Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
meisten Kinder wurde er von der Leidenschaft der Erwachsenen um ihn herum mitgerissen. »Die meisten Dads in der Nachbarschaft stellten wirklich tolle Dinge her, wie Solarzellen, Batterien und Radar«, erinnerte sich Jobs. »Ich wuchs voller Bewunderung für diese Dinge auf und löcherte die Leute mit Fragen.« Larry Lang, der bedeutsamste der Nachbarn, wohnte sieben Türen nebenan. »Er war für mich das Vorbild eines HP-Ingenieurs: ein großer Amateurfunker und knallharter Elektronikfachmann«, so Jobs. »Er brachte mir Teile zum Spielen mit.« Als wir zu Langs altem Haus hinaufgingen, deutete Jobs auf die Auffahrt. »Er nahm ein Kohlemikrofon, eine Batterie und einen Lautsprecher und legte alles auf diese Auffahrt. Er forderte mich auf, in das Kohlemikrofon zu sprechen, und meine Worte hallten aus dem Lautsprecher.« Jobs hatte von seinem Vater gelernt, dass ein Mikrofon immer einen elektronischen Verstärker benötigte. »Also rannte ich nach Hause und erklärte meinem Dad, dass er sich geirrt hatte.«
»Doch, es benötigt einen Verstärker«, versicherte ihm sein Vater. Und als Steve erneut protestierte, sagte sein Vater, er sei verrückt. »Es funktioniert nicht ohne Verstärker. Da ist ein Trick dabei.«
»Ich widersprach meinem Dad erneut, sagte zu ihm, er müsse es sehen. Schließlich ging er wirklich mit mir hinunter und überzeugte sich mit eigenen Augen. Und er sagte: ›Da bleibt mir doch glatt die Spucke weg.‹«
Jobs erinnerte sich lebhaft an diesen Vorfall, denn es war das erste Mal, dass er erkannte, dass sein Vater nicht allwissend war. Und er machte eine noch verwirrendere Entdeckung: Er war klüger als seine Eltern. Er hatte immer die Kompetenz seines Vaters bewundert und dessen Klugheit. »Er war kein gebildeter Mann, aber ich fand immer, dass er verdammt intelligent sei. Er las nicht viel, war aber geschickt in vielen Dingen. Fast alles Mechanische konnte er austüfteln.« Doch der Kohlemikrofon-Vorfall, sagte Jobs, leitete einen zerstörerischen Prozess ein, bei dem er erkannte, dass er tatsächlich klüger und schneller als seine Eltern war. »Es war wirklich ein bedeutsamer Augenblick, der sich in mein Gedächtnis eingegraben hat. Als ich erkannte, dass ich intelligenter als meine Eltern war, empfand ich tiefe Scham wegen meiner Gedanken. Diesen Augenblick werde ich nie vergessen.« Die Entdeckung, erzählte er später Freunden, sowie die Tatsache, dass er adoptiert war, verlieh ihm das Gefühl, losgelöst und getrennt zu sein – von seiner Familie und von der Welt.
Wenig später gewann er eine weitere Erkenntnis. Er entdeckte nicht nur, dass er klüger als seine Eltern war, sondern auch, dass sie es wussten. Paul und Clara waren liebevolle Eltern und bereit, ihr Leben darauf einzustellen, dass sie einen Sohn hatten, der sehr intelligent und auch eigenwillig war. Sie unternahmen große Anstrengungen, ihn zu umsorgen, ihn als etwas Besonderes zu behandeln. Und bald stieß auch Steve auf diese Erkenntnis. »Meine Eltern verstanden mich. Sie empfanden große Verantwortung für mich, nachdem sie gespürt hatten, dass ich etwas Besonderes war. Sie fanden Mittel und Wege, mich mit allem zu versorgen, mich auf bessere Schulen zu schicken. Sie waren bereit, meine Bedürfnisse zu befriedigen.«
So wuchs Jobs nicht nur in dem Bewusstsein auf, im Stich gelassen worden zu sein, sondern auch in dem Bewusstsein, etwas Besonderes zu sein. Seiner Meinung nach war Letzteres bedeutungsvoller für die Formung seiner Persönlichkeit.
Schule
Seine Mutter hatte ihm bereits vor dem Besuch der Grundschule das Lesen beigebracht. Das brachte jedoch gewisse Probleme mit sich. »In den ersten Jahren war ich irgendwie gelangweilt, also vertrieb ich mir damit die Zeit, mich in Schwierigkeiten zu bringen.« Schon bald wurde klar, dass Jobs weder von seinem Wesen noch von der Erziehung her bereit war, Autorität zu akzeptieren. »Ich lernte Autorität auf eine mir unbekannte Art kennen, und ich mochte sie nicht. Und fast hätten sie mich fertiggemacht, es wäre ihnen um ein Haar gelungen, jegliche Neugier aus mir herauszuprügeln.«
Seine Schule, die Monta Loma Elementary, bestand aus einer Reihe niedriger, in den fünfziger Jahren gebauter Häuser, vier Blocks vom Haus der Jobs entfernt. Steve kämpfte gegen die Langeweile an, indem er Streiche spielte. »Mein bester Freund Rick Ferrentino und ich gerieten in alle möglichen Schwierigkeiten«, erinnerte er sich. »Wir stellten zum Beispiel kleine Poster her, auf
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