Sternstunden des Universums
und so die Situation noch verschärft.
Doch zurück zu Eta Carinae. Sollte dieser Stern tatsächlich dereinst in einer Hypernova vergehen, dann könnte die Menschheit – falls es dann noch Menschen im herkömmlichen Sinne gibt – ganz schön in die Bredouille geraten. Doch Entwarnung ist angesagt: Sehr wahrscheinlich wird das geschilderte Albtraumszenario nicht wahr werden. Damit eine HN ihre volle Wirkung entfalten kann, muss eine der Strahlenkeulen die Erde treffen. So wie sich uns Eta Carinae derzeit darstellt, wird dieser Fall nicht eintreten. Die beiden pilzförmigen Auswürfe des Homunkulus-Nebels zeigen die Richtung der Rotationsachse von Eta Carinae an – und die weist nicht in Richtung Erde. Aller Voraussicht nach werden auch die beiden Strahlenkeulen parallel zu Rotationsachse emittiert werden und deshalb die Erde nicht treffen.
Als Fazit aller Überlegungen bleibt festzustellen: Wenn Eta Carinae dereinst sein Dasein mit einem gewaltigen Feuerwerk beschließt, wird dies das Leben auf der Erde nicht ernsthaft gefährden. Allein die Röntgen- und Gammastrahlung könnte für eine vorübergehende Beeinträchtigung sorgen. Auf die eingangs gestellte Frage – muss man Angst haben, wenn Eta Carinae explodiert? – darf man daher mit einem vorsichtigen »Nein« antworten.
Abschließend noch eine Anmerkung. Man kann bemängeln, dass in diesem Kapitel zwar die Auswirkungen einer eventuellen Eta-Carinae-Hypernova und die einer Supernova des Typs II, nicht aber die des Typs Ia in Betracht gezogen wurden. Das liegt daran, dass Eta Carinae – und nur von diesem Stern ist ja die Rede – sicher nicht als Supernova vom Typ Ia explodieren wird.
Von einer Supernova des Typs II sprechen die Astronomen, wenn ein massereicher Stern am Ende seiner Entwicklung allen »Brennstoff« verheizt hat und unter seiner eigenen Schwerkraft kollabiert. Eine Supernova des Typs Ia »funktioniert« anders, sie hat ihren Ursprung in einem Doppelsternsystem aus einem Weißen Zwerg und einem Roten Riesen. Rote Riesen sind massearme Sterne, die in ihrem Zentrum bereits allen Wasserstoff zu Helium fusioniert haben. Lediglich in einer schmalen Schale um den Sternkern findet noch eine Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium statt, die Energie liefert. In dieser Phase bläht sich der Stern gewaltig auf (warum, ist im Kapitel 7 »Kohlenstoff – to be or not to be« erklärt), wobei seine Oberfläche auf eine Temperatur von etwa 3500 Grad abkühlt und daher – nomen est omen – rot leuchtet. Haben diese Sterne schließlich auch noch das Helium im Zentrum zu Kohlenstoff und Sauerstoff »verbrannt«, so wirft der Stern seine äußere Gashülle ab, wobei der Kern aus Kohlenstoff und Sauerstoff freigelegt wird. Diesen etwa erdballgroßen Rest des ausgebrannten Sterns bezeichnet man als »Weißen Zwerg«. In einem Doppelsternsystem aus einem Weißen Zwerg und einem Roten Riesen kann nun der Weiße Zwerg dank seiner Schwerkraft Gas von der aufgeblähten Hülle des nahen Roten Riesen an sich ziehen. Übersteigt schließlich die Masse des Weißen Zwergs eine bestimmte Grenze, so wird der Weiße Zwerg instabil und explodiert als Supernova des Typs Ia. Die dabei frei werdende Energiemenge kann bis zu 100-mal größer sein als bei einer SN des Typs II (Abb. 34).
Abb. 34: Entwicklung einer Supernova des Typs Ia. Der Weiße Zwerg, links im Bild, zieht Materie von einem Roten Riesen auf sich ab. Ist die kritische Masse von rund 1,44 Sonnenmassen erreicht, so zünden schlagartige Kernfusionsprozesse, und der Weiße Zwerg explodiert in einer SN-Ia.
Handelt es sich bei Eta Carinae um einen Einzelstern, ist die Sache klar: Es kann nur zu einer SN des Typs II kommen. Anders in dem vermuteten Doppelsternsystem mit zwei gleich alten Sternen. Damit sich dort einer der beiden Partner zu einem Weißen Zwerg entwickeln kann, dürfte dessen Masse nicht mehr als circa acht Sonnenmassen betragen. Da massereiche Sterne jedoch viel schneller »heranreifen« als massearme, explodiert der um ein Mehrfaches »gewichtigere« Partner, noch bevor der andere zum Weißen Zwerg geworden ist. Die Voraussetzungen für eine SN des Typs Ia sind daher nicht erfüllt.
Kapitel 9
Extrablatt – Breaking News
Kaum etwas beflügelt unsere Fantasie mehr als die Vorstellung eines erdähnlichen Planeten in einem fernen Sonnensystem. Captain W. S. Jacob vom Observatorium in Madras (heute: Chennai) in Indien war einer der Ersten, der glaubte, einem Exoplaneten auf die Spur gekommen zu
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