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Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Titel: Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Isaacson
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sagen, selbst wenn es sich um einen Vorschlag handelte, den jemand anderer schon vorher eingebracht hatte. Oder aber er verkündete: »Das ist Mist, das will ich nicht machen.« Von Zeit zu Zeit, wenn er noch nicht so weit war, sich mit einer Frage auseinanderzusetzen, ignorierte er sie einfach eine Zeit lang.
    Man durfte ihm widersprechen, ja wurde sogar dazu aufgefordert, und bisweilen konnte einem das auch seinen Respekt einbringen. Aber man musste darauf gefasst sein, dass er einen attackierte oder einem sogar den Kopf abriss, wenn er die geäußerten Ideen entsprechend abfertigte. »Eine Diskussion mit ihm kann man zu diesem Zeitpunkt nicht gewinnen, aber manchmal konnte man letzten Endes doch gewinnen«, sagte James Vincent, ein kreativer junger Werbefachmann, der für Lee Clow arbeitete. »Es kann sein, du schlägst ihm etwas vor, und er verkündet: ›Diese Idee ist dämlich.‹ Später kommt er dann wieder an und sagt: ›Das hier, das machen wir.‹ Und dir liegt eigentlich auf der Zunge: ›Genau das habe ich schon vor zwei Wochen gesagt und Sie meinten, es sei eine dämliche Idee.‹ Natürlich kannst du nicht aussprechen, was du denkst. Stattdessen sagst du einfach: ›Tolle Idee, so machen wir das.‹«
    Außerdem musste sein Umfeld die von Jobs gelegentlich aufgestellten falschen oder irrationalen Behauptungen ertragen. Er hatte gegenüber seiner Familie ebenso wie Mitarbeitern das Talent dazu, im Brustton der Überzeugung bestimmte wissenschaftliche oder historische Tatsachen zu behaupten, die mit der Realität nur wenig zu tun hatten. »Es kann vorkommen, dass er von einer Sache absolut keine Ahnung hat. Und trotzdem gelingt es ihm, womöglich aufgrund seines abgedrehten Stils und weil er vollkommen davon überzeugt ist, andere glauben zu machen, er wisse, wovon er spricht«, sagte Ive, der das Ganze als einen auf sonderbare Weise liebenswerten Zug bezeichnete. Lee Clow erinnerte sich daran, wie er Jobs die Version eines Werbespots zeigte, an dem sie einige kleinere Änderungen vorgenommen hatten, die Jobs so verlangt hatte. Plötzlich war er mit einer Schimpftirade konfrontiert, und Jobs behauptete, sie hätten den Spot vollständig kaputt gemacht. Clow zeigte ihm Vorabversionen des Spots, um ihm das Gegenteil zu beweisen. Jobs hatte jedoch diesen Blick fürs Detail, und manchmal fielen ihm zu Recht Kleinigkeiten auf, die andere zuvor übersehen hatten. »Auf einmal entdeckte er, dass wir zwei Einzelbilder zu viel herausgeschnitten hatten. Das war etwas derart Flüchtiges, eigentlich kaum zu erkennen«, sagte Clow. »Aber er wollte sicherstellen, dass jedes Bild exakt im richtigen Moment auftaucht, so wie der Beat eines Musikstücks, und damit hatte er vollkommen recht.«
    Der Impresario
    Die erfolgreiche Produkteinführung des iMac war der Anfang: Infolgedessen inszenierte Jobs vier- oder fünfmal im Jahr Markteinführungen oder andere Produktpräsentationen. Er beherrschte diese Kunstform voll und ganz, und niemand aus der Führungsspitze der Firma machte auch nur den Versuch, ihm das Wasser zu reichen. »Eine Präsentation von Jobs entfesselt einen Schwall von Dopamin in den Gehirnen seiner Zuhörer«, schrieb Carmine Gallo in seinem Buch Überzeugen wie Steve Jobs.
    Das Verlangen nach theatralischen Enthüllungen verstärkte Jobs’ Obsession, alles so lange geheim zu halten, bis er für die Bekanntmachung bereit war. Apple ging sogar vor Gericht, um das charmante Blog Think Secret, betrieben von dem Mac-Enthusiasten und Harvard-Studenten Nicholas Ciarelli, zu schließen; dort wurden regelmäßig Spekulationen und Exklusivmeldungen über neue Apple-Produkte veröffentlicht. Ein derartiges Vorgehen rief Kritik hervor (der Feldzug von Apple im Jahr 2010 gegen einen Blogger von Gizmodo, der ein Vorabmodell des iPhone 4 ergatterte, ist ein weiteres Beispiel dafür), heizte aber die Erwartung in Jobs’ Produktenthüllungen noch weiter an, teilweise bis zur Hysterie.
    Jobs’ Produktshows waren sorgfältig ins Werk gesetzt. Er schlenderte in Jeans und Rollkragenpullover auf der Bühne herum, in seiner Hand eine Wasserflasche. Im Publikum saßen lauter Gefolgsleute, und das Ganze erinnerte mehr an eine religiöse Erweckungsveranstaltung als an die Produktpräsentation einer Firma. Die Journalisten bekamen einen Platz direkt in der Mitte des Saals. Und Jobs schrieb und überarbeitete jede einzelne seiner Präsentationsfolien und seiner Statements selbst. Er zeigte sie Freunden und diskutierte sie mit

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