Stiefkinder der Sonne
im Weltall) bekannte Roboter „Robbie“ erneut eingesetzt wurde. Richard Avery, Coopers Protagonist in Transit, diente ihm als Pseudonym bei der Veröffentlichung von vier Space Opera-Romanen.
Typisch für Cooper sind männliche Protagonisten, die sich als dominierende Figuren gegenüber ihrer Umwelt behaupten. Diese Protagonisten der einzelnen Romane ähneln einander stark, was vom Autor erklärtermaßen auch beabsichtigt ist: Der Protagonist ist jeweils Edmund Cooper selbst, mit der einen oder anderen Maske selbstverständlich.
Frauen spielen in Coopers Romanen in erster Linie die Rolle der Bettgefährtin, ebenfalls erklärtermaßen. Denn Mr. Cooper hat in diesem Punkt sehr rigorose Auffassungen, die ihm vor allem von amerikanischen Kritikern vielfach den Vorwurf eingetragen haben, ein male Chauvinist pig zu sein. So meinte Edmund Cooper in einem Interview, es sei schließlich erwiesen, daß die Frau ein kleineres Gehirn habe als der Mann, und ein größerer Computer sei nun einmal leistungsfähiger als ein kleiner. Mit dem Hinweis auf angeblich fehlende gute weibliche Mathematiker, Wissenschaftler und Komponisten weist er den Frauen ihren Platz zu: „Sie sollen ins Haus zurückkehren, um die Hausarbeit zu verrichten und Kinder zu produzieren.“ Obwohl er diesen Wunsch nicht zum Gesetz erheben kann, ist er dennoch guter Dinge: „Laßt die Frauen nur mit den Männern konkurrieren“, meint er, „sie werden bald einsehen müssen, daß sie unterlegen sind.“
Diese, gelinde gesagt, fragwürdigen Ansichten zur Emanzipation der Frau sollen an dieser Stelle nicht weiter kommentiert werden. Ihre Darstellung schien mir immerhin zum besseren Verständnis des Autors nötig.
Jedenfalls muß man Mr. Cooper zubilligen, daß er ein ehrlicher Mann ist und frei heraus sagt, was er denkt. So bekannte er sich in einem von James Goddard geführten und in Science Fiction Monthly Vol. 2, No. 4 veröffentlichten Interview nicht nur zu den oben zitierten Ansichten über Frauen, sondern gestand zum Beispiel auch, daß er Atheist ist. Die christliche Kirche, so Cooper, habe mehr Menschen getötet, als dies in den beiden Weltkriegen zusammen der Fall gewesen sei. Und der Papst sei ein „bloody fool“, schlimmer als Dschingis Khan, Atilla und Adolf Hitler.
Sich selbst sieht Cooper als eine Art Kassandra, einen frustrierten Weltuntergangspropheten, der mögliche Gefahren für die Menschheit aufzeigen will. Politisch sieht er sich als liberalen Demokraten, der darauf hofft, daß sich das liberale Element gegen autoritär-faschistische Strömungen durchsetzt.
Seine Definition von Science Fiction ist enger als die seiner meisten Kollegen: Für ihn ist bereits Fantasy, was durch einen Kunstgriff gegenwärtige wissenschaftliche Erkenntnis außer Kraft setzt, etwa die Vorstellung, daß es überlichtschnelle Raumfahrt geben könnte.
In der Science Fiction schätzt er die Romane Non-Stop (Fahrt ohne Ende) und Cryptozoic (Kryptozoikum) von Brian W. Aldiss, Foundation (Der Tausendjahresplan) und die Roboter-Stories von Isaac Asimov, A Canticle for Leibowitz (Lobgesang auf Leibowitz) von Walter M. Miller, Level 7 (Das Ultimatum) von Mordecai Roshwald und natürlich Earth Abides (Leben ohne Ende) von George R. Stewart. Letzterer, einer der eindrucksvollsten SF-Katastrophenromane, hat Cooper zweifellos stark beeinflußt, wie unter anderem der vorliegende Roman All Fool’s Day (Stiefkinder der Sonne) zeigt. Interessant ist auch ein Vergleich mit dem thematisch sehr ähnlichen Titel Some Will Not Die (Einige werden überleben, Moewig-SF-Taschenbuch 35/7) von Algis Budrys. Anders als Budrys’ Protagonisten geht Coopers Greville erst gegen Ende des Romans daran, eine neue Zivilisation aufzubauen. Denn bei Cooper hat nicht ein zufälliger Querschnitt der Bevölkerung die Katastrophe überlebt: Es sind ausschließlich „Transnormale“, die von den „Schönwetterselbstmorden“ nicht betroffen wurden. Sie scheinen zunächst denkbar untauglich, das Chaos in den Griff zu bekommen, schaffen es schließlich aber doch. Cooper, der seine Stoffe vor allem unter dem Aspekt aussucht, daß er sich mit einem bestimmten Thema auseinandersetzen möchte, gesteht ein, daß er in diesem Fall, nach neunzehn Monaten Arbeit an diesem Roman, am Ende nicht schlauer war als vorher. Er wollte für sich selbst herausfinden, was hinter Begriffen wie „geistig normal“ und „geistig anomal“ steckt.
Am Ende hatte er dieses Thema „ein wenig vertieft“, wie er
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