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Stieber - Der Spion des Kanzlers Roman

Titel: Stieber - Der Spion des Kanzlers Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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die Versicherung
     Prims, niemand erfahre bei einer Kandidatur Leopolds, daß Preußen die Strippen gezogen hatte. (Alle Dokumente der Geheimpolitik
     Bismarcks in Madrid sind bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges sorgsam unter Verschluß gehalten worden – Josef Becker bezeichnete
     die Vorgänge um die Kandidatur in einem ›Zeit‹-Artikel vom 19.   1.   1996 als »streng gehütetes Geheimnis des Bismarck-Reiches«.) Nun willigte der preußische König ein, widerstrebend wie so oft
     und auch mit schlimmen Folgen – wie immer, wenn Bismarck ihn zu drastischen Schritten gedrängt hatte.
    Napoleon III. tobte gegen das »ausländische Complott«, das ihn auch noch den letzten Rest an Respekt seines Volkes kostete.
     Er schickte seinen Gesandten Le Sourd mit einem Protestschreiben nach Berlin, aber der König weilte gerade zur Kur in Bad
     Ems, wohin ihm Napoleon am 13.   Juli 1870 den Gesandten Benedetti mit einer zur Unterschrift vorbereiteten Erklärung nachschickte. Diese Erklärung besagte, daß Preußen
     ein für allemal auf die spanische Thronoption verzichtete (für den von den Ereignissen etwas überraschten Leopold hatte das
     sein Vater Fürst Karl-Anton von Hohenzollern schon am 12.   Juli getan).Der König schickte eine Depesche an Bismarck, in der er sich verwundert über das französische Ansinnen zeigte, da er
     doch noch nicht einmal von Leopolds Verzicht etwas wußte.
    Noch bevor Bismarck etwas von der nervösen und gefährlichen Forderung wußte, die Benedetti von Napoleon III.überbrachte, hatte
     er am Vorabend – also am 12.   Juli – in kleiner Runde mit Generalstabschef Moltke, Kriegsminister Roon und Innenminister Eulenburg den Entschluß gefaßt, gegen
     Frankreich in den Krieg zu ziehen. Das war ein Bruch der von ihm selbst lancierten Verfassung des Norddeutschen Bundes, die
     das Recht der Kriegserklärung dem König vorbehielt.
    Nun hatte Bismarck ein Mittel in der Hand, diesen Krieg zu bekommen, ohne selbst als Aggressor dazustehen. Er redigierte die
     Emser Depesche, bis sich (so gestand er später gegenüber dem damaligen preußischen Geschäftsträger in Paris Solms-Sonnenwalde)
     »die nette Figur einer Beleidigung des Königs durch Benedetti herausgeschält« hatte. Die redigierte Depesche wurde blitzschnell
     durch die Presse verbreitet und mobilisierte die Solidarität der süddeutschen Staatenfür den »beleidigten« preußischen König. Alle deutschen Staaten – samt Bayern – waren bereit, gegen Frankreich in den Krieg
     zu ziehen. Als, wie durch einen eisernen Mechanismus herbeigeführt, die provozierte Kriegserklärung aus Paris eintraf, mobilisierten
     die Deutschen fast 400   000   Mann unter dem Oberbefehl von General Moltke.

 
     
    9.   Militärspionage
     
    Natürlich nehmen die Preußen ihren Geheimdienstchef Stieber mit ins Feld – diesmal nicht nur als Personenschützer für die
     königlichen Hoheiten und den Stab, sondern ausdrücklich auch zur »Unterstützung der deutschen Armeeführung durch Informationen
     aus Feindesland«, zur »Abwehr feindlicher Kundschafter, Controlle des gesamten Postverkehrs und der im Armeebereiche erscheinenden
     Presse«.
    Er drängte auf die Einrichtung einer »Sicherheitspolizei«, bestehend aus speziell ausgebildeten Polizisten, die Attentäter
     und Saboteure schon im Vorfeld ausfindig und unschädlich machen sollten. Der Innenminister Eulenburg lehnte diese Sondereinheit
     entschieden ab – und wieder war Stieber tief gekränkt, vor allem aufgrund der polemischen Formulierung »hysterische Aufblähung«,
     die selbst in der heimischen Presse Furore machte. Diesmal aber nahm Bismarck seinen treuesten Gefolgsmann in Schutz; er setzte
     die Aufstellung einer »Feld-Sicherheitspolizei« durch und machte Stieber zu deren Chef.
    Stieber arbeitete während des Krieges Tag und Nacht. Er schlief selten länger als zwei Stunden, stockte seine Truppe in Frankreich
     auf und übernahm in den besetzten Gebieten auch die Zivilverwaltung der französischen Bevölkerung. Das heißt, wenn er mit
     dem deutschen Hauptquartier in einer größeren Stadt einrückte, erklärte er sich sofort zum Präfekt des Departements.
    Stieber ging in jeder Beziehung planvoll vor: Dort, wo die Sturheit des Militärs eine ordnungsgemäße Arbeit übriggebliebener
     französischer Verwaltungsstellen verhinderte, trat er für eine Kooperation ein, bei Störungen militärischer Aktionen aber
     war er gnadenlos wie ein Frontgeneral. So ließ er einen

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