Sternschnupperkurs
Lucille, blieb abrupt stehen und zeigte nach vorn. »Ist das nicht Leos Auto?«
Es war tatsächlich Leos Autos. Leo, der sie entdeckt hatte, stieg aus. Gleichzeitig erhob sich die Gestalt auf der Treppe auf die Beine und kam auf sie zugelaufen. Suzy wurde klar, dass es sich bei der Gestalt nicht um Harry handelte. Es war ein Mann mittleren Alters, den sie noch nie zuvor gesehen hatte.
»Suzy Curtis? Sind Sie Suzy Curtis?«
Eine Welle der Angst schoss durch Suzy. Sie schauderte, ihre Finger krampften sich hilflos um Adams Ellbogen und die Knie wurden ihr weich.
Was ist hier los?
Leo legte einen Zahn zu und erreichte sie als Erster.
»Wo bist du gewesen?«, verlangte er ruppig zu wissen. »Dein Handy ist ausgeschaltet.«
Suzy fühlte sich wie betäubt. Sie zeigte auf das Haus. »Ich habe es nicht mitgenommen. O Gott, wo ist Harry? Was ist ihm zugestoßen?«
»Suzy Curtis? Mike Platt von der
Evening Post
. Sind Sie Harry Fitzallans Freundin?«
Hinter ihr schnappte Lucille nach Luft. Suzy wurde übel. »Ja! Ja! Sagen Sie mir nur, was los ist!«
»Er liegt im Frenchay Hospital.« Leo fasste sich kurz. »Es ist ziemlich übel, aber er ist bei Bewusstsein. Schädelbruch, Arm und Bein gebrochen, Rippen angeknackst, Schnittwunden und Blutergüsse. Die Ärzte sagen, dass er sich wieder erholen wird, aber es ist ein Wunder, dass er noch lebt.«
»O mein Gott …« Mittlerweile zitterte Suzy heftig. Sie war sich dumpf bewusst, dass ihr Adam Pettifer sein Jackett um die Schultern legte. Die anderen hielten sich unsicher im Hintergrund, wussten nicht, was sie tun sollten. Leo sagte: »Er hat nach dir gefragt.«
»Was ist passiert? Ein Autounfall?«
Ein Muskel in Leos Unterkiefer zuckte. »Könnte man so sagen.«
Der Reporter der
Evening Post
schob Adam beiseite und hielt Suzy ein kleines Aufnahmegerät vor die Nase.
»Harry Fitzallan ist ein Held, Suzy! Er hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, um zwei kleine Kinder vor einem schrecklichen Tod zu bewahren. Wie fühlen Sie sich dabei?«
»Komm«, meinte Leo kurz angebunden, »ich fahre dich ins Krankenhaus.« Er sah zu Lucille. »Du kommst am besten auch gleich mit.«
»Er hat zwei Kinder gerettet?« Suzy war verblüfft. »Wie denn? Ich meine, wann …? Wie …?«
»Kurz vor acht heute Abend. Er war auf dem Weg zu dir.«
»Dafür könnte er den Georgs-Orden verliehen bekommen«, plapperte der Reporter, immer noch mit ausgestrecktem Aufnahmegerät, während Leo die beiden Frauen über die Straße schob. »He, Suzy, bevor Sie gehen, wie fühlen Sie sich? Sie müssen sehr stolz sein!«
18. Kapitel
»Im Krankenhaus gibt es noch viel mehr von denen«, warnte Leo, als sie losbrausten. »Die Presse hat sich schon festgebissen. Sie geben Gebote für Interviews ab.«
»Das ist doch jetzt egal.« Suzy saß neben ihm auf dem Beifahrersitz und hielt sich die zitternden, eiskalten Hände zwischen die Knie. »Erzähle uns, was passiert ist.«
»Wie ich schon sagte, Harry war auf dem Weg zu dir. Er wollte an der Tankstelle an der Beaumont Road tanken. An der Zapfsäule neben ihm stand eine Frau mit zwei Kindern auf dem Rücksitz ihres Wagens. Ein sechsjähriges Mädchen und ihr neugeborener Bruder.« Leo schwieg kurz nach dieser Einleitung. »Gleich um die Ecke – das wusste Harry zu diesem Zeitpunkt noch nicht – überfielen zwei Teenager eine alte Frau. Sie war leichte Beute. Die beiden schnappten sich einfach die Handtasche und rannten davon, aber ein Passant beobachtete sie und setzte ihnen nach. Auf der Höhe der Tankstelle sahen sie, dass er sie gleich einholen würde. Harry und die Frau bezahlten gerade für ihr Benzin. Harry sah, wie sie sein Auto stehlen wollten, aber er hatte den Schlüssel eingesteckt. Daraufhin sprangen die beiden Teenager in den Wagen der Frau und fuhren los.«
»Mit den Kindern noch auf dem Rücksitz.« Suzy schnappte nach Luft.
Leo nickte. »Ganz genau. Harry rannte aus der Tankstelle. Die Frau wurde hysterisch. Harry versuchte sie aufzuhalten, indem er sich dem Wagen in den Weg stellte, aber sie beschleunigten. Es gab nicht genug Platz, um zur Seite zu springen. Er konnte nichts anderes tun, als sich auf die Kühlerhaube zu werfen. Er hielt sich an den Scheibenwischern fest und brüllte ihnen zu, sie sollten anhalten, aber das taten sie nicht. Sie lachten nur wie wild, erzählte er. Sie ließen den Wagen von einer Seite zur anderen schleudern, damit er herunterfiel. Und die ganze Zeit hörte er, wie die Kinder auf dem Rücksitz weinten
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