Sternschnupperkurs
einmal angefangen mich zurechtzumachen!« Dabei hasste sie Unpünktlichkeit.
»Spring unter die Dusche und sei beruhigt: ich besorge dir eine Karte«, sagte Lucille.
Wow, was für eine Erleichterung. Die Läden waren schon alle geschlossen. Lucille war offenbar gut organisiert.
»Du hast Grußkarten in Reserve?«, fragte Suzy.
Lucille stand auf. »Ich nicht, aber die 24 -Stunden-Tankstelle.«
Es war einer dieser peinlichen Momente, in denen man sich wie ein Wurm windet. Als Lucille zurückkehrte, war es drei vor acht. Suzy, fertig angezogen und auf dem Sprung, starrte die Karte an, die Lucille für sie ausgesucht hatte.
»Alles Gute zum Geburtstag für den Mann, den ich liebe«, stand in geschwungenen, goldenen Buchstaben auf der Vorderseite, umkränzt von Vergissmeinnicht und Schmetterlingen.
Innen war es noch schlimmer.
Da stand ein Gedicht.
»Die Auswahl war nicht groß«, meinte Lucille. Fröhlich fügte sie hinzu. »Aber die passt doch supergut, oder?«
Mein Herz gehört nur dir,
Du bist mein Sonnenschein.
Gemeinsam schreiten wir
Ins große Glück hinein.
Suzy wurde übel. Sie musste schlucken. Ihr lausiger Geschmack in Sachen Musik war nichts im Vergleich zu Lucilles Geschmack in Sachen Geburtstagskarten.
Die Uhr auf dem Kaminsims schlug acht.
»Na los, unterschreibe«, drängte Lucille.
»Äh, ist das nicht ein wenig zu viel des Guten?«
»Sei jetzt nicht pingelig. Ich habe doch gesagt, dass es keine große Auswahl gab.«
Oh mein Gott, Lucille sah aus, als stünde sie kurz davor, beleidigt zu sein. Eiligst griff Suzy nach dem Stift. »Was soll ich schreiben?«
»In Liebe, Suzy.« Lucille rollte mit den Augen, erstaunt über ihre Dummheit.
In Liebe. Suzy. Na schön, es waren ja nur Worte auf einer Karte, nicht wahr? Man las es, nahm aber nicht automatisch an, dass es wirklich um
Liebe
ging, oder?
Innerlich hielt sie sich die Daumen und unterzeichnete rasch wie befohlen.
»So, fertig. Danke, dass du mir die Karte besorgt hast.« Suzy konnte nicht anders, sie sah Harrys Gesicht vor sich, wenn er die Karte aufschlug. Vielleicht könnte sie es als Witz verkaufen? Sie hoffte nur, er würde sie nicht wegen gebrochenen Eheversprechens verklagen, wenn sie mit ihm Schluss machte in, ach, ungefähr 48 Stunden …
»Ich kann nicht glauben, dass es zwischen euch beiden so gut läuft«, meinte Lucille glücklich. »Mein ältester Freund und meine neu gefundene Schwester. Ist das nicht total super?«
Mit einem Schlag wurde Suzy klar, warum sie Lucille gegenüber nicht absolut ehrlich gewesen war, was Harry betraf. Lucille war so begeistert von ihnen beiden als Paar, dass sie nicht den Mut hatte, ihr reinen Wein einzuschenken. Innerlich krümmte sich Suzy. Wenn sie mit Harry Schluss machte, wäre Lucille wahrscheinlich enttäuschter als er.
Zehn Minuten vergingen.
»Das Geschenk wird ihm super gefallen.« Lucille tätschelte die silberne Verpackung.
Ich hoffe doch, dachte Suzy, die eine lächerliche Summe für einen brombeerfarbenen Kaschmirpulli von Ralph Lauren ausgegeben hatte. Es war natürlich ein Schuldgefühlkauf. Kein frisch abservierter Exfreund von ihr sollte einen Grund bekommen, sie einen Geizhals zu schimpfen.
Und nun war es zwölf Minuten nach acht. Um Himmels willen, dachte Suzy indigniert, gab es irgendetwas Ärgerlicheres als Menschen, die sich nicht die Mühe machten, an ihrem Geburtstag pünktlich zu sein?
Laut sagte sie: »Wenn er um Viertel nach acht nicht hier ist, bekommt er sein Geschenk nicht. Wo bleibt er bloß? Er ist zu
spät
.«
Um halb neun war Harry immer noch nicht da. Es war eine Sache, mit jemand Schluss machen zu wollen, wie Suzy rasch feststellte, aber von ihm versetzt zu werden, war etwas völlig anderes.
Als Suzy es leid war, im Wohnzimmer auf und ab zu tigern, blieb sie vor dem großen, ovalen, goldgerahmten Spiegel über dem Kamin stehen. Sie sah toll aus, oder etwa nicht? In ihrem neuen mandarinenroten Seidenkleid mit den Spaghettiträgern und den hochgesteckten Haaren. Sie trug hauchzarte Strümpfe und 300 Pfund teure High Heels von Jimmy Choo. Sogar einen brandneuen BH und einen dazu passenden Slip aus topasgelber Spitze. Was von ihrer Seite aus eine äußerst großzügige Geste war, fand Suzy, da sie nicht die leiseste Absicht hatte, Harry ihre Dessous zu zeigen.
Und ihr Make-up war auch perfekt.
Suzy wirbelte herum: »Sag mir, bin ich das Hässlichste, was dir je vor Augen gekommen ist? Sehe ich absolut schrecklich aus?«
»Ja, ganz
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