Sternstunde der Liebe (German Edition)
Gegend?«
»Rumer und ich sind befreundet, Dad«, entgegnete Zeb fassungslos.
»Die Leute werden denken, dass mit dir etwas nicht stimmt. Gibst dich nur mit Mädchen ab – sogar deine Haare sehen weibisch aus. Warum schneidest du sie nicht ab und benimmst dich wie ein Mann?«
Während Zeb fuhr, warf er einen Blick auf Michaels Pferdeschwanz. Er war länger als sein eigener jemals gewesen war. Er dachte daran zurück, wie er eines Abends zu Bett gegangen war und am nächsten Morgen feststellen musste, dass sein Vater ihm im Schlaf die Haare abgeschnitten hatte. Sein Vater war Pilot und während des Zweiten Weltkriegs in Rangun stationiert gewesen; nach seiner Rückkehr war er für Pan Am geflogen. Seinem Vaterland zu dienen, Flugzeuge zu fliegen, war seine Art gewesen, aller Welt zu beweisen, was für ein Teufelskerl er war. Die Tatsache, dass er so gut wie nie zu Hause war, nie da war zum Reden, zählte in seinen Augen nicht.
Zeb hatte eine enge Beziehung zu seiner Mutter entwickelt. Sie war fantastisch gewesen – hatte von Anfang an seine Liebe zu den Gestirnen erkannt und gebilligt. Mit fünf hatte sie ihm ein Teleskop und einen Sternenatlas geschenkt. Sie hatte auch seine Liebe zu den Larkin-Mädchen gesehen und nie versucht, ihm deswegen Schamgefühle einzureden.
»Beurteile deine Freunde nie nach dem, was sie von dir unterscheidet«, hatte sie gesagt. »Geschlecht, Hautfarbe, all das spielt keine Rolle. Was zählt, ist allein der Kern ihres Wesens – und deiner.«
Er hatte seiner Mutter nur ein einziges Mal Kummer bereitet, als er nicht Rumer, sondern Elizabeth geheiratet hatte. Während sein Vater von Zees Schönheit und glamourösem Auftreten betört war und die Entscheidung seines Sohnes ohne Zweifel für die vernünftigste der Welt hielt, hatte seine Mutter seine Wahl nicht wirklich gebilligt. Rumer war gar nicht erst zur Hochzeit erschienen; Zeb hatte das Gefühl, seine Mutter wäre ihr auch lieber ferngeblieben.
Sein Vater war von Elizabeths flammender Schönheit im gleichen Maß wie er geblendet gewesen. Welcher Mann hätte ihr auch widerstehen können? Seite an Seite wirkten die Schwestern wie Silber und Zinn: Die eine verbreitete einen derart strahlenden Glanz, dass sie die stille und beständige Schönheit der anderen in den Schatten stellte. Zeb war zu jung und zu töricht gewesen, um zu begreifen, dass zu einer guten Ehe auch eine gute partnerschaftliche Beziehung gehörte. Das hatte ihm sein Vater nicht beigebracht.
Zebs Eltern waren inzwischen beide tot. Sein Vater war bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen – in einer kleinen einmotorigen Cessna, bei einem Charterflug nach Martha’s Vineyard. Das war im ersten Jahr nach Zebs Examen an der Caltech gewesen, nur wenige Monate vor seinem ersten Flug mit einer Raumfähre. Seine Mutter war in der gleichen Woche, als Elizabeths Schwangerschaft festgestellt wurde, einem Herzanfall erlegen. Und so hatten seine Eltern, getrennt voneinander, die beiden wichtigsten Meilensteine in seinem Leben verpasst – was er noch heute bedauerte.
Zeb schauderte, als er an seinen Vater dachte, dessen Maschine ins Meer gestürzt war. Er hatte das Flugzeug gesteuert und zwei Freunde an Bord gehabt, die er zu einem Golfturnier fliegen wollte. Einer der beiden hatte überlebt und zu Zeb gesagt: »Dein Vater starb, wie er lebte: Bei einer Tätigkeit, die er liebte, nämlich Flugzeuge fliegen, als Herrscher der Lüfte. Er starb wie ein Mann.«
Wie ein Mann … Zeb umklammerte das Lenkrad und überlegte, was das über den Grund aussagte, der ihn bewogen hatte, seinen Beruf als Wissenschaftsastronaut an den Nagel zu hängen. Sein Vater hätte ihn ausgelacht, wenn er davon gewusst hätte, und die Leitung des neuen Forschungslabors als »Kinderkram« im Vergleich zu einem Fliegerleben betrachtet. Trotz der Jahre, die inzwischen vergangen waren, sah er immer noch, wie sein Vater den Kopf schüttelte, Zebs Leben missbilligte.
»Hey«, sagte er zu seinem Sohn. »Wie wäre es mit Aufwachen?«
Michael rührte sich, vergrub seinen Kopf noch tiefer.
»Rede mit mir, Michael. Erzähle mir von deinen Hoffnungen und Träumen. Frage mich nach dem Sinn des Lebens. Das ist es, was Väter und Söhne tun, wenn sie quer durchs ganze Land fahren – sie tauschen ihre Ansichten über tiefschürfende Themen aus. Mach schon – halte deinen Vater bei Laune.«
»Bin müde, Dad«, brummte Michael.
»So müde kannst du nicht sein. Du hast schließlich fast achtundvierzig
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