Stille meine Sehnsucht, Geliebter!
Gabe zu besitzen schien.
Doch diesmal durfte sie es auf keinen Fall dazu kommen lassen.
Laurel straffte die Schultern und sah ihm fest in die Augen. „Es wäre eine unangenehme Situation“, sagte sie betont kühl. „Für uns beide.“
Cristiano fixierte sie noch einen Moment lang mit zusammengekniffenen Augen, bevor er sagte: „Mach dir keine Sorgen. Ich werde auf der Couch schlafen. Und falls du Angst hast, dass ich meine Hände nicht von dir lassen kann – sei beruhigt, denn diese Angst ist völlig unbegründet. Du hast deine Chance mit mir nämlich schon lange verspielt.“ Mit diesen Worten drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand Richtung Terrasse.
Doch auch seine momentane Abwesenheit änderte nichts daran, dass Laurel überall im Wohnbereich kleine Dinge sah, die sie an ihn erinnerten.
Das maßgeschneiderte Jackett, das er achtlos über eine Stuhllehne geworfen hatte. Das Glas mit hausgemachter sizilianischer Limonade, das er nicht ganz ausgetrunken hatte, weil er immer auf dem Sprung war. Der aufgeklappte Laptop, sein ständiger Begleiter. All das kam ihr so vertraut vor, dass sie wie angewurzelt stehen blieb und schwer schluckte, durchdrungen von dem Wunsch, die Zeit zurückdrehen zu können.
Doch wie weit zurück?
Hätte ihre Beziehung wirklich anders verlaufen können?
Nein. Ihre Liebe war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.
Selbst Romeo und Julia wirkten im Vergleich zu ihnen wie ein Traumpaar.
2. KAPITEL
Cristiano leerte das Whiskeyglas in einem einzigen Schluck, als könne er so seine bitteren Gefühle einfach herunterspülen, während er auf der schattigen Terrasse der Villa darauf wartete, dass Laurel sich für das Fest zurechtmachte.
Er hatte sich vorgenommen, kalt und distanziert zu sein. Doch schon in dem Moment, in dem er sie die Treppe des Flugzeugs hatte herabsteigen sehen, war dieser Vorsatz ins Wanken geraten. Ihr Anblick hatte einen Sturm an widersprüchlichen Emotionen ausgelöst – und dieser war mittlerweile zu einem wahren Orkan angewachsen. Laurels Unnahbarkeit machte ihn vollkommen verrückt. Im Verstecken von Gefühlen war sie eine Meisterin, das musste er ihr lassen.
Cristiano zerrte fahrig am Kragen seines blütenweißen Hemdes und schenkte sich mit leicht zitternder Hand ein zweites Glas ein.
Sie gab ihm immer noch die Schuld an allem. Das war offensichtlich. Auch wenn sie nicht wirklich darüber sprechen wollte.
Genauso wie damals, unmittelbar nach dem fatalen Ereignis, als sie sich hinter einer Mauer des Schweigens verschanzt hatte. Sie hatte heftiger – und anders als er – auf die Fehlgeburt reagiert.
Er hatte sich an seinem Realitätssinn festgeklammert und versucht, so die Traurigkeit über den Verlust des Babys zu lindern. Fehlgeburten kamen zu Beginn einer Schwangerschaft häufig vor. Seine Mutter hatte zwei gehabt. Seine Tante eine.
Er war pragmatisch gewesen.
Sie untröstlich.
Und unerbittlich.
Abgesehen von der einen Nachricht auf seiner Mailbox, hatte sie sich danach rigoros geweigert, über den Zwischenfall zu sprechen. Du brauchst dein Meeting meinetwegen nicht mehr zu unterbrechen, ich habe das Baby nämlich schon verloren.
Cristiano spürte, wie kleine Schweißperlen seinen Nacken herunterliefen. Zum hunderttausendsten Mal wünschte er sich, damals sein Handy vor dem Geschäftstermin nicht ausgeschaltet zu haben.
Wäre vielleicht alles anders verlaufen, wenn er den Anruf sofort entgegengenommen hätte?
Er nahm einen großen Schluck aus seinem Glas und dachte mit Grauen an die Feierlichkeiten, die an diesem Wochenende vor ihm lagen. Doch schon im selben Moment wusste er, dass er seiner Schwester damit unrecht tat. Dani hatte mit viel Liebe und Enthusiasmus alles bis ins kleinste Detail geplant. Sie heiratete einen echten Sizilianer und wollte das Ereignis zelebrieren, wie es sich für echte alteingesessene Sizilianer gehörte. In großem Pomp. Und von ihm als ältestem Bruder und Oberhaupt der Familie wurde erwartet, seine Rolle entsprechend wahrzunehmen. Es war eine Sache der Ehre.
„Ich bin bereit“, hörte er Laurels klare Stimme hinter sich. Cristiano atmete einmal tief durch, um sicherzugehen, dass er sich voll unter Kontrolle hatte, bevor er sich zu ihr umdrehte.
Doch auch so versetzte Laurels Anblick ihn in Aufruhr.
Ein Kribbeln fuhr durch seinen Körper, und selbst die Luft schien plötzlich vor Spannung zu knistern.
Bereit? Dass er nicht lachte. Keiner von ihnen beiden konnte wirklich bereit sein
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