Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
war.
Kare entwickelte auch die Icons – wie etwa das Symbol des Papierkorbs –, die typisch für die grafische Benutzeroberfläche wurden. Sie verstand sich auf Anhieb mit Jobs, weil sie seinen Instinkt für Vereinfachung wie auch sein Verständnis für Spielereien teilte. »Meistens kam er gegen Feierabend vorbei«, erzählte sie. »Er wollte immer wissen, was es Neues gab, und er bewies immer einen sicheren Geschmack und hatte Sinn für visuelle Details.« Manchmal tauchte Jobs auch am Sonntagmorgen auf, also fing Kare an, um diese Zeit zu arbeiten, um ihm die neuen Optionen vorführen zu können, die sie entworfen hatte. Hin und wieder gab es ein Problem; so lehnte er einmal ein Kaninchen ab, das sie als Icon für eine Beschleunigung der Mausklickgeschwindigkeit entworfen hatte. Das kleine Pelztier war ihm »zu fröhlich«.
Auch auf die Titelleisten der Fenster und des Bildschirms verwendete Jobs ähnliche Aufmerksamkeit. Er ließ sie von Atkinson und Kare immer wieder umgestalten, bis er endlich zufrieden war. Die des Apple Lisa gefielen ihm nicht; er fand sie zu schwarz und abweisend. Die des Mac sollten eleganter aussehen, mit Nadelstreifen. »Wir haben ihm bestimmt 20 verschiedene Designs vorgestellt, bis er endlich glücklich war«, erinnerte sich Atkinson. Als sich Kare und Atkinson beklagten, er halte sie zu sehr mit Details auf, obwohl es Wichtigeres zu tun gebe, hatte er einen Wutanfall. »Stellt euch doch vor, das hier jeden Tag vor euch zu sehen!«, schrie er. »Das ist keine Kleinigkeit, es muss stimmen!«
Chris Espinosa fand eine Methode, um Jobs’ Anforderungen und Kontrollsucht gerecht zu werden. Er war einer von Wozniaks jugendlichen Bewunderern aus den Garagentagen. Jobs hatte ihn überzeugt, sein Studium in Berkeley abzubrechen, er könne schließlich auch später noch seinen Abschluss machen, während er nur eine Chance habe, am Mac mitzuarbeiten. Espinosa entschloss sich, selbstständig einen Taschenrechner auf dem Computer zu entwerfen. »Wir kamen alle zusammen, als Chris seinen Taschenrechner vorführte, und hielten den Atem an, während wir auf Steves Reaktion warteten«, sagte Hertzfeld.
»Na ja, für den Anfang nicht schlecht«, bemerkte Jobs, »aber das stimmt alles noch nicht. Der Hintergrund ist zu dunkel, ein paar von den Linien haben die falsche Dicke und die Buttons sind zu groß.« Espinosa arbeitete den Entwurf immer wieder nach Jobs’ Vorstellungen um, aber nach jeder Version gab es neue Kritik. Eines Nachmittags, als Jobs wieder vorbeikam, zeigte ihm Espinosa dann seine geniale Lösung: das »Steve-Jobs-Taschenrechner-im-Eigenbau-Programm«. Damit konnte der User seinen Taschenrechner individuell gestalten, indem er die Dicke der Grenzlinien, die Größe der Buttons, die Schattierung, den Hintergrund und andere Elemente nach Belieben einstellte. Statt einfach zu lachen, stürzte sich Jobs sofort darauf und spielte herum, bis der Taschenrechner genauso aussah, wie er ihn haben wollte. Nach ungefähr zehn Minuten war er zufrieden, und sein Entwurf wurde dann natürlich für den Mac übernommen und blieb 15 Jahre lang unverändert.
Obwohl Jobs sich auf den Macintosh konzentrierte, wollte er für alle Apple-Produkte ein einheitliches Designprofil. Mithilfe von Jerry Manock und einer informellen Gruppe, der sogenannten Apple Design Guild, schrieb er einen Wettbewerb aus, um einen Weltklassedesigner zu gewinnen, der für Apple dieselbe Rolle spielen würde wie Dieter Rams für Braun. Das Projekt trug den Codenamen »Snow White« (»Schneewittchen«; womöglich auch eine Anspielung auf den Hifi-Klassiker Braun SK5, der den Spitznamen »Snow White’s coffin«, »Schneewittchens Sarg«, trug), nicht weil die Produkte schneeweiß sein sollten, sondern weil sie mit den Namen der sieben Zwerge codiert waren. Den Zuschlag erhielt schließlich Hartmut Esslinger, ein deutscher Designer, der unter anderem für Sony den Trinitron-Fernseher gestaltet hatte. Jobs besuchte ihn im Schwarzwald und zeigte sich nicht nur von Esslingers beruflicher Leidenschaft, sondern auch von seiner Fahrweise beeindruckt, als dieser seinen Mercedes mit 170 über die Straßen jagte.
Esslinger argumentierte trotz seiner deutschen Herkunft für ein »amerikanisches Gen in der Apple-DNA«, einen »California-Global-Look«, den er sich, durch »Hollywoodfilme, Musik, ein bisschen Rebellion und natürlichen Sex-Appeal« inspiriert, erdachte. Sein Leitprinzip war, dass die Form der Emotion folgen müsse, eine
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