Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus
betrieben, bedienten den Heroinhandel in Iran, Pakistan und Afghanistan, die Niederlassung in Hongkong bot ihre Dienste den Drogenschmugglern in Laos, Thailand und Burma an.
BCCI drang auch in das US-Bankensystem ein. Dabei ging sie den US-Aufsichtsbehörden aus dem Weg, indem sie ihre Eigentumsverhältnisse über Offshore-Konstruktionen verheimlichte. Der Gründer verteilte seine Bank auf verschiedene Gebietskörperschaften und registrierte die Holdinggesellschaften in Luxemburg und auf den Cayman Islands. Damit bekam kein Aufseher jemals das gesamte Gebilde der Bank zu Gesicht. Auch wurden für die verschiedenen Teile der Bank unterschiedliche Buchprüfer eingestellt. Um die Glaubwürdigkeit der Bank zu unterstreichen, wurde die Bankzentrale in der City of London angesiedelt. Hier war die Regulierung locker, zudem wurden kaum Fragen gestellt.
Im Bankensektor galt damals die Faustregel, dass ein Geldhaus nicht mehr als zehn Prozent seiner Eigenmittel an einen einzelnen Kreditnehmer ausleihen sollte. BCCI hingegen vergab an einige Kunden Darlehen, die mehr als dreimal so groß waren wie ihre Eigenmittel. 1977 straffte die Bank of England die Vorschriften. Um diese zu umgehen, verlagerte BCCI die Vergabe heikler Darlehen auf die Cayman Islands. Die Bank wandte zudem einen waghalsigen, aber einfachen Offshore-Trick an, mit dem sie Eigenkapital – das Fundament jeder Bank – aus dem Nichts herbeizaubern konnte. Dazu vergab die Filiale in Luxemburg einen Kredit an einen BCCI -Aktionär, der dieses Geld in die Bank auf den Cayman Islands investierte und so deren Kapital aufstockte. Die Filiale auf den Cayman Islands lieh ihrerseits Geld an einen anderen Aktionär, der damit das Kapital in Luxemburg aufstockte.
Mit diesem Trick konnte BCCI das Eigenkapital von anfänglich 2,5 Millionen Dollar auf knapp 850 Millionen Dollar im Jahr 1990 erhöhen. Zusätzlich schrieb die Bank so die Schulden der Aktionäre ab. Mithilfe eines Schneeballsystems konnte die Bank noch weiter expandieren: Dazu melkte sie den Pensionsfonds ihrer Angestellten und nahm neue Einlagen an, um damit die anstehenden Ausgaben zu zahlen. Viele der rund 80.000 Einleger kamen aus den Entwicklungsländern. Sie hatten keine Ahnung, dass die angeblich in London ansässige Bank eine reine Fiktion und deshalb ihr Kapital verbrannt war.
Und es gibt noch mehr Beispiele, wie das Offshore-Netz genutzt wird, um Gelder verschwinden zu lassen:
Die Periode nach dem Untergang der Sowjetunion, als der Reichtum in Russland nach oben umverteilt wurde, wird manchmal verglichen mit dem Zeitalter der Räuberbarone im Amerika des 19. Jahrhunderts. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied. Den Amerikanern stand kein riesiges Offshore-Netz zur Verfügung, in dem sie ihr Geld verstecken konnten. Aber im Russland des späten 20. Jahrhunderts verschwand das Geld für immer im Offshore-System. Allein über die Banken in der Pazifikoase Vanuatu wurden innerhalb weniger Jahre über 70 Milliarden Dollar gewaschen.
Als im afrikanischen Angola Bürgerkrieg herrschte und die Vereinten Nationen über das Land ein internationales Waffenembargo verhängten, erhielten die UNITA -Rebellen über den französischen Ölmulti Elf Waffen für rund 800 Millionen Dollar aus der Slowakei. Das Geld wurde mit angolanischen Ölgeldern zurückbezahlt, die Zahlungen über Genf abgewickelt. „Mit einer Gewinnmarge von 65 Prozent“, wie später französische Untersuchungsrichter feststellten. Abgewickelt über mehrere Steueroasen.
Anfang 2010 veröffentlichte Global Financial Integrity in Washington eine Studie über den illegalen Geldabfluss in Afrika. „Zwischen 1970 und 2008 haben die Geldströme – nach konservativer Schätzung – insgesamt rund 854 Milliarden Dollar betragen, und wenn alle Faktoren mit einberechnet werden, könnten es sogar 1,8 Billionen sein.“ Angola beispielsweise verlor nach dieser Studie zwischen 1993 und 2002 „geschätzte 4,68 Milliarden Dollar“. Der gesamte Kapitalabfluss beträgt „über neun Prozent der 51 Milliarden Dollar an Öl- und Diamantenexporten in dieser Zeitspanne. Mehrere Milliarden davon sind über undurchsichtige, ölbesicherte Kredite, außerhalb des Staatsbudgets und vielfach über Londoner Trusts abgewickelt worden und in der Offshore-Zone verschwunden“.
Bei großen Firmenskandalen seit den 1980er-Jahren spielten die Cayman Islands eine zentrale Rolle: Betrügerische Kreditvergaben bei BCCI , Bilanzfälschungen bei dem italienischen
Weitere Kostenlose Bücher