Stets Zu Diensten, Mylady
bedürfen. So aber ist der Wunsch der Dame mir Befehl.”
Allenbys Gesicht lief zu einer bläulichen Röte an. Miss Rowallan neigte lieblich lächelnd das Haupt und erwiderte mit samtweicher Stimme: “Ich danke Ihnen, Mr Shafto. Ich hätte nichts anderes von Ihnen erwartet. Verzeihen Sie die Ungehörigkeit meiner sogenannten Verwandten. Überlassen Sie es getrost mir, diese Menschen in ihre Schranken zu weisen, und verschaffen Sie sich auf den Gängen ein wenig Bewegung. Es wäre mir furchtbar, wenn Sie noch weiter verletzt würden.”
Jeglichen Einwand schnitt sie mit einem Kopfschütteln ab, sodass Will nichts anderes übrig blieb, als ihrem Wunsch Folge zu leisten.
Im Korridor hatte sich eine weitere Gruppe von Herren versammelt, offenbar, um ebenfalls Miss Rowallans Loge zu stürmen.
Unter ihnen befand sich auch Harry Fitzalan, der Will am Arm fasste und leise zu ihm sagte: “Nimm mir bitte nicht übel, alter Junge, dass ich bei den Allenbys nicht für dich eingetreten bin. Das war armselig von mir, ich weiß, aber mein monatlicher Wechsel kommt von ihnen, und ohne ihn wäre ich ein verflucht armer Teufel. Das verstehst du bestimmt.”
Oh ja, dachte Will. Ich verstehe nur zu gut. Wer will schließlich schon arm sein? Wortlos klopfte er Fitzalan auf die Schulter und nickte begütigend.
“Aber was führst du jetzt im Schilde?” erkundigte Harry sich, wieder mutig geworden, nachdem ihm vergeben worden war. “Beck Rowallan in die Oper zu führen! Ich muss schon sagen …” Er schüttelte mit bekümmerter Miene den Kopf. “Alter Junge, bei ihr beißt du auf Granit. Wir haben es alle schon versucht, aber Beck ist ein Eiszapfen. Verschwende nicht deine Zeit und dein Geld. Sie ist entschlossen, eine alte Jungfer zu werden.”
Will fühlte sich wenig behaglich bei Fitzalans Vertraulichkeiten und antwortete zurückhaltend: “Danke für deine Ratschläge, Harry, aber ich weiß schon selbst, was für mich gut ist.”
“Nichts für ungut, alter Junge”, meinte Harry und schlug dem widerstrebenden Will kameradschaftlich auf den Rücken. “Ich weiß, wie du dich fühlst. Bin ja selbst auf der Suche nach einer reichen Erbin.”
Da ertönte die Klingel: die Pause war vorbei. Das Orchester begann bereits wieder zu spielen, und die Zuschauer suchten ihre Plätze auf. Miss Rowallans Logentür öffnete sich, und die Allenbys strömten in den Gang hinaus. Will trat einen Schritt zur Seite, um niemandem im Wege zu stehen, und begab sich dann in der Loge leise wieder an seinen Platz. Miss Rowallan nahm erst nach Ende der großen Arie des Soprans überhaupt Notiz von ihm.
“Ich hoffe, Sie konnten die Pause angenehm verbringen, Mr Shafto. Hier nahmen die Dinge leider einen etwas turbulenten Verlauf”, sagte sie im leichten Plauderton. “Und jetzt lassen Sie uns den unangenehmen Vorfall vergessen und die Musik genießen, denn dafür sind wir doch in der Oper, nicht wahr? Um Himmels willen, Amelia, so hören Sie doch endlich auf, nervös umherzublicken! Und Sie, Mr Shafto, hören bitte auf zu lachen. Ich verstehe überhaupt nicht, worüber Sie sich amüsieren!”
Die erste ausgesprochen angenehme Auswirkung des denkwürdigen Opernbesuchs stellte sich für Will bereits am nächsten Morgen ein. Josh Wilmot kam mit der guten Nachricht, dass die Begleichung der Rechnungen nicht mehr so dringlich sei. Im Gegenteil, wenn Mr Shafto Bedarf an einem weiteren Kredit habe, werde man ihm gern mit günstigen Zinssätzen entgegenkommen.
Unglaublich, dachte Will, wie schnell die Aussicht auf eine reiche Heirat einem Tür und Tor öffnet. Oh ja, er konnte einen weiteren Kredit gebrauchen, und sei es nur, um wieder regelmäßig in Gentleman Jacksons Boxstudio in der Bond Street trainieren zu können.
Am späten Nachmittag machte er sich auf den Weg zu Miss Rowallans Haus, um mit ihr die nächsten gemeinsamen Schritte zu planen. Eher, um mir die nächsten Anweisungen zu holen, musste er sich eingestehen. Im Augenblick hielt eindeutig die Dame die Zügel in der Hand, und daran war aufgrund seiner Armut so schnell auch nichts zu ändern. Aber wenn wir erst einmal verheiratet sind, schwor sich Will, dann wird sich einiges ändern. Er hatte keineswegs die Absicht, die Ehe zu vollziehen, wie es so schön hieß, doch aus der Planung ihrer gemeinsamen Zukunft würde er sich nicht auf Dauer ausschließen lassen.
In bester Stimmung traf er bei Miss Rowallan ein, bereit, auch weiterhin ihren Mut zur Unverschämtheit zu bewundern und selbst
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