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Steueroasen Ausgabe 2013

Steueroasen Ausgabe 2013

Titel: Steueroasen Ausgabe 2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Lothar Merten
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vom amerikanischen Festland als die Karibikinseln, wurde Bermuda für den Tourismus erst interessant, als 1946 die ersten Linienmaschinen aus New York landeten. Heute ist der Tourismus mit 40 Prozent des BIP der wichtigste Wirtschaftszweig. 90 Prozent der Touristen kommen aus den USA , zunehmend auch aus Westeuropa .
    Doch Bermuda wollte mehr als nur Touristendollars. Deshalb erklärte man sich zur Steueroase. Sehr zum Wohl der Insel hat sich anschließend eine merkwürdige Ökonomie entwickelt. Obwohl nur etwa über 68 000 Menschen auf der Insel wohnen, haben mehr als 20 000 Firmen hier ihren Sitz. Die Inselgruppe gilt vor allem bei Rückversicherungsgesellschaften als Steueroase. Heute sind die Bermudas das drittgrößte Rückversicherungszentrum weltweit. Für ausländisches Kapital haben sich die Bermudas mit Stiftungen, Trusts und Treuhandgesellschaften fest als Zufluchtsort etabliert.
    Klassische Steueroase für Gesellschaften
    Das kleine Land, formal immer noch eine britische Kronkolonie, hat – vor allen anderen Steueroasen – ein Abkommen zum fallweisen Informationsaustausch bei mutmaßlicher Steuerhinterziehung mit den USA abgeschlossen und setzt die OECD -Vorschriften über Auskünfte bei Steuerhinterziehung und -betrug seit 2010 um. Dazu kommen Steuer- und Informationsaustausch mit den USA und Deutschland . Mit anderen Worten: Die Bermudas sind heute keine Steueroase für Privatleute mehr, sondern eine für Firmen.
    So sind es denn auch nicht die Banken, die das Bild der Hauptstadt Hamilton prägen. Moderne Verwaltungsgebäude am Rand der 2000-Einwohner-Stadt und die Büros der Anwaltskanzleien mit hunderten von Messingplatten von über 20 000 Briefkastenfirmen dominieren das Bild. Rund 3500 Unternehmen sind tatsächlich auf der Insel tätig. Hinter den Fenstern solcher Kanzleien spielt sich, unsichtbar für Touristen, ein großer Teil des Wirtschaftslebens in Hamilton ab. Einen Hauch davon bekommen Außenstehende allenfalls beim Registrar of Companies , das heißt dem Büro des Handelsregisters, mit. Selbst Freitag nachmittag herrscht dort mehr Leben als an den Stränden ein paar Kilometer weiter.
    Die verbreitetsten Unternehmensformen auf den Bermudas sind Gesellschaften mit beschränkter Haftung, Personengesellschaften und Trusts. Einheimische Gesellschaften mit beschränkter Haftung müssen zu mindestens 60 Prozent im Besitz von Bürgern der Bermudas sein. Zudem gibt es „Permit Companies“, die im Ausland registriert sind, aber von den Bermudas aus ihre Geschäfte betreiben. Diese Gesellschaftsform wird vor allem von Schiffseignern gewählt, rund 500 Reedereien sind registriert. Das Minimumkapital beträgt 12 000 BM-$ und muss voll einbezahlt sein. Trusts sind für 100 Jahre steuerfrei gestellt. Ein Bermuda-Trust kann jede Art von weltweitem Vermögen für jeden Begünstigten halten und beugt Erbauseinandersetzungen vor.
    Rund 18 000 bis 28 000 US-Dollar beträgt die jährliche Registergebühr für ausländische Firmen, je nach Kapital. Im Gegenzug gibt es auf den Bermudas keine Einkommen- oder Körperschaftsteuer auf einbehaltene Firmengewinne, ebenso keine Mehrwertsteuer. Das macht den wirklichen Reiz der Insel für ausländische Unternehmen aus. Es sind nicht mehr die Touristen, sondern die internationalen Finanzdienstleistungen, speziell die Versicherungen, die heute den Wohlstand bringen.
    Finanz- und Juristen-Akrobatik
    Der Großteil des Versicherungs-Booms auf den Bermudas geht auf trickreiche Konstruktionen zurück, für die es noch nicht einmal ein deutsches Wort gibt. Die Fachleute sprechen von „Alternativem Risiko-Transfer (ART)“.
    Das zweite Schlüsselwort – und es bedeutet praktisch das Gleiche – heißt „captives“, zu Deutsch „Gefangene“. Es sind Versicherungen, die nur für ihre Muttergesellschaft tätig sind. Man kann sie sich ungefähr vorstellen wie Betriebskrankenkassen, die nur die Belegschaft eines Unternehmens versichern. Für diese Art der Versicherung gibt es in vielen Fällen handfeste organisatorische und betriebswirtschaftliche Gründe. Die meisten „captives“ domizilieren der Nullsteuern wegen in Steueroasen. Allein die Bermudas kommen auf 30 Prozent Weltanteil, gefolgt von der Kanalinsel Guernsey und von Luxemburg .
    Die Bermudas selbst bezeichnen

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