Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
den Kurs in Richtung Ertrag ausrichten, und nicht die Wirtschaftsingenieure und Designer. Schließlich führen die Vertriebsleute die Firma. John Akers von IBM war ein intelligenter und eloquenter, fantastischer Verkäufer, aber von Produkten hatte er keine Ahnung. Bei Xerox passierte das Gleiche. Sobald die Vertriebsleute das Sagen in der Firma haben, sind die Leute, die mit den Produkten zu tun haben, nicht mehr so wichtig, und viele schmeißen einfach hin. Genau das passierte bei Apple, als Sculley kam, was mein Fehler war, und das Gleiche passierte, als Ballmer bei Microsoft übernahm. Apple hatte Glück und stieg wieder auf, doch solange Ballmer Microsoft führt, glaube ich nicht, dass sich dort etwas ändert.
Ich kann es nicht ausstehen, wenn Leute sich selbst als »Unternehmer« bezeichnen, wenn sie in Wirklichkeit nur versuchen, ein Start-up aufzubauen, es dann zu verkaufen oder an die Börse zu bringen, um entsprechend abzukassieren und daraufhin anderswo weiterzumachen. Sie sind nicht bereit, die Arbeit auf sich zu nehmen, die für den Aufbau einer echten Firma notwendig ist. Dies ist die schwerste Aufgabe, die es im Geschäftsleben gibt. Auf diese Weise trägt man wirklich etwas bei und fügt dem Vermächtnis derer, die vor einem da waren, etwas hinzu. Man baut eine Firma auf, die auch noch eine oder zwei Generationen von heute aus gesehen für etwas stehen wird. Genau das haben Walt Disney, Hewlett und Packard und die Leute, die Intel aufbauten, getan. Sie schufen eine Firma, die bleibt, nicht nur eine zum Geldverdienen. Ich wollte erreichen, dass Apple genau so eine Firma ist.
Ich meine nicht, dass ich rücksichtslos über andere hinweggegangen bin. Aber wenn etwas Mist ist, dann sage ich es den Leuten direkt ins Gesicht. Es ist mein Job, ehrlich zu sein. Ich weiß, wovon ich spreche, und normalerweise stellt sich am Ende heraus, dass ich recht habe. Genau diese Kultur wollte ich schaffen. Wir sind auf brutale Weise ehrlich zueinander. Jeder kann kommen und mir sagen, dass ich nur Müll daherrede, und ich kann jedem dasselbe sagen. Wir hatten etliche sagenhaft heftige Auseinandersetzungen, bei denen wir einander anschrien, und das waren mit die besten Momente, die ich je erlebt habe. Ich habe überhaupt kein Problem damit, vor allen anderen zu sagen: »Ron, dieser Laden sieht scheiße aus.« Oder etwa: »Oh Gott, die Konstruktion von dem hier haben wir total versaut.« Das würde ich demjenigen ins Gesicht sagen, der dafür verantwortlich ist. Diesen Einsatz muss man bringen, wenn man präsent sein will: Man muss die Fähigkeit haben, absolut ehrlich zu sein. Vielleicht gibt es eine bessere Art und Weise, so wie in einem Herrenklub, wo alle Krawatten tragen und sich in einer versnobten Sprache mit samtweichen, verschlüsselten Ausdrücken unterhalten. Aber diese Art und Weise ist mir unbekannt, denn ich komme aus der Mittelschicht Kaliforniens.
Ich war manchmal hart zu anderen, wahrscheinlich härter, als es nötig gewesen wäre. Ich erinnere mich daran, dass Reed, als er sechs Jahre alt war, einmal nach Hause kam und ich an diesem Tag gerade jemanden gefeuert hatte. Ich stellte mir vor, wie es wohl für diesen Menschen sein musste, seiner Familie und seinem kleinen Sohn zu sagen, dass er gerade seinen Job verloren hatte. Das war hart. Aber jemand musste es tun. Ich verstand, dass es immer meine Aufgabe war sicherzustellen, dass das Team hervorragend war. Wenn ich es nicht tat, dann würde es keiner machen.
Man muss fortlaufend darauf drängen, Innovationen hervorzubringen. Dylan hätte für immer und ewig Protestsongs singen können, und er hätte damit sicher eine Menge Geld verdient, aber er hat es nicht getan. Er musste sich weiter entwickeln, und als er genau das tat und sich 1965 den elektrisch verstärkten Instrumenten zuwandte, stieß er viele Leute vor den Kopf. Die Europa-Tournee 1966 war seine größte. Er kam auf die Bühne und spielte einen Satz auf der Akustikgitarre – das Publikum feierte ihn. Dann holte er die Leute auf die Bühne, aus denen später The Band wurde, und sie spielten zusammen einen Satz mit den E-Gitarren – das Publikum buhte sie zeitweise aus. Einmal wollte er gerade »Like a Rolling Stone« singen, als jemand aus dem Publikum »Judas!« schrie. Und Dylan sagte nur: »Spielt es verdammt noch mal richtig laut!« Und das taten sie auch. Die Beatles waren genauso. Sie haben ihre Kunst immer weiter entwickelt, nach vorn bewegt und verfeinert. Genau das habe ich immer
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