Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
Vom Netzwerk:
hatte, zu wiederholen. »Ende des Halbjahres findet ein Riesenereignis statt«, erklärte er. »Ein Wettlauf gehört auch dazu. Also werden Sie ab sofort härter trainieren als je zuvor.«
    »Was für ein Wettkampf ist das denn, Sir?«
    »Der Vater eines Schülers hat eine neue Eton-Trophäe für die Unterstufe gestiftet. Ihre Chancen stehen also gut.«
    »Und was für eine Trophäe ist das, Sir?«
    »Das ist was ganz Verrücktes. Etwas für echte Alleskönner, bei dem man Kraft, Schnelligkeit, Mut, Ausdauer und Treffsicherheit unter Beweis stellen muss.«
    James konnte sich nicht vorstellen, was für eine Sportart das sein sollte, aber Mr Merriot klärte ihn auf.
    »Der Wettkampf besteht aus drei Disziplinen, die alle innerhalb eines Tages absolviert werden: Laufen, Schwimmen und Schießen.«
    »Schwimmen, Sir? Aber es ist doch noch nicht Sommer.«
    »Ich weiß, Bond. Man muss schon ein wenig verrückt sein, um da mitzumachen. Sind Sie verrückt?«
    James zuckte mit den Schultern. »Ein Versuch kann ja nicht schaden.«
    »Ein Versuch kann ja nicht schaden« , äffte Merriot ihn nach. »Guter Mann, wenn alles klappt, halten Sie den Hellebore-Cup in Händen.«
    »Hellebore?«, rief James unwillkürlich aus.
    »Ja. Kennen Sie diesen amerikanischen Jungen, George Hellebore?«
    »Ja«, sagte James so unbeteiligt wie nur möglich. Seit dem Vorfall im Schulhof hatte der »amerikanische Junge« alles daran gesetzt, ihm das Leben schwer zu machen. Und Bond hatte wiederum alles getan, um ihm aus dem Weg zu gehen, war dabei jedoch nicht immer erfolgreich gewesen. Einmal hatten Hellebore und seine Freunde ihn quer über das College Field gejagt. James hatte sich gefragt, was sie wohl mit ihm anstellten, wenn sie ihn kriegten, herausfinden wollte er es jedoch lieber nicht.
    »Es ist alles die Idee seines Vaters«, sagte Merriot. »Lord Randolph Hellebore. Ein sagenhaft reicher Kerl. Allerdings auch sehr spendabel. Hat ’ne Stange Geld für Wissenschaft und medizinische Forschung bereitgestellt, wissen Sie, damit endlich Heilmittel für einige der schlimmsten Geißeln der Menschheit gefunden werden. Bin mir aber immer noch nicht sicher, ob ich den Burschen mag. Hat sein Vermögen im Krieg erworben … Waffenhandel und so weiter. Ich nehme an, deshalb gehört auch Schießen zum Wettkampf: Waffen sind sozusagen Teil seiner Familie.«
    James biss sich auf die Zunge, denn Mr Merriot sollte nicht erfahren, dass sein Vater ebenfalls im Waffengeschäft tätig gewesen war. Er erinnerte sich an das Gespräch mit Lord Hellebore an jenem Abend auf dem Schulhof. Damals war Hellebore vermutlich in Eton gewesen, um mit Dr. Alington über den Cup zu sprechen. Das würde auch erklären, warum es bei dem Gespräch um Sport gegangen war und um Kraft.
    Mr Merriots Blick ging in die Ferne. »Zu viele Schüler und Lehrer dieser Schule sind im Krieg gefallen«, sagte er. »Eton wird nie mehr so sein, wie es war. England wird nie mehr so sein, wie es war. Glauben Sie ernsthaft, die hätten einen Stümper wie mich zum Unterrichten angestellt, wenn sie unter besseren Männern hätten wählen können? Aber diese Männer liegen tot im Morast der Somme und Ypes . Und nicht nur Männer, sondern auch junge Burschen – Jungs von achtzehn oder neunzehn Jahren. Was für eine Verschwendung! Junge Männer, die großartige Sportler hätten werden sollen, Politiker, Wissenschaftler, Schriftsteller, Künstler, Musiker … alle für immer von uns gegangen.« Merriot zog an seiner Pfeife und blies einen dicken Rauchkringel in die Luft. »Aber genug von davon.« Er klatschte in die Hände. »Und jetzt machen Sie sich startklar, Bond …«
     
    Am darauf folgenden Tag nahm Pritpal James mit zu einer Besichtigungstour der Schwimmplätze. Zuerst gingen sie zu Athens , einem Uferstreifen der Themse, an dem eine Betonkonstruktion errichtet worden war, von der aus man ins Wasser springen konnte.
    »Das wird Akropolis genannt«, sagte Pritpal. »Ein ziemlich pompöser Name für einen so hässlichen Betonklotz, findest du nicht auch?«
    James starrte in das trübe Wasser, das die Farbe kalten Tees hatte. Voller Entsetzen hatte er sich sagen lassen, dass es in Eton kein Schwimmbad gab und man stattdessen im Fluss schwamm.
    »Was hat dein Mister Merriot dir noch gleich gesagt?«, lachte Pritpal, als er die Abscheu in James Gesicht sah. »Dass bei dem Wettbewerb Stärke und Mut getestet werden? Ich fürchte, darüber hinaus brauchst du auch noch die Haut eines Nilpferds.«
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher