Stille Kuesse sind tief
auf jemanden loszugehen?
Reno fraß den Rest des Apfels, und Shane tätschelte ihn noch einmal kurz, bevor er hinausging und das Gatter hinter sich schloss.
„Annabelle ist nicht hier“, sagte er zu Lewis, während er in Richtung Haus ging.
„Ich weiß. Ich war vorhin noch bei ihr zu Hause und habe mit ihr geredet.“ Lewis rückte seine Sonnenbrille zurecht. „Ich fahre zurück nach North Carolina.“
„Weil die Scheidung jetzt rechtskräftig ist?“
Lewis wandte sich ab. „Ja. Weil die Scheidung durch ist.“
Fast verspürte Shane so etwas wie Mitleid mit dem Mann. Anscheinend bedauerte er es jetzt, dass er Annabelle verloren hatte. Er war hier aufgekreuzt und hatte gehofft, sie zurückgewinnen zu können. Allerdings hatte Lewis nach Shanes Auffassung nicht sonderlich viel getan, um hier als der Gute in der ganzen Geschichte dazustehen. Eine Frau wie Annabelle wollte umworben werden. Sie brauchte das Gefühl, etwas Besonderes zu sein.
„Sie wollte ja, dass ich bleibe“, behauptete Lewis jetzt und schaute Shane wieder an.
Leider konnte Shane die Augen des anderen Mannes nicht erkennen, weil sie hinter der Sonnenbrille verborgen waren. Aber er hätte einen nicht unerheblichen Betrag darauf gewettet, dass sie fahrig umherblickten, ein Beweis dafür, dass Lewis log.
„Hat sie das?“, fragte Shane.
„Ja, sie meinte, wir sollten uns wieder zusammentun. Anscheinend bereut sie die Scheidung. Ich habe über das Angebot nachgedacht. Ich meine, wer würde das nicht? Sie ist eine erstaunliche Frau. Aber, wie heißt es so schön? Wer zweimal aufden gleichen Trick hereinfällt … Sie ist wirklich nicht …“ Wieder schaute er weg. „Ich bin durch mit ihr. Falls es Sie interessiert.“
Shane hätte ihn gern darauf hingewiesen, dass Annabelle nicht den Eindruck vermittelt hatte, als würde sie irgendetwas bedauern, abgesehen von der Tatsache, dass Lewis hier überhaupt aufgekreuzt war, aber was würde ihm das bringen? Einen Mann zu treten, der bereits am Boden lag, war seiner Meinung nach unsportlich.
„Sie geht einem unter die Haut“, sagte Lewis leise. „Und wenn sie sich dort einmal festgesetzt hat, ist es schwer, sie wieder loszuwerden.“ Er räusperte sich. „Ich will nicht leugnen, dass ich versucht war, mich wieder mit ihr einzulassen, aber so ist es besser. Das wollte ich Ihnen nur sagen.“
„Vielen Dank.“
Lewis winkte kurz und ging dann zu seinem Wagen.
Shane sah ihm hinterher. Warum Lewis extra noch einmal vorbeigekommen war, entzog sich seiner Kenntnis. Er war nicht gekommen, um zu prahlen. Schließlich hatte er nicht das bekommen, was er gewollt hatte. Vielleicht hatte der Mann keine Freunde und musste seinen Verlust mit jemandem teilen. Selbst wenn die Information in einer Reihe von Lügen verpackt gewesen war.
Heidi kam durch die Hintertür aus dem Haus. „War das Lewis?“
„Ja. Er fährt zurück nach North Carolina.“
„Gut“, erklärte seine zukünftige Schwägerin. „Annabelle war gar nicht glücklich darüber, dass er hier aufgetaucht ist. Das weißt du doch, oder?“
„Das habe ich kapiert, ja.“
„Ich bin jedenfalls froh, dass er weg ist.“
„Ich auch.“
Annabelle nippte an ihrem Latte macchiato. „Wie viele?“, fragte sie.
Nevada verdrehte die Augen. „Fünf. Ist das zu fassen? Fünf Welpen. Wenn ich meine Schwester nicht so lieben würde, würde ich sie definitiv umbringen. Kannst du dir vorstellen, wie oft Tucker und ich nachts aufstehen müssen, um sie zu füttern?“
„Wie alt sind die denn?“
„Sechs Wochen. Zum Glück. Die erste Woche war am schlimmsten. Da waren sie noch so winzig. Gerade einmal drei Wochen alt. Jetzt sind sie größer, und Cameron …“ Sie hielt kurz inne, um an ihrem Iced Frappucino zu nippen. „Cameron meint, dass wir in dieser Woche anfangen können, sie an normales Fressen zu gewöhnen. Vorher muss ich noch ihre Zähne kontrollieren, um sicherzustellen, dass sie genügend haben, damit sie mit dem Trockenfutter klarkommen. Vorsichtshalber wird das aber noch in heißem Wasser eingeweicht.“
„Aber sie sind bestimmt total niedlich.“
„Sind sie“, gab Nevada zu. „Komm sie dir anschauen.“
„Ich glaube, das ist keine gute Idee.“
„Hast wohl Angst, dass du einen mitnehmen willst, was?“
„Ganz genau.“
„Wem sagst du das“, meinte Nevada grinsend. „Tucker und ich versuchen unser Möglichstes, immun zu bleiben und keinen zu behalten. Das ist die Gefahr, wenn man Tiere hütet. Man gewöhnt sich
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