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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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zweifellos eiskalt werden. Pongo, der aus einer ziemlich beherzten Familie stammt, ging es genauso, als ich ihn als Sir Roderick Glossops Neffe Basil nach Blandings Castle brachte. Ich erinnere mich, daß ich ihm damals sagte, daß er mich an Hamlet erinnerte. Dieselbe Launenhaftigkeit, Unentschlossenheit, in Verbindung mit dem Wunsch, aus dem Zug zu springen und zurück nach London zu gehen. Ich selbst habe mich unterdessen so daran gewöhnt, daß ich es gar nicht mehr lustig finde, unter meinem eigenen Namen Leute zu besuchen. Ich kenne dieses Gefühl, auf dem Pulverfaß zu sitzen, überhaupt nicht mehr, aber ich kann verstehen, daß ein derartiges Erlebnis für einen Neuling sehr aufregend ist. Ihre Ansprache war doch sicherlich ein Erfolg?«
    »Na ja. Die Kanzel haben sie gerade nicht gestürmt.«
    »Sie sind viel zu bescheiden, Bill Bailey. Ich wette, sie haben sich auf den Boden und über die Kirchenbänke geworfen. Und dieser Besuch in Blandings Castle wird Ihnen genau denselben Triumph bringen, das weiß ich mit absoluter Sicherheit. Wahrscheinlich fragen Sie sich jetzt, was ich mir denn davon verspreche. Eigentlich nichts Besonderes; aber ich möchte, daß Sie diesen Archibald Gilpin im Auge behalten, von dem ich schon so viel gehört habe. Pongo sagt, er sei ein Künstler; und Sie wissen, wie gefährlich Künstler sind. Bewachen Sie ihn sorgfältig. Jedes Mal, wenn er Myra vorschlägt, nach dem Abendessen einen Spaziergang zum See zu machen, um das glänzende Mondlicht auf dem Wasser und die Ministranten-Brigade zu betrachten, die angeblich am See campiert, dann müssen Sie die beiden begleiten.«
    »Ja.«
    »Das ist der Sinn der Sache. Und dasselbe gilt für jeden Versuch seinerseits, die … Puppe – so nennen Sie sie doch, nicht wahr?«
    »Ich nenne sie nicht so, sondern Pongo – und ich mußte mit ihm schon ernsthaft darüber reden.«
    »Verzeihung. Ich wollte sagen, jeder Versuch seinerseits, dieses Mädchen, das Sie lieben, in den Rosengarten zu schleppen, muß mit derselben Entschiedenheit vereitelt werden. Aber da werden Sie sich schon selbst zu helfen wissen. Sagen Sie mir nur, wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?«
    Ein so rauhes Gesicht wie das von Bill Bailey konnte niemals sanfte Gefühle wiederspiegeln; trotzdem nahm es einen beinahe zärtlichen Ausdruck an. Wenn nicht in demselben Augenblick ihr Gastgeber einen plötzlichen, kurzen Schnarcher ausgestoßen hätte, ähnlich dem Grunzen der »Kaiserin« von Blandings nach einem Leinsamen-Mahl, dann hätte Lord Ickenham einen sentimentalen Seufzer von ihm vernommen.
    »Erinnern Sie sich an den Limehouse-Blues?«
    »Ich singe ihn häufig in der Badewanne. Aber kommen wir nicht etwas vom Thema ab?«
    »Nein. Ich wollte sagen, daß sie das Lied in Amerika gehört und das Buch Limehouse Nights gelesen hatte und unbedingt den Ort kennenlernen wollte. Sie stahl sich also eines Nachmittags davon, um dorthinzugehen. Limehouse liegt ja in unmittelbarer Nähe von Bottleton East, wo ich arbeitete, und ich machte dort gerade ein paar Besuche für einen Kollegen von mir, der sich den Knöchel verstaucht hatte, als er den Chorknaben den Carioca-Tanz beibringen wollte. Ich kam gerade daher, als jemand ihre Tasche stehlen wollte. Da hab’ ich diesem Burschen natürlich sofort einen Schlag verpaßt.«
    »Und wo liegt der arme Mann begraben?«
    »Der Schlag war nicht so hart. Er sollte ihm nur zeigen, daß man keine Tasche stiehlt.«
    »Und dann?«
    »Na ja, so kam eines zum anderen.«
    »Verstehe. Wie sieht sie denn jetzt aus?«
    »Kennen Sie sie?«
    »Als sie noch ein Kind war, waren wir sehr gut befreundet. Sie nannte mich Onkel Fred. Sie war außergewöhnlich hübsch. Hoffentlich ist sie das immer noch?«
    »Ja.«
    »Das ist gut. Es gibt so viele attraktive Kinder, die später aussehen wie häßliche Vogelscheuchen.«
    »Ja.«
    »Aber sie nicht?«
    »Nein.«
    »Immer noch hübsch?«
    »Ja.«
    »Und für eine einzige kleine Rose aus ihrem Haar würden Sie sterben?«
    »Ja.«
    »Und es gibt keine Gefahr, die Sie ihretwegen nicht auf sich nehmen würden – zum Beispiel, wenn Lady Constance Keeble Sie schief anblickte?«
    »Nein.«
    »Ihre Konversationsbegabung, mein lieber Bill«, sagte Lord Ickenham und blickte ihn überzeugt an, »beeindruckt mich sehr und hat mir gezeigt, daß ich meine Pläne ändern muß. Ich hatte die Absicht, bei unserer Ankunft das Gespräch auf Brasilien zu lenken, damit Sie mit Ihren spannenden Erzählungen über

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