Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
Jahrhundert.
Ich fragte Jobs, weshalb er mich als seinen Biografen wollte. »Ich denke, du hast ein Talent dafür, die Menschen zum Reden zu bringen«, erwiderte er. Diese Antwort kam überraschend. Ich wusste, ich müsste eine Menge Leute interviewen, die er gefeuert, beleidigt, im Stich gelassen oder auf andere Weise verärgert hatte, und ich befürchtete, dass es ihm nicht behagen würde, wenn ich sie zum Reden brächte. Und es behagte ihm tatsächlich nicht, als er erfuhr, wen ich interviewte. Doch nach ein paar Monaten forderte er sie auf, mir Rede und Antwort zu stehen, sogar Gegner und ehemalige Freundinnen. Er versuchte auch nicht, irgendwelche Dinge für tabu zu erklären. »Ich habe vieles getan, worauf ich nicht stolz bin, zum Beispiel meine Freundin zu schwängern, als ich 23 war, und so damit umzugehen, wie ich es tat«, sagte er. »Aber ich habe keine Leichen im Keller.«
Schließlich führte ich etwa 40 Interviews mit ihm. Einige waren formeller Natur und fanden in seinem Wohnzimmer in Palo Alto statt, andere erfolgten auf langen Spaziergängen und Fahrten oder per Telefon. In den 18 Monaten, in denen wir uns sahen, wurde er zunehmend aufgeschlossener und gab immer mehr von sich preis. Manchmal wurde ich allerdings auch Zeuge dessen, was seine ehemaligen Apple-Kollegen als Reality Distortion Field (eine Art Realitätsverzerrungsfeld) bezeichneten. Manchmal äußerte sich dies in Form der ungewollten Fehlzündung von Gedächtniszellen, etwas, was uns allen gelegentlich passiert, ein anderes Mal präsentierte er mir und sich selbst seine eigene Version der Wirklichkeit. Um seine Geschichte zu überprüfen und auszugestalten, interviewte ich über 100 Freunde, Verwandte, Konkurrenten, Gegner und Kollegen.
Seine Frau Laurene, die dabei half, dieses Projekt zu verwirklichen, verlangte ebenfalls keine Einschränkungen; sie bat auch nicht darum, den Text im Voraus lesen zu dürfen. Ganz im Gegenteil, sie ermutigte mich sogar, die Stärken und Schwächen ihres Mannes ehrlich zu beschreiben. Sie ist eine der klügsten und vernünftigsten Personen, die ich je kennengelernt habe. »Teile seines Lebens und seiner Persönlichkeit sind extrem chaotisch, und das ist die Wahrheit«, erklärte sie mir bereits zu einem frühen Zeitpunkt. »Du solltest es nicht schönreden. Er ist gut im Herumspinnen, aber er hat auch eine bemerkenswerte Geschichte aufzuweisen, und ich lege Wert darauf, dass alles wahrheitsgetreu erzählt wird.«
Ich überlasse es dem Leser zu beurteilen, ob ich diese Aufgabe erfüllt habe. Sicherlich gibt es Figuren in diesem Drama, die eine andere Erinnerung an einige der Ereignisse haben oder die annehmen, dass ich manchmal in die Falle der Realitätsverzerrung getappt bin. Wie bei meinem Buch über Henry Kissinger, das in gewisser Weise eine gute Vorbereitung für dieses Projekt war, stellte ich fest, dass die Menschen auch in Bezug auf Jobs derart starke positive oder negative Empfindungen hatten, dass der Rashomon-Effekt – mehrere miteinander unvereinbare Darstellungen – häufig zu erkennen war. Aber ich habe mein Möglichstes getan, um widersprüchliche Berichte fair wiederzugeben und die benutzten Quellen transparent zu machen.
Dies ist ein Buch über das schwindelerregende Leben und die unglaublich intensive Persönlichkeit eines kreativen Unternehmers, dessen Leidenschaft für Perfektion und ungebremster Tatendrang sechs Industriezweige revolutionierten: Heimcomputer,Animationsfilme, Musik, Telefone, Tablet-Geräte und Digital Publishing. Man könnte noch einen siebten hinzufügen: Einzelhandelsgeschäfte, die Jobs zwar nicht direkt revolutionierte, denen er jedoch ein neues Image verlieh. Außerdem ebnete er den Weg für einen neuen Markt für Digital Content, basierend auf Anwendungenstatt nur auf Internetseiten. Er stellte nicht nur transformierende Produkte her, sondern baute beim zweiten Anlauf auch ein stabiles Unternehmen auf, das mit seiner DNA ausgestattet ist, also mit kreativen Designern und wagemutigen Ingenieuren, die seine Vision umsetzen konnten.
Ich hoffe, dass dieses Buch auch von Innovation handelt. In einer Zeit, in der die Vereinigten Staaten Möglichkeiten suchen, ihren innovativen Vorsprung beizubehalten, und Gesellschaften auf der ganzen Welt versuchen, kreative, dem Digitalzeitalter angepasste Wirtschaftssysteme aufzubauen, gilt Jobs als die Ikone des Ideenreichtums, der Fantasie und steter Innovation. Er wusste, dass die beste Möglichkeit, im 21. Jahrhundert
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