand der Gelassenheit erreichte, mehr noch ein Gefühl, das ihn für immer mit Aphykit, Yelle, Shari, Kacho Marum, Stanislav Nolustrist und allen Menschen verband. Nun hatte er das geheime Gesetz des Universums verstanden und somit seine Aufgabe: Sein Verzicht war der Preis für das Überleben der Menschheit.
    Ohne sich auszuziehen, war er bis zur Taille in die zähflüssige Masse des Matrix-Bottichs gegangen, er fühlte entsetzliche Schmerzen in den Beinen. Bei vollem Bewusstsein hatte er das Sichauflösen seines Körpers gespürt. Doch dieser Schmerz hatte sich nicht auf das Physische beschränkt, sondern war eine Form des Auslöschens gewesen. Hellsichtig hatte Tixu erkannt, dass er seine Qualen abkürzen könnte, wenn er ganz in die Flüssigkeit eintauchte. Er hatte einen letzten Schrei ausgestoßen und sich in die Tiefe gleiten lassen. Sein Körper hatte sich im Bruchteil einer Sekunde aufgelöst; der Schmerz jedoch hatte länger gedauert, als ob diese Masse seine Zelldaten für den Fall seiner eventuellen Rekonstruktion speicherte.
    Anfangs hatte Tixu es als angenehm empfunden, nicht mehr Gefangener seines Körpers zu sein. Eine Leichtigkeit gleich jener während seiner psychokinetischen Reisen hatte ihn erfüllt. In diesem Stadium hatte er begonnen, die Strukturen seiner Umgebung zu erforschen, vor allem diese Emulsion, die sowohl als Fixativ als auch als Dissolvens agieren konnte. Er hatte begriffen, dass sein Körper noch nicht endgültig zerstört war, sondern dass jede einzelne
seiner Zellen mit den Molekülen dieser Lösung eine

Weitere Kostenlose Bücher