Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
waren an der Tagesordnung, ebenso Razzien auf den Toiletten«, schrieb der Silicon-Valley-Journalist Michael Malone. »Viele Kids brachten Messer mit zur Schule; das gehörte zum Machogehabe.« Zu der Zeit, als Jobs die Schule besuchte, musste eine Gruppe Schüler wegen Vergewaltigung ins Gefängnis, und der Bus einer Nachbarschule wurde demoliert, nachdem deren Team das der Crittenden bei einem Wrestling-Turnier geschlagen hatte.
Jobs wurde häufig schikaniert, und in der Mitte des siebten Schuljahres stellte er seinen Eltern ein Ultimatum. »Ich beharrte darauf, dass sie mich auf eine andere Schule geben«, erinnerte er sich. Finanziell war das eine hohe Belastung; seine Eltern kamen nur mühsam über die Runden. Doch es bestand kaum Zweifel daran, dass sie sich schließlich seinem Willen beugen würden. »Als sie sich weigerten, erklärte ich ihnen, dass ich einfach nicht mehr zur Schule gehen würde, wenn ich zur Crittenden zurückkehren müsste. Also suchten sie nach den besten Schulen, kratzten jeden Cent zusammen und kauften für 21000 Dollar ein Haus in einer hübscheren Gegend.«
Sie zogen nur fünf Kilometer nach Süden, wo man eine ehemalige Aprikosenplantage bei Los Altos in eine Trabantenstadt aus Nullachtfünfzehn-Reihenhäusern verwandelt hatte. Ihr einstöckiges Haus im Christ Drive 2066 hatte drei Schlafzimmer und vor allem eine zur Straße hin gelegene Garage mit einer Rolltür. Hier konnte Paul Jobs an seinen Autos herumbasteln und sein Sohn an seinen elektronischen Geräten. Ein weiteres bedeutendes Attribut dieses Hauses war, dass es an den Cupertino-Sunnyvale-Schulbezirk angrenzte, der damals einer der sichersten und besten des Tals war. »Als ich hierherzog, waren hier überall Obstgärten«, erklärte Jobs, als wir an seinem alten Haus vorbeikamen. »Der Typ, der hier wohnte, brachte mir bei, wie man ein guter Biogärtner wird und wie man kompostiert. Alles, was er anpflanzte, war perfekt. Noch nie in meinem Leben hatte ich besseres Gemüse und Obst gegessen. Zu dieser Zeit fing ich an, Bioobst und -gemüse zu schätzen.«
Auch wenn Jobs’ Eltern nicht übermäßig religiös waren, wollten sie ihm eine religiöse Erziehung angedeihen lassen und nahmen ihn am Sonntag häufig mit in die lutherische Kirche. Als er 13 Jahre alt war, war es damit vorbei. Die Familie hatte die Zeitschrift Life abonniert, und im Juli 1968 waren auf dem Cover verhungernde Kinder aus Biafra abgebildet. Jobs nahm die Zeitschrift mit zur Sonntagsschule und konfrontierte den Pastor damit. »Wenn ich den Finger hebe, wird Gott dann wissen, welchen ich heben werde, noch bevor ich es tue?«
Der Pastor antwortete: »Ja, Gott ist allwissend.«
Jobs zog daraufhin die Zeitschrift heraus und fragte: »Weiß Gott auch Bescheid hierüber, und was mit diesen Kindern geschehen wird?«
»Steve, ich weiß, du verstehst das nicht, aber ja, Gott weiß darüber Bescheid.«
Jobs verkündete, dass er keine Lust habe, einen solchen Gott anzubeten, und setzte nie wieder einen Fuß in die Kirche. Aber er beschäftigte sich jahrelang mit dem Zen-Buddhismus und versuchte, sich an dessen Lehre zu halten. Als er Jahre später über seine spirituellen Gefühle nachdachte, sagte er, dass die Religion dann optimal gelebt werde, wenn sie spirituelle Erfahrungen über die Dogmen stelle. »Das Christentum verliert an Kraft, wenn es sich zu sehr auf den Glauben stützt, statt nach dem Vorbild von Jesus zu leben oder die Welt mit dessen Augen zu sehen«, erklärte er. »Ich glaube, verschiedene Religionen öffnen unterschiedliche Türen desselben Hauses. Manchmal glaube ich, dass es dieses Haus gibt, dann wieder nicht. Das ist das große Mysterium.«
Jobs’ Vater arbeitete damals bei Spectra-Physics, einer Firma im nahe gelegenen Santa Clara, die Laser für elektronische und medizinische Produkte herstellte. Als Mechaniker stellte er die Prototypen von Produkten her, die die Ingenieure konzipierten. Sein Sohn war fasziniert davon, wie viel Perfektion sie erforderten. »Laser benötigen feinmechanische Präzision«, sagte Jobs. »Die wirklich anspruchsvollen Laser zur Anwendung in der Luft oder zu medizinischen Zwecken besaßen sehr präzise Eigenschaften. Sie sagten zu meinem Dad ungefähr Folgendes: ›Wir wollen dies aus einem einzigen Stück Metall, damit die Ausdehnungskoeffizienten alle gleich sind.‹ Und er musste sich einfallen lassen, wie er das anstellen wollte.« Die meisten Stücke mussten ganz neu hergestellt werden, was bedeutete,
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