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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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gingen zu einem kleinen, toten Flussarm, der Ward’s Mead genannt wurde. Man hatte ihn verbreitert und mit Uferstegen versehen. Gleich unterhalb davon war Cuckoo Weir , wo die nicht ganz so geübten Schwimmer sich unter dem wachsamen Auge einer Aufsicht vergnügten.
    »Und dann gibt es noch Romney Weir «, sagte Pritpal, während sie am Ufer entlangschlenderten. »Aber das ist nur was für die allerbesten Schwimmer.«
    »Vielleicht sollte ich den Plan ganz einfach fallen lassen«, sagte James mit einem Schaudern. »Ich kann nicht gerade behaupten, dass der Fluss sehr einladend aussieht.«
    »Oh, im Sommer ist das Wasser sehr erfrischend«, sagte Pritpal. »Aber den Rest des Jahres, darauf kannst du wetten, halte ich da nicht mal eine Zehenspitze rein. Bei diesem Hellebore-Cup werden sich einige Jungs den Tod holen.«
    »Es ist eine merkwürdige Zusammenstellung der einzelnen Disziplinen«, sagte James und stieß mit dem Fuß einen Stein ins Wasser. »Schwimmen, Laufen und Schießen.«
    »Nicht unbedingt«, widersprach Pritpal. »Das hat schon seinen Grund.«
    »Und welchen?«, fragte James verblüfft.
    »Na ja, es sind genau die Sportarten, in denen George Hellebore am erfolgreichsten ist.«
    James lachte. »Ist das so? Ich wusste bereits, dass er ein guter Schwimmer ist, und Merriot sagte, er sei auch ein guter Läufer, aber Schießen?«
    »Er scheint auf dem Gut seines Vaters in Schottland ständig rumzuballern.«
    »Schottland? Sie sind doch Amerikaner oder nicht?«
    »Stimmt. Aber ihnen gehört unter anderem auch ein Landsitz in Schottland.«
    Nandra hob die Hände, so als hielte er eine Flinte hoch. » Peng, peng! Kein Vogel ist vor George Hellebore sicher. Hast du schon mal geschossen?«
    »Einmal«, sagte James. »Während der Ferien in Italien.«
    »Ich habe einmal einen Tiger erschossen«, sagte Pritpal.
    »Einen Tiger?«, sagte James staunend.
    »Ja, es war eine bedauernswerte, kranke, alte Kreatur, die ohnehin bald gestorben wäre. Ich bin mir nicht sicher, ob sie ihn nicht sogar an einem Bein festgebunden haben. Wir sind auf Elefanten in den Dschungel geritten. Mein Vater behauptete, es würde einen Mann aus mir machen.«
    »Und hat es das?«
    »Nein. Es hat lediglich dazu geführt, dass ich mir geschworen habe nie wieder ein anderes Lebewesen zu töten.«
    Kurz darauf kamen sie an einer gebückten Gestalt vorbei. Es war ein alter Mann, der angelte. Sein Name war Croaker und er war der älteste und berühmteste unter den Bootsleuten der Schule. Zu dieser Jahreszeit hatten er und seine Kollegen nicht allzu viel zu tun, daher verbrachte er den Nachmittag beim Fischen.
    Croaker war steinalt, war es schon immer gewesen. Die Schüler erzählten einander, dass er bereits alt gewesen war, als ihre Väter noch die Schule besucht hatten. Er war klein und gedrungen, hatte einen großen Schnurrbart, kleine rote Augen, eine dicke Knollennase und man sah ihn nie anders als mit einer Mütze auf dem kahlen Haupt.
    Die zwei Jungen gingen zu ihm hin. »Was angeln Sie heute, Croaker?«, fragte Pritpal.
    »Das wirst du gleich sehen«, kicherte der alte Mann. »Das wirst du gleich sehen.«
    Und im nächsten Augenblick rollte er die Leine auf.
    Am anderen Ende der Angelschnur befand sich etwas, das aussah wie ein Knäuel Wolle, in das sich mehrere schwarze Aale verbissen hatten.
    James verzog angewidert das Gesicht, betrachtete jedoch fasziniert, wie die Fische zappelten, durch die Luft sausten und sich ineinander verschlangen.
    »Sie lassen die Wolle nicht los«, sagte Croaker. »Ich habe nämlich Würmer hineingesteckt. Oh ja, Aale sind sehr gierige Burschen.«
    »Soll das etwa heißen, dass ich in einem eiskalten, schmutzigen Wasser schwimmen muss, in dem es noch dazu von Aalen wimmelt?«, fragte James.
    »Aale sind harmlos«, sagte Croaker, nahm einen zappelnden Fisch vom Haken und ließ ihn in einen Eimer fallen. »Es gibt zwei Arten von Menschen. Diejenigen, die Aale zu schätzen wissen, und diejenigen, die das nicht tun.«
    »Wollen Sie die wirklich essen?«, fragte Pritpal.
    »Klar doch. Die kommen in den Kochtopf. Schmecken prima. Sehr zartes Fleisch haben diese Kerle. Kommt mit, ich zeig’s euch.«
    Croaker nahm den Eimer und ging mit ihnen zu seiner Hütte. Dort angekommen, holte er einige Werkzeuge aus dem Schuppen und wählte den fettesten Aal aus dem Eimer aus.
    »So geht das«, sagte er und nagelte kurzerhand den Aal mit dem Kopf an die Tür. Dann machte er einen sauberen Schnitt dort, wo der Kopf in den Leib

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