Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
mir, großartige Produkte herzustellen. Doch meine Motivation waren die Produkte, nicht der Profit. Sculley drehte diese Schwerpunktsetzung um: Das Ziel war es nun, Geld zu verdienen. Es ist ein feiner Unterschied, doch er bestimmt letztlich alles: die Leute, die man anstellt, wen man befördert, was man in den Meetings diskutiert.
Einige Leute sagen: »Gib den Kunden, was sie wollen.« Aber das ist nicht mein Ansatz. Unsere Aufgabe ist es, herauszufinden, was sie wollen, ehe sie es selbst herausfinden. Ich glaube, dass Henry Ford einmal gesagt hat: »Hätte ich meine Kunden gefragt, was sie haben wollten, hätten sie mir geantwortet: ›Ein schnelleres Pferd!‹« Die Leute wissen gar nicht, was sie wollen, bis man es ihnen zeigt. Deshalb verlasse ich mich nicht auf Marktforschung. Unsere Aufgabe ist es, Dinge zu lesen, die noch gar nicht geschrieben sind.
Edwin Land von Polaroid sprach einmal über die Schnittstelle von Geistes- und Naturwissenschaften. Ich mag diese Schnittstelle. Dieser Ort hat etwas Magisches an sich. Es gibt eine Menge Leute, die Innovationen schaffen, und das ist auch nicht das wichtigste Alleinstellungsmerkmal meiner Karriere. Der Grund dafür, weshalb Apple so viel Nachhall bei den Leuten findet, ist die Tatsache, dass tief in unseren Innovationen etwas Geisteswissenschaftliches steckt. Ich glaube, dass große Künstler und große Ingenieure sich dahingehend ähneln, dass beide das Bedürfnis haben, sich selbst zum Ausdruck zu bringen. Tatsächlich waren einige der Leute, die am Ur-Mac mitarbeiteten, nebenbei Dichter oder Musiker. In den siebziger Jahren wurden Computer zu einer Möglichkeit, der Kreativität Ausdruck zu verleihen. Große Künstler wie Leonardo da Vinci und Michelangelo waren auch große Naturwissenschaftler. Michelangelo wusste eine Menge darüber, wie man Steine brach, nicht nur darüber, wie man als Bildhauer arbeitete.
Die Leute bezahlen uns dafür, dass wir die Dinge für sie integrieren, weil sie keine Zeit haben, darüber rund um die Uhr nachzudenken. Wenn man eine extrem große Leidenschaft dafür hegt, großartige Produkte herzustellen, dann drängt es einen dazu, integriert zu sein, Software, Hardware und die Verwaltung der Inhalte miteinander zu verbinden. Wenn man Neuland betreten will, dann muss man es selbst machen. Wenn man zulassen möchte, dass die eigenen Produkte gegenüber anderer Hard- oder Software offen sein sollen, dann muss man einige seiner Visionen aufgeben.
Früher, zu anderen Zeiten, gab es Firmen, die als Modell für das Silicon Valley standen. Lange Zeit war das Hewlett-Packard. Im Zeitalter der Halbleiter dann waren es Fairchild und Intel. Ich glaube, dass Apple es eine Weile war, aber das verging. Und heute, glaube ich, sind es Apple und Google – und Apple noch ein bisschen mehr. Ich denke, Apple hat sich bewährt. Es gibt die Firma schon eine ganze Weile, aber sie spielt immer noch an vorderster Front mit.
Es ist leicht, mit Steinen nach Microsoft zu werfen. Sie sind ganz klar von ihrer Vormachtstellung abgestürzt. Sie sind größtenteils unbedeutend geworden. Und doch anerkenne ich das, was sie getan haben und wie schwer es war. Sie waren sehr gut, was die geschäftliche Seite anging. Doch sie waren in puncto Produkte nie so ambitioniert, wie sie es hätten sein sollen. Bill stellt sich gern als einen Mann des Produkts dar, doch das ist er in Wirklichkeit gar nicht. Er ist Geschäftsmann. Geschäftlicher Erfolg war wichtiger als die Herstellung großartiger Produkte. Er wurde schließlich zum reichsten Kerl überhaupt, und wenn das sein Ziel war, dann hat er es erreicht. Aber mein Ziel war das nie, und ich frage mich letztendlich, ob das sein Ziel war. Ich bewundere ihn für die Firma, die er aufgebaut hat – das ist beeindruckend –, und ich habe es genossen, mit ihm zu arbeiten. Er ist intelligent und hat wirklich Sinn für Humor. Doch Microsoft trug nie Geisteswissenschaft und die freien Künste in seiner DNA. Selbst nachdem sie den Mac gesehen hatten, waren sie nicht dazu in der Lage, ihn gut zu kopieren. Sie haben es absolut nicht verstanden.
Ich habe meine eigene Theorie darüber, warum es zu einem Niedergang bei Firmen wie IBM oder Microsoft kommt. Die Firma macht hervorragende Arbeit, bringt Innovationen hervor und wird in einem bestimmten Bereich Monopolist oder zumindest beinahe, und damit wird die Qualität des Produkts weniger wichtig. Die Firma wertet zusehends die großartigen Vertriebsleute auf, denn sie können
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