Stilettos für Anfänger
und Annie konnte ein zerknittertes Flanellhemd darunter sehen. Guy sah nicht so aus, als ob er sich heute rasiert hätte, und seine braunen Augen waren rot gerändert, was den Schluss zuließ, dass er nicht viel Schlaf bekommen hatte in der letzten Nacht.
Er sah groß und schlaksig und müde aus – und so sexy, dass Annie sich am liebsten eins der Bücher geschnappt und Guy ins Schlafzimmer gezogen hätte.
Annie erhob sich langsam, während sie ihn sehnsüchtig betrachtete. “Niemand versucht, mich zu verführen.”
Lacy lächelte, betrachtete einen ihrer Fingernägel und verkündete: “Es ist Annie, die jemanden verführen wird.”
Guy und Daniel erstarrten. “Was?”
Annie warf Lacy einen vernichtenden Blick zu, den diese jedoch ignorierte. Das war das Problem mit einer Freundin, die ein bisschen spleenig war und zu viel Intelligenz und Fantasie besaß. Annie hatte keine Angst, dass Lacy sie verraten würde. Tatsächlich fand sie sogar, dass es recht hilfreich war, wenn Lacy Guys Neugier weckte. Aber Guy sah nicht neugierig, sondern entsetzt aus.
“Ich bin fünfundzwanzig Jahre alt”, versuchte Annie die beiden Männer zu beruhigen, die sie mit einer Faszination anstarrten, die Zugunglücke und dergleichen in Menschen auslösten. “Ich finde, mein Sexualleben sollte nur mich etwas angehen.”
Guy schob die Tür hinter sich zu und verschränkte seine langen Arme vor der Brust. Irgendwie schaffte er es, sogar noch größer auszusehen. “Was für ein Sexualleben?”
Gute Frage.
Wieder ergriff Lacy das Wort. “Du dachtest doch wohl nicht, dass sie für immer Jungfrau bleibt?”
“Kein schlechter Gedanke”, murmelte Guy.
Daniel fuhr zu Lacy herum. “Das ist alles dein Werk, nicht?”
“Ich habe sie nicht erregt, falls es das ist, was du meinst.”
Daniels Gesicht lief rot an, während Guy weit die Augen aufriss. “Annie ist erregt?”
Er klang entsetzt, und dann musterte er sie, als suchte er nach äußeren Anzeichen dafür. Annie bewegte sich voller Unbehagen.
Lacy zuckte mit den Schultern und grinste selbstgefällig. “Das soll vorkommen.”
Erst da bemerkte Guy den Stapel Bücher und Zeitschriften und ging darauf zu. “Du lieber Himmel. Du hast ja ein richtiges literarisches Arsenal hier.” Er nahm eine Ausgabe des “Kamasutra”, und seine Augen verdunkelten sich, als er darin blätterte. Dann glitt sein Blick zu Annie. “Wie viele Männer willst du denn verführen? Gleich ein ganzes Dutzend?”
Annie wurde rot. Sie hatte nicht einmal im Traum an etwas so Ausgefallenes wie Gruppensex gedacht.
Da ihr nichts Besseres einfiel, versuchte sie ihre Verlegenheit hinter einer schnippischen Antwort zu verbergen. “Wenn es denn sein muss.
“Warum?”, fragte Guy, und Daniel sagte: “Den Teufel wirst du tun!”
Sie warf den Männern einen ärgerlichen Blick zu. “Ich bin keinem von euch eine Erklärung schuldig.”
Daniel ging an Lacy vorbei und hob “Die populärsten erotischen Erzählungen des Jahres” auf. Er überflog die einzelnen Titel im Buch und starrte Annie an. “Hör mal, Annie, was willst du mit dem Zeug?”
Da Annie sich darüber selbst noch nicht klar war, zog sie nur eine Schulter hoch und lächelte. Lacy stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte über Daniels Schulter. “Ah, die Erotika. Ich habe sie mitgebracht, damit Annie Vergleiche ziehen kann. Die meisten Frauen glauben nämlich, ihre Fantasien seien seltsam, wenn nicht gar pervers. Ich möchte, dass Annie einige der gängigsten sexuellen Fantasien kennenlernt, damit sie solche Bedenken gar nicht erst bekommt.”
Daniel starrte seine Frau an, und Guy sah aus, als stünde er kurz vor einem Schlaganfall.
Lacy ignorierte die stumme Anklage der Männer. “Sie hat nämlich auch Fantasien, wisst ihr.”
Die Männer richteten den Blick auf Annie. Sie erschrak und wünschte, sie hätte ein Mauseloch gehabt, in dem sie sich hätte verkriechen können.
“Ich habe auch ‘The Joy of Sex’ mitgebracht. Die Texte und die Illustrationen sind wirklich fabelhaft – und sehr, sehr anregend.”
Da Lacy die Männer damit wirkungsvoll zum Schweigen gebracht hatte, schöpfte Annie wieder Mut und beschloss, es ihrer Freundin nachzutun. Sie hob ein Taschenbuch auf und tat, als kenne sie es schon. “Dieses hier ist über den männlichen … Orgasmus. Wie man ihn verbessern kann.” Sie erstickte beinahe an den Worten – und begann sich automatisch Guy auf dem Gipfel der Ekstase vorzustellen.
“Tatsächlich geht es
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