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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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Totenblass und mit weit aufgerissenem Mund saß er da.
    Was war los?
    James drehte sich um.
    Lord Hellebore stand da, sein Gewehr auf die Jungen gerichtet. »Mein Gewehr hat zwei Läufe, einen für jeden von euch. Und danach verfüttere ich eure nutzlosen Kadaver an die Aale.«
    »Vater, um Gottes willen, es ist vorbei«, bat George.
    Hellebore lachte bitter. »Noch lange nicht«, sagte er. »Ihr werdet mich nicht aufhalten.«
    »Sie sind wahnsinnig«, sagte James knapp. »Deshalb hätten Sie es nie geschafft und werden es auch nie schaffen. Ganz einfach, weil Sie verrückt sind.«
    »Das macht nichts«, schäumte Hellebore. »Das wirft mich nicht zurück. Ich mache weiter. Ich werde nach Deutschland oder nach Russland gehen, irgendwohin, wo man mein Genie zu schätzen weiß. Wenn man eure abgenagten Knochen findet, bin ich längst auf und davon.«
    George Hellebore weinte.
    »Hör auf zu wimmern, Junge«, sagte Randolph. »Ich habe immer gewusst, dass du ein Schwächling bist. Du hast zu viel Ähnlichkeit mit deiner Mutter. Hockst da und heulst vor Angst.«
    »Ich habe keine Angst«, erwiderte George. »Ganz und gar nicht. Aber egal, was auch geschehen ist, ich liebe dich immer noch. Du bist mein Vater.«
    »Oh, hör auf«, fuhr Hellebore ihn an. »Mir bricht das Herz.«
    »Sie werden nicht weit kommen«, sagte James. »Die Polizei ist schon unterwegs.«
    »Wirklich. Oder versuchst du wieder nur zu bluffen, Bond? Egal, es spielt keine Rolle. Mein Flugzeug steht voll getankt auf der Startbahn«, sagte er grinsend. »Und da drinnen«, er tippte an seinen Kopf, »befinden sich sämtliche Forschungsergebnisse. Du hast vielleicht mein Labor zerstört, meine Unterlagen und Versuche, aber jedes Detail ist hier oben gespeichert. Ich kann innerhalb weniger Wochen ein neues Labor einrichten und bereits wenige Tage später neues Serum herstellen. Ich weiß, wie das funktioniert, Bond. Und ich werde das tun. Ich werde eine neue Rasse von Kämpfern erschaffen. Eines Tages werden wir zurückkommen und euer kleines, prächtiges Land zerstören.« Er entsicherte das Zwillingsschloss an seinem Gewehr. In beinahe sachlichem Ton sagte er: »Sprecht euer Gebet, aber seid euch dabei im Klaren, dass es keinen Gott gibt.« Er lächelte. »Außer mir natürlich.«
    »Das kannst du nicht tun«, schluchzte George.
    »Und ob ich das kann. Ich habe Macht über Leben und Tod. Du bedeutest mir gar nichts, George. Siehst du, es ist folgendermaßen: Ich war nicht in der Lage, einen perfekten Jungen großzuziehen. Ich wollte einen Jungen in die Welt setzen, der aufwächst, um ein perfekter Mann zu werden – stark, furchtlos, mitleidslos. Was das betrifft, habe ich versagt. Macht nichts, warum soll ich einen großziehen, wenn ich ihn auch erschaffen kann? Die Menschen, die ich erschaffen werde, werden meine wahren Söhne sein. Ich werde eine ganze Armee von Söhnen haben, die alle Schwächlinge unter ihren Füßen zertreten werden. Aber zuvor muss ich noch ein kleines Ärgernis aus der Welt schaffen.«
    Er hob die Waffe und zielte auf die Köpfe der Jungen. James spannte alle Muskeln an, bereit, sich in der letzten Sekunde fallen zu lassen. Es gab immer einen Funken Hoffnung, immer einen Ausweg. Vielleicht konnte er sogar George noch aus der Schusslinie stoßen und ihn retten. Er konzentrierte sich ganz auf Hellebores Augen und versuchte aus ihnen abzulesen, wann er den Abzug drückte.
    Aber dann nahm er in den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Er spürte, wie etwas schnell auf sie zukam.
    Hellebore wurde ebenfalls davon abgelenkt und drehte sich um.
    Es war das kleine Schwein.
    Verärgert spuckte Hellebore auf den Boden. Im selben Augenblick schoss etwas mit einem heulenden, hohen Zischen aus dem See hervor.
    »Algar!«
    Mit hochgezogenen Lippen, die seine kaputten Zähne entblößten, kam Algar auf seinen Bruder zu. Das klägliche Heulen, das aus seinem Mund kam, war das einzige Geräusch, das er hervorbringen konnte.
    »Algar! Halt!«, schrie Randolph.
    Aber Algar blieb nicht stehen. Mit ausgestreckten Armen lief er weiter.
    »Verflucht noch mal, bleib stehen!« Randolph feuerte beide Läufe ab. Die Schüsse trafen Algar in den Bauch, aber er blieb immer noch nicht stehen, sondern rammte Randolph, packte ihn mit seinen riesigen Armen und zog ihn in den See.
    Einen Moment lang herrschte unheimliche Stille, als wären die beiden einfach vom Erdboden verschwunden, aber dann tauchten sie wieder auf, in schrecklicher Umklammerung. Algar war stark,

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