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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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Atmen weh und seine Kehle war rau und wund.
    Lange Zeit lag er nur so da, starrte zur Decke und beobachtete zwei Fliegen, die einander jagten. Nach einer Weile – vielleicht waren es nur Minuten, vielleicht aber auch eine Stunde – hörte er Schritte auf den Holzstufen der Treppe. Gleich darauf betrat seine Tante das Zimmer.
    Sie freute sich, als sie sah, dass er wach war. »James, mein Schatz«, sagte sie. »Du bist aufgewacht.«
    »Ja. Aber ich bin hundemüde. Ich weiß nicht, wie ich hierher gekommen bin. Wie lang liege ich schon da? Und wie bin ich …«
    »Sch!« Charmian hob den Finger an die Lippen und setzte sich zu ihm ans Bett. »So viele Fragen auf einmal.«
    »Ich verstehe nicht …«
    Charmian legte ihre angenehm kühle Hand auf seine Stirn. »Du bist sehr krank gewesen, James. Fast wärst du gestorben. Doktor Walker hat praktisch hier gewohnt.«
    »Krank?«
    »Fieber, eine Lungenentzündung und völlige Erschöpfung. Du bist ein zäher Bursche, James, sonst lägst du jetzt nicht hier, frisch wie ein morgendlicher Regenguss.«
    »Ich fühle mich aber gar nicht frisch.«
    »Na ja, vielleicht nicht gerade wie ein kräftiger Wolkenbruch.«
    »Nein«, sagte James lächelnd. »Eher wie feiner Nieselregen.«
    Charmian strich die widerspenstige schwarze Strähne zurück, die James stets ins Gesicht fiel.
    »Glaub mir, James, verglichen mit dem Zustand, in dem du hier ankamst, erfreust du dich inzwischen bester Gesundheit.« Ein Schatten huschte über ihr Gesicht und sie sah mit einem Mal sehr ernst aus. »Wir waren in großer Sorge.«
    »Du hast mir immer noch nicht gesagt, wie lange ich nun schon hier liege …«
    »Zehn Tage. Ostern hast du leider verpasst.«
    »Zehn Tage.« James konnte es nicht fassen. Zehn verlorene Tage. »Was ist mit der Schule?«, fragte er beunruhigt.
    Charmian schüttelte den Kopf. »Mach dir deshalb keine Sorgen. Ich habe die Schule telefonisch verständigt und später einen Brief geschrieben. Es gibt Schlimmeres, als die ersten Schultage nach den Ferien zu verpassen. Wenn es dir besser geht, fährst du wieder nach Eton.«
    Sie löste den Verband auf seiner Wange und reinigte die Wunde mit einem Tuch und einer braunen Flüssigkeit, die auf der noch zarten, heilenden Haut brannte.
    »Was genau ist passiert?« Fragend blickte James in ihr freundliches und gütiges Gesicht.
    »Dein rothaariger Freund kam zu mir«, erwiderte Charmian. »Er behauptete, du seiest in Schwierigkeiten, konnte mir jedoch nichts Genaueres sagen. Ich bin sofort wie eine Wahnsinnige mit dem Bentley zum Schloss gefahren. Dort war die Hölle los. Teile des Schlosses brannten, die Polizei war da und auch die Feuerwehr, aber keiner schien so recht zu wissen, was vor sich ging. Von Lord Hellebore war nichts zu sehen – und auch jetzt noch ist er wie vom Erdboden verschluckt. Nicht dass es mich damals kümmerte, mir ging es einzig und allein um dich. Schließlich fand ich dich. Wilder Lawless und George Hellebore waren bei dir. Du hattest das Bewusstsein verloren, James. Ich wartete nicht erst lange auf den Krankenwagen – die Sanitäter hatten ohnehin alle Hände voll zu tun, um einige Leute zu versorgen, die Brandwunden davongetragen hatten –, sondern verfrachtete dich in mein Auto und fuhr so schnell wie möglich hierher. Du hast gefiebert und warst glühend heiß. Zehn Tage lang hast du dich schweißüberströmt in deinem Bett hin und her geworfen und seltsame, unverständliche Sachen geschrien. Oft warst du nur halb bei Bewusstsein und wurdest von schrecklichen Traumbildern gequält. Du hast mir einen gehörigen Schrecken eingejagt, das kann ich dir sagen. Doktor Walker tat, was er konnte. Du warst zu schwach, daher konnten wir es nicht riskieren, dich ins Krankenhaus von Kilcraymore zu bringen. Nacht für Nacht saß ich hier bis zur Morgendämmerung und redete mit dir. Ich flehte dich an, nicht aufzugeben, sondern zu kämpfen. Ich weiß nicht, ob du mich gehört hast, James, aber irgendwann sank das Fieber und du hast zum ersten Mal wieder ruhig geschlafen. Ich danke Gott dafür, dass es dir wieder besser geht.«
    Charmian klebte ein neues Pflaster auf die Wange und schenkte James ein Glas mit herrlich frischem Wasser ein.
    »Du hast dort oben einiges mitgemacht, nicht wahr, mein Junge? Die Polizei war mehrmals da, um dir Fragen zu stellen, aber ich habe sie weggeschickt. Sie wollten herausfinden, was im Schloss geschah und wo der Lord abgeblieben ist. George Hellebore zeigte sich sehr hilfsbereit, aber

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