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Stets Zu Diensten, Mylady

Stets Zu Diensten, Mylady

Titel: Stets Zu Diensten, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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nicht stattgeben. Zum Glück benahm sich die Familie Allenby Ihnen gegenüber so ablehnend, dass Sie auf ehrenvolle Weise die Verlobung mit Sarah beenden konnten und nun frei sind, diskret um mich zu werben.”
    Will stand auf und verbeugte sich in aufrichtiger Bewunderung für ihren findigen Verstand und ihre Redekunst.
    “Das hört man gern, als Mann von Ehre bezeichnet zu werden”, meinte er und nahm wieder Platz. “Als ein solcher muss ich Sie allerdings darauf hinweisen, dass ich mich nicht erinnern kann, Ihnen auf Lady Cowpers Ball begegnet zu sein, geschweige denn eine brennende Leidenschaft für Sie entwickelt zu haben.”
    “Dann, Mr Shafto – ich denke, Sie bereits mit Will anzureden wäre ein wenig verfrüht – lässt Ihr Gedächtnis Sie offenbar im Stich. Wir tanzten sogar einmal miteinander, und beim Dinner leisteten Sie mir Gesellschaft. Wir unterhielten uns über Lord Byrons neuestes Werk. Ganz im Ernst, Sir, glauben Sie wirklich, irgendjemand könnte sich genau an einen Ball erinnern, der bereits Wochen zurückliegt? Die meisten hätten schon Schwierigkeiten, den gestrigen Abend zu erinnern!”
    Erneut durchbrach ein flüchtiges Lächeln Miss Rowallans strenges, kühles Mienenspiel. Will meinte sogar, in ihrem Gesicht etwas Schelmisches zu entdecken, und lachte fröhlich über ihre letzte Bemerkung.
    Seine Heiterkeit veranlasste sie allerdings auf der Stelle, zur gewohnten Unnahbarkeit zurückzukehren.
    “Verzeihen Sie”, entschuldigte er sich. “Als ehrenhafter Gentleman sollte ich die Ernsthaftigkeit in Person sein, wenn wir derart wichtige Themen besprechen. Allerdings meine ich mich zu erinnern, dass wir über Walter Scotts neuesten Roman sprachen, nicht über Lord Byron. Aber vielleicht irre ich mich.”
    “Sie lernen schnell, Mr Shafto. Nein, es war Lord Byron, aber Sie erwähnten irgendwann im Laufe unseres Gesprächs Mr Scott. Darf ich aus Ihrer Antwort schließen, dass Sie uns heute Abend in die Oper begleiten werden?”
    “Das dürfen Sie, Miss Rowallan. Es wird mir ein Vergnügen sein. Wäre es Ihnen angenehmer, wenn ich mich dafür zurückhaltend kleide?”
    “Keineswegs! Treten Sie so strahlend auf, wie Sie wünschen. Ich selbst bleibe einstweilen bei dezenter Eleganz, werde mich jedoch mit der Zeit mehr und mehr in eine junge Dame verwandeln, die unter der leidenschaftlichen Zuneigung ihres Verehrers erblüht.”
    Sie sollte für das Theater schreiben, statt lediglich im Publikum zu sitzen, meinte Will im Stillen.
    Seine Gastgeberin erhob sich. “Ich verstehe Ihr Schweigen als Zustimmung. Für heute haben wir genug Pläne geschmiedet. Über die restliche Entwicklung unseres Verhältnisses werden wir ein andermal sprechen.”
    “Eine Frage noch”, sagte Will, der ebenfalls von seinem Stuhl aufgestanden war. “Ist Ihnen bewusst, dass Sie sich der Kritik von allen Seiten aussetzen, wenn Sie meine Werbung so offensichtlich gutheißen?”
    “Durchaus, Mr Shafto. Und ich werde sie mit dem größten Vergnügen ignorieren, denn insgeheim weiß ich ja, dass niemand auch nur ahnt, was wir im Schilde führen. Dass nämlich in Wahrheit ich diejenige bin, die Sie ausnutzt, und nicht Sie mich. Das gibt doch allem einen ganz besonderen Reiz, finden Sie nicht?”
    Nie zuvor hatte Will eine solche Kaltblütigkeit, einen solchen unbeirrbaren Mut an einer Frau erlebt. Miss Rebecca Rowallan löste in ihm aufrichtige Bewunderung aus.
    Er war so beeindruckt, dass er, ohne zu überlegen, ihre Hand ergriff und voll tief empfundener Verehrung einen Kuss auf ihre kühle Handfläche hauchte.
    Miss Rowallan errötete über und über. Hastig entriss sie ihm ihre Hand, beinahe, als hätte sie sich verbrannt.
    “Verzeihen Sie, ich wollte Sie nicht überraschen”, sagte er, selbst erschrocken über die heftige Wirkung, die seine unbedachte Handlung ausgelöst hatte.
    “Keine Sorge, Mr Shafto”, antwortete sie, wieder ganz die Ruhe selbst. Auch ihr Gesicht hatte seine gewohnte Farbe zurückgewonnen. “Überraschungen kommen von mir, nicht von Ihnen. Außerdem haben Sie nur das angemessene Verhalten eines in Liebe entflammten Gentleman gezeigt – was ich Ihnen nach unserem Gespräch kaum verübeln kann.
Au revoir
für den Augenblick. Wir sehen uns am Abend.”
    Die Audienz war beendet.
    Seltsam, dachte Will auf dem Heimweg zur Duke Street, dass eine eiskalte, offensichtlich keinerlei Gefühlen zugängliche Person wie Miss Rowallan so heftig reagiert.
    Auch Rebeccas Gedanken kehrten immer wieder zu

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