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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich
Autoren: Charlie Higson
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wie ich. Ich bin sozusagen im Wasser groß geworden.«
    »Ja«, sagte Bond und trat mit den Füßen Wasser, um nicht völlig vor Kälte zu erstarren. »Man sagt, du bist recht gut.«
    »Recht gut?« Hellebore riss in gespielter Verwunderung die Augen auf. »Recht gut? Ich bin der Beste, Bond. Lust auf ein Wettschwimmen?«
    »Nicht jetzt, Hellebore.«
    »Aber das ist genau der Test, den du bestehen musst, Bond. Du musst ein Wettschwimmen gewinnen.«
    »Ich schwimme nicht gegen dich, Hellebore …«
    »Wer sagt, dass du gegen mich schwimmen sollst? In tausend Jahren schlägst du mich nicht. Nein, du schwimmst nicht gegen mich.« Hellebore stieß einen Pfiff aus, woraufhin ein Junge in Badehose hinter einem Gebüsch hervorkam, wo er sich offensichtlich verborgen gehalten hatte. Es war Leo Butcher, ein stämmiger, freundlicher Junge, der in der Schulblaskapelle mitspielte. Erst vor kurzem hatte James ihn bei einem Konzert in der Schulaula gesehen, wie er mit aufgeblasenen Backen drauflosgeschmettert hatte.
    »Hallo, Bond«, sagte er verlegen. Es war offensichtlich, dass er nicht freiwillig hier war.
    »Hallo, Butcher«, sagte James.
    »Die Aufgabe besteht darin, Butcher zu schlagen«, verkündete Hellebore.
    Bond runzelte die Stirn. Butcher sah nicht gerade wie ein Meisterschwimmer aus. Wo also war der Haken?
    »Was sagst du dazu, Bond?« Hellebore versetzte Butcher einen Schlag auf die Schulter, dass dieser vor Schmerz zusammenzuckte.
    »Ein Wettschwimmen gegen unseren fetten Butcher hier. Der Verlierer schuldet mir …« Hellebore zögerte absichtlich kurz. »Wie wär’s damit: Der Verlierer schuldet mir seinen Hut?«
    Bond warf Butcher einen Blick zu, doch der Junge starrte unverwandt auf den Boden.
    »Das wird ein prima Wettkampf«, sagte Hellebore. »Aber ich warne dich, Bond. Butcher ist gut. Er ist der Beste.« Seine Freunde lachten.
    »Wenn du nichts dagegen hast«, sagte Bond, »würde ich gerne darauf verzichten.«
    Hellebore packte James an den Haaren und drückte ihn unter Wasser. Überrumpelt von der Attacke, schluckte James einen Mund voll brackiges Wasser. Hustend kam er wieder an die Oberfläche.
    »Du wirst gegen Butcher schwimmen, Bond, oder ich und meine treuen Freunde spielen Fußball mit deinem Kopf. Verstanden?« George zog James unsanft aus dem Wasser. »Also, wie hättest du’s denn gern?«
    James stand auf. Da, wo Hellebore ihn so grob gepackt hatte, waren rote Druckstellen an den Armen zu sehen.
    »Also gut«, sagte er ruhig.
    Hellebore klatschte in die Hände. »Braver Junge«, sagte er. »Möge der Bessere gewinnen.«
    James und Butcher stellten sich auf. Butcher zitterte so heftig, dass seine Knie aneinander schlugen. James fragte sich, womit Hellebore ihm gedroht hatte, damit er bei der Sache mitmachte.
    »Seid ihr so weit?«, rief Hellebore. »Eine Runde hin und zurück, der Verlierer schuldet das Pfand.«
    Sosehr er sich auch das Gehirn zermarterte, James kam nicht dahinter, was Hellebore mit dieser Veranstaltung bezweckte. Er würde Butcher mit Leichtigkeit schlagen. Dieser blonde Amerikaner führte etwas im Schilde, das war klar. Aber was?
    »Auf die Plätze, fertig …« Im letzten Augenblick hielt Hellebore inne. Butcher aber war so angespannt, dass er ins Wasser plumpste.
    Hellebores Freunde johlten.
    »Oh, ich vergaß, Bond«, sagte Hellebore, während Butcher ungeschickt aus dem Wasser stieg. »Eines noch.«
    James sah ihn abwartend an. Er wusste, gleich würde Hellebore die Katze aus dem Sack lassen.
    »Du musst die Strecke unter Wasser schwimmen.«
    »Was?«
    »Du hast mich genau verstanden. Es ist ein Unterwasserwettschwimmen. Sobald einer von euch nach oben kommt, um nach Luft zu schnappen, ist er aus dem Rennen. Wenn ihr es nicht bis hierher zurückschafft, gewinnt derjenige, der am weitesten gekommen ist.«
    James sah zu Butcher hinüber, doch der wich seinem Blick aus. Er hatte es von Anfang an gewusst.
    Egal, dachte James. Er hatte immer noch eine Chance. Butcher konnte gar nicht so gut sein, dass er nicht doch zu schlagen wäre. James war zuversichtlich. Warum sollte es ihm nicht gelingen, den Atem eine Zeit lang anzuhalten?
    »Fertig, los!«, schrie Hellebore da schon. Die beiden Kontrahenten hechteten ins Wasser.
    Diesmal war James auf die eisige Kälte vorbereitet. Allerdings war es viel schwieriger, unter Wasser zu schwimmen. Er konnte kaum etwas erkennen. Es war, als wolle man einen besonders scheußlichen grünlich braunen Nebel durchdringen. Undefinierbare
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