Stille meine Sehnsucht, Geliebter!
Hand in seine – und stellte überrascht fest, dass diese eiskalt war und leicht zitterte.
Sie hat also wieder nur die harte Maske aufgesetzt, dachte er grimmig und umklammerte die zierlichen Finger noch fester, als er merkte, dass sie ihre Hand wegziehen wollte. Nach außen hin immer entschlossen und stark, innerlich hingegen unglaublich schwach. Er hatte geglaubt, mit ihrem zwiespältigen Wesen klarkommen zu können.
Aber offensichtlich hatte er sich getäuscht.
Als Santo sich von ihnen wegdrehte, um andere Gäste zu begrüßen, schnellte sie herum und funkelte ihn wütend an. „Du brauchst nicht meinen Beschützer zu mimen.“
Cristiano ließ ihre Hand los. „Das war auch nicht meine Absicht“, erwiderte er betont kühl. „Ich wollte nur ein unschönes Spektakel verhindern. Heute ist Danis Abend, und dieser soll ruhig und reibungslos verlaufen.“
„Ich hatte bestimmt nicht vor, eine Szene zu veranstalten“, fauchte sie zurück. „Unkontrollierte Gefühlsausbrüche sind ja wohl eher eine Spezialität der Sizilianer. Ich habe mich immer perfekt im Griff.“
Genau das war das Problem. War es schon immer gewesen.
Cristiano schluckte die Bemerkung jedoch herunter.
„Laurie?“ Die freudige Stimme seiner Schwester hallte über die Terrasse und unterbrach das Gespräch. Keine Sekunde später kam eine wahre Flut an raschelnder grüner Seide auf sie zugerannt. Überschwänglich warf Dani sich in Laurels Arme. „Da bist du ja endlich! Ich habe dir so viel zu erzählen. Komm, ich muss dir unbedingt etwas zeigen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten – und ohne ihren Brüdern groß Beachtung zu schenken –, nahm sie Laurel an die Hand und zog sie Richtung Villa.
Cristiano blickte diesen beiden so unterschiedlichen Frauen nachdenklich hinterher. Wie hatte es seine Schwester bloß geschafft, Laurels undurchdringliche Mauer zu durchbrechen, während er gescheitert war?
Santo, der in der Zwischenzeit mit seinem üblichen Charme die Gastgeberrolle wahrgenommen und dafür gesorgt hatte, dass alle Ankömmlinge mit Champagner und Erfrischungsgetränken versorgt waren, gesellte sich wieder zu ihm.
„Warum hast du zugelassen, dass sie hier auftaucht?“
„Es war Danis größter Wunsch“, erwiderte Cristiano sachlich.
„Mag sein. Aber für dich muss Laurels Anwesenheit wie ein Schlag ins Gesicht sein. Bitte sag mir, dass du nicht auch nur im Entferntesten daran denkst, sie zurückzuerobern.“
Cristianos Miene verdüsterte sich. „Wie kommst du denn darauf?“
„Nur so ein Eindruck“, sagte Santo wie nebensächlich und blickte der hübschen Blondine hinterher, die in diesem Moment an ihnen vorbeistolzierte. „Laurel ist zweifellos ein heißer Feger.“
„Wenn du unsere Schwester nicht mit einem blauen Auge zum Altar führen willst, solltest du meine Ehefrau lieber nicht als ‚heißen Feger‘ bezeichnen“, fuhr Cristiano ihn an.
„Sie ist nicht deine Ehefrau. Jedenfalls nicht mehr lange.“
„Ich dachte, du magst Laurel.“
„Das war, bevor sie dich verlassen hat“, erklärte Santo lapidar, ohne seinen Blick von der Blondine abzuwenden. „Wenn ich dir einen brüderlichen Ratschlag geben darf – sie ist es nicht wert. Du solltest froh sein, wenn ein anderer Mann sich mit ihren Macken herumschlägt.“
Mit der Geschwindigkeit eines Comichelden ließ Cristianos seine Faust nach vorne schnellen und verpasste seinem Bruder einen so kräftigen Kinnhaken, dass dieser taumelte und nach hinten gegen die Hauswand prallte. Es dauerte einen Moment, bis Santo sich von dem Schrecken erholte und reagierte. Doch dann warf er sich umso wütender gegen Cristiano, packte ihn am Hemdkragen und wirbelte ihn seinerseits herum. Cristiano konnte die rauen Mauersteine durch den dünnen Stoff seines Baumwollhemds spüren – und seine eigene schäumende Wut. Santos Hände hielten ihn wie zwei Schraubstöcke fest.
„ Basta! Hört auf, ihr beiden.“ Carlo, ein langjähriger Freund der Familie – und gleichzeitig der Anwalt, der Cristiano bei der Scheidung vertrat –, brachte die aufgebrachten Brüder auseinander und stellte sich zwischen sie.
„ Calma. Jetzt beruhigt euch doch endlich. Das letzte Mal, dass ich gesehen habe, wie ihr euch rauft, da wart ihr sechzehn. Was um Himmels willen ist denn hier los?“
„Nichts. Ich habe nur gesagt, dass Cristiano seine kleine Ehefrau endlich freigeben sollte“, erklärte Santo spöttisch und rieb sich den Kiefer.
Cristiano wollte bereits wieder auf seinen Bruder
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