Stilettos für Anfänger
nicht, schien aber auch nicht allzu glücklich darüber zu sein. Er zog Annie mit seinem freien Arm an sich und flüsterte ihr zu: “Bring ihn zur Vernunft, Annie. Mach ihm klar, was er da tut.”
Annie nickte. “Ich werde es versuchen.” Und wie sie es versuchen würde!
Daniel sträubte sich, als Lacy versuchte, ihn hinauszuziehen, und griff nach Annies Hand. “Und verführ um Himmels willen niemanden!”
Lacy stöhnte theatralisch. “Große Brüder sind wirklich nervig. Ich bin froh, dass ich keine habe.” Und damit zog sie Daniel endgültig hinaus und ließ Annie und Guy allein. Annie biss sich auf die Lippe.
Schweigen breitete sich in der kleinen Wohnung aus, als die Tür sich schloss, und Annie sich zu Guy umwandte. Er beobachtete sie prüfend, und ihr Herz begann zu rasen. Sie schluckte, um ihre Nervosität zu vertreiben.
Verdammt, warum hatte Lacy ihr nicht ein paar grundsätzliche Anweisungen gegeben, bevor sie ging? Annie glaubte nicht, dass sie es allein zustande bringen würde.
Guys Augen verengten sich misstrauisch, und mit leiser Stimme fragte er: “Nun, Annie? Willst du mir nicht sagen, was du damit”, er zeigte auf ihren Bücherstapel, “wirklich vorhast?”
2. KAPITEL
I ch werde mich hüten, dachte Annie, als sie sah, wie Guy sie jetzt beobachtete. Sie straffte die Schultern und zwang sich, seinen prüfenden Blicken standzuhalten. Wahrscheinlich glaubte er, er schüchterte sie ein.
Aber in Wahrheit begann sie eine leise Erregung zu verspüren.
Guys ungeteiltes Interesse zu besitzen, löste eine wunderbare Wärme in ihr aus und machte sie ein bisschen schwindlig.
“Was ich tue und mit wem, ist meine Sache, Guy”, sagte sie und begann die Bücher einzusammeln.
Ein dünnes Buch öffnete sich auf einer Seite mit einer besonders anschaulichen Darstellung eines intim vereinten Paars. Die Frau, die über den Schenkeln des Mannes kniete, lächelte wollüstig. Irgendwie konnte Annie sich nicht recht vorstellen, in einer solchen Position mit Guy vereint zu sein.
Aber dieses Lächeln fiel ihr jetzt schon nicht schwer.
Annie steckte das Buch rasch zwischen die anderen. Sie sah Guy an und wusste, dass er das Bild auch gesehen hatte. Sein Stirnrunzeln wich einem angespannten Ausdruck.
Annie räusperte sich. “Warum bist du hergekommen?”
Guy schüttelte den Kopf. “Darüber können wir später reden.”
“Wir können jetzt darüber reden. Alle anderen Diskussionen sind beendet.” Eine Verführung zu planen, war schwierig genug. Mit dem zu Verführenden darüber zu reden, würde schlicht unmöglich sein. Sie brauchte Zeit für die Entwicklung ihrer Pläne, ohne Guys Kommentare.
Guy senkte den Kopf und legte seine großen Hände auf ihre Schultern, als sie an ihm vorbeigehen wollte. Ihre Knie gaben beinahe nach.
Er war so groß, dass ihr Kopf ihm nur bis knapp ans Kinn reichte, und sie liebte jeden Zentimeter an ihm. Ihr ganzes Leben hatte sie gewusst, dass ihre Familie sie liebte. Aber ihr Vater hatte sich entweder immer irgendwo verkrochen, weil er den Verlust seiner Frau nicht verwinden konnte, oder er war zu beschäftigt gewesen mit seiner Sportartikelfirma, um seinen Kindern viel Aufmerksamkeit zu schenken.
Daniel hatte versucht, ihn zu ersetzen, so gut er konnte. Aber Daniel war sehr lerneifrig gewesen und hatte sein Studium sehr ernst genommen. Er wirkte ein bisschen überwältigend auf eine kleine Schwester, die weniger erfolgreich war und obendrein noch unter ihrer Schüchternheit litt. Und Max, ihr zweitältester Bruder … nun, er war einfach schwierig. Sie hatte nie an seiner Liebe gezweifelt, aber er neigte mehr dazu, sie zu hänseln, als sie zu umarmen. Wenn er überhaupt da war. Max war mehr auf Reisen als zu Hause.
Guys nächste Worte rissen sie aus ihrer Träumerei. “Versprich mir etwas, Schatz. Bevor du dich entscheidest, irgendwas zu tun, rede vorher mit mir darüber, ja?”
Da sie annahm, dass es zumindest einige Gespräche erfordern würde, bevor sie ihn verführen konnte, nickte Annie. Sie hätte allem zugestimmt, um dieses Thema zu beenden. Dann fiel ihr wieder ein, dass Guy angeblich Melissa heiraten wollte, und sie, vermutlich nicht mal eine Chance bekäme, ihn zu verführen. Der Gedanke versetzte sie in Panik. Verdammt, warum musste Guy so blind und stur sein in Bezug auf sie?
Er beobachtete sie besorgt. “Ist was nicht in Ordnung? Möchtest du darüber reden?”
Guy war eigentlich immer für sie da gewesen, wenn sie ihn gebraucht hatte – nur
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