Sternschnupperkurs
denn da, wie? Worum geht es denn?«, gurrte Suzy, entzückt von dem Begrüßungsgebell.
Leo stieß ein stummes Dankgebet aus, dass sie nicht erraten konnte, was Plappermaul Baxter ihr in diesem Augenblick zu sagen versuchte.
»Er fragt sich, ob du fünf Meilen mit ihm joggen möchtest. Nein, Baxter, möchte sie nicht, also lass es gut sein, okay?«
»Ach du Süßer, ich muss arbeiten, sonst würde ich das echt gern tun.« Bedauernd setzte sich Suzy hin und nahm ihren Schal ab. Sie lächelte Leo an – der einen komplett verrückten Moment lang dachte, dass sie ihn Süßer genannt hatte – und sagte dann: »Es ist nur eine Stippvisite, aber ich kam zufällig vorbei und wollte dich wissen lassen, dass es mir schon sehr viel besser geht. Nach dem Vorfall mit der vergrabenen Dose in deinem Garten«, erläuterte Suzy, als Leo begriffsstutzig blickte. »Als ich dich wie ein Baby angeheult habe.«
Leo nickte. Als ob er das jemals vergessen könnte. »Tja, das freut mich.«
»Ich bin übrigens Merle Denison begegnet.«
»Merle? Großer Gott, wie geht es ihr?«
Suzy berichtete ihm die Ereignisse des ziemlich erstaunlichen Vortages. Sie erzählte Leo von den Briefen und brachte es fertig, dabei kein einziges Mal zu heulen.
»Siehst du? All die Jahre, in denen ich mich ungeliebt fühlte, waren für die Katz. Eine Zeitverschwendung. Die arme Mum – kannst du dir vorstellen, wie sie sich gefühlt haben muss?«
»Dann ist ja jetzt alles klar«, sagte Leo.
»Nur dass Lucille verschwunden ist.«
Als Lucilles Name fiel, winselte Baxter erneut auf. »Genau, Lucille! Wo zur Hölle ist sie nur? Nennt sich Hundesitterin, aber ich habe sie seit Wochen nicht mehr gesehen.«
»Ich weiß, du Süßer, du vermisst sie auch, nicht wahr? Ich tue das jedenfalls.« Suzy rubbelte mitfühlend seine haarigen Ohren. Traurig gab sie zu: »Lucille ist weg und hat uns alle verlassen, und es ist allein meine Schuld. Es bringt mich um, dass ich ihr nicht sagen kann, wie leid es mir tut.«
Leo wünschte, sie würde
seine
Ohren rubbeln.
Er hustete, verdrängte den unzüchtigen Gedanken, und sagte: »Ich weiß, wo Lucille ist.«
»Du machst Witze!« Suzys grüngoldene Augen wurden groß. »Ehrlich? O Gott, ist das wunderbar«, rief sie. »Ich kann zu ihr und mich vor ihr auf die Knie werfen, bis sie mir verzeiht! Ich gehe gleich heute Nachmittag zu ihr, sobald ich mit der Arbeit fertig bin! Ist sie hier in Bristol?«
»Äh, nicht ganz.« Leo versuchte sein Möglichstes, nicht zu lächeln. »Sie ist an einem Ort namens Grand Baie untergekommen.«
»Grand Bay? Liegt das oben in Newcastle? Nahe der Whitley Bay?«
Guter Gott, dachte Suzy, warum um alles in der Welt ist Lucille nur so weit weg gefahren?
»Nicht ganz«, sagte Leo. »Genauer gesagt, liegt es auf Mauritius.«
»Mauritius!«, schimpfte Suzy, nahm die Broschüre, die sie an diesem Nachmittag im Reisebüro ergattert hatte, und breitete sie auf dem Küchentisch aus. »Ist das zu glauben?«
»Von dort stammt ihre Familie«, meinte Jaz vernünftig. »Sieht nett aus.«
»Die Perle im Indischen Ozean, steht hier. Smaragdgrüne Gewässer … Grand Baie ist als die mauritische Côte d’Azur bekannt … Ha! Und ich dachte, es liegt in der Nähe von Newcastle. Ich war noch nie auf Mauritius«, erklärte Suzy indigniert. Sie sah zu Jaz. »Warst du schon auf Mauritius?«
»Wer weiß?« Jaz zuckte mit den Schultern. In seiner alkoholgeschwängerten Vergangenheit gab es viele Orte, an deren Besuch er nicht die geringste Erinnerung hatte. »Maeve? War ich schon einmal auf Mauritius?«
»Nein.« Maeve klang tröstend. »Du verwechselst das mit Tasmanien.«
»Stimmt.« Jaz grinste breit. »Natürlich. Ich Dummerchen.«
»Es ist so unfair«, jammerte Suzy, die vor Frust beinahe platzte. »Als Leo sagte, er wisse, wo Lucille ist, da dachte ich, toll, geh sofort zu ihr. Wenn sie in Newcastle wäre, würde ich nach Newcastle fahren«, ärgerte sie sich. »Aber Mauritius … ehrlich, was hat sich Lucille nur dabei gedacht? Weiter weg geht es ja wohl kaum! Und ich kann momentan keinen Urlaub nehmen … Verdammt, ich habe nur ihre Adresse. Es gibt nicht einmal eine Telefonnummer …«
»Schreibe ihr.« Maeve ging wie immer praktisch an die Sache heran. »Mache Fotokopien der Briefe, die deine Mutter an Merle geschrieben hat, und schicke sie mit einem netten Begleitbrief an Lucille.«
»Das dauert doch Ewigkeiten, bis die Briefe bei ihr sind«, grummelte Suzy. »Und es ist auch nicht
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