Stille Kuesse sind tief
automatisch.
„Tatsächlich? Denkst du überhaupt noch mal an mich? Oder hast du die Vergangenheit vollständig hinter dir gelassen?“
Okay, jetzt wurde die Unterhaltung ein wenig unangenehm. „Wir leben jetzt schon länger getrennt, als wir verheiratet gewesen sind“, begann sie. „Ich habe mir hier ein neues Leben aufgebaut, und ich bin glücklich.“
„Ich verstehe. Was ist, wenn ich dir versichere, dass ich mich geändert habe? Dass ich bereit bin, Kompromisse einzugehen?“
„Lewis, es ist besser, wenn wir die Vergangenheit ruhen lassen“, sagte sie leise.
„Du glaubst mir nicht.“
„Dass du dich geändert hast?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Ich glaube, es ist gut, wenn man sich weiterentwickelt. Aber würde es mich veranlassen, es noch einmal zu versuchen? Nein. Tut mir leid.“
„Wir waren ein gutes Team“, beharrte er. „Erinnerst du dich nicht mehr daran?“
Woran sie sich erinnerte, war das Gefühl, nie gut genug für ihn gewesen zu sein. Dass er sie ständig mit seinen harschen Worten verletzt hatte. „Du hast mich wie eine Puppe behandelt“, sagte sie langsam. „Etwas, womit du dich beschäftigen konntest, wenn du gerade mal Zeit hattest. Etwas, womit du angeben konntest.“
„Nein, das stimmt nicht. Ich habe vielleicht etwas zu viel von dir verlangt, aber, wie ich schon sagte, ich habe mich geändert. Ich habe gelernt, mich partnerschaftlicher zu verhalten. Es gibt doch bestimmt Dinge, die du vermisst.“
Annabelle stand auf. „Lewis, ich weiß es zu schätzen, dass du mich über die Sache mit der Scheidung aufgeklärt hast. Sie ist rechtskräftig, und wir können jetzt beide unser Leben neu ordnen. Das ist das Beste so.“
Auch er erhob sich. „Du willst alles hinter dir lassen? Einfach so? Ohne es noch einmal zu versuchen?“
Sie war kein grausamer Mensch und würde viel tun, um niemandem wehtun zu müssen, aber so langsam ging Lewis ihr auf die Nerven. Sie holte tief Luft.
„Diese ganze Unterhaltung ist ein Beispiel dafür, warum ich gegangen bin“, sagte sie ruhig, weil sie genau wusste, dass es nichts bringen würde, jetzt wütend zu werden. „Ich habe dir gesagt, was ich möchte, was mir wichtig ist, doch es interessiert dich überhaupt nicht. Du drängst dich wieder in mein Leben, ohne Rücksicht auf irgendjemanden zu nehmen. Du denkst nur an dich. Wenn dir nicht gefällt, was ich dir sage, erzählst du mir, ich würde mich irren, und dann versuchst du auch noch, mir ein schlechtes Gewissen einzureden. Ich irre mich nicht, und ich trage auch keine Verantwortung für das, was du jetzt fühlst. Wir sind geschieden. Ich bin nicht stolz darauf, doch ich akzeptiere es. Das Leben geht weiter. Für mich und hoffentlich auch für dich.“
Annabelle wappnete sich gegen seinen Zorn. Lewis hatte es gar nicht gern, wenn ihm jemand sagte, er wäre im Unrecht, und meist reagierte er darauf mit einem Wutausbruch. Doch statt wütend zu werden, schien er in sich zusammenzusacken.
„Ich verstehe“, murmelte er. „Dann ist es also endgültig vorbei.“
„Ja.“
Einen Moment lang starrte er sie noch an, bevor er sich umdrehte und zur Tür ging. „Leb wohl, Annabelle.“
„Leb wohl.“
„Du wirst das noch bereuen, weißt du? Du wirst es bereuen, dass du mich verloren hast.“
Sie presste die Lippen aufeinander und wartete, bis er fort war.
Anschließend ging sie zum Fenster und sah ihm nach, als er davonfuhr. Mit ein bisschen Glück würde er die Stadt verlassen, und dann brauchte sie ihn nie mehr wiederzusehen.
Damals, als sie ihn kennengelernt hatte, war sie so sicher gewesen, dass er derjenige sein würde, der sie retten könnte. Doch inzwischen hatte sie gelernt, dass der einzige Mensch, der diesen Job erfüllen konnte, sie selbst war. Diese schmerzhafte Lektion hatte sie in den Wochen nach der Trennung gelernt, als sie allein, verängstigt und emotional am Ende gewesen war.
Die Zeit und harte Arbeit hatten sie schließlich geheilt. Jetzt war sie bereit für eine Beziehung zwischen gleichberechtigten Partnern. Bereit für jemanden, der sie genauso liebte wie … Sie lächelte. Jemand, der sie genauso abgöttisch liebte wie Khatar. Es wäre nur schön, wenn es kein Pferd wäre.
Sie wollte, dass dieser Mensch Shane war. Er war klug, humorvoll, vernünftig und ruhig. Sein größter Fehler war, dass er sie mit seiner Exfrau verglich. Auch wenn sie wusste, dass sie Rachel nicht im Geringsten ähnelte, war nicht sie diejenige, die davon
Weitere Kostenlose Bücher