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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich
Autoren: Charlie Higson
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überging, nahm ein Zange, setzte sie an und zog mit einer schnellen, kraftvollen Bewegung die Haut des Aals ab.
    »Wunderbar«, sagte er und strich mit der Hand ganz leicht über das silbrig blaue Fleisch. »Ganz wunderbar.«
    James und Pritpal waren viel zu überrumpelt, um schockiert zu sein. Die Einladung des Alten, ihm beim Abendessen Gesellschaft zu leisten, lehnten sie jedoch ab.
    »Und? Willst du immer noch den Cup ergattern?«, fragte Pritpal.
    James schluckte. Niemand würde James Bond je einen Feigling nennen. »Warum nicht?«, sagte er. »Morgen werde ich mit dem Training im Fluss beginnen.«

Unter Wasser
    J ames zitterte. Sein Körper fühlte sich an, als habe man ihm die Haut abgezogen wie Croakers Aal. Er rieb sich die Arme, damit das Gefühl in sie zurückkehrte, und bekam dabei eine Gänsehaut, so rau, als striche er über Schleifpapier.
    Wenn es schon außerhalb des Wassers so kalt war, wie würde es dann erst drinnen sein?
    Es gab nur einen Weg, es herauszufinden.
    Er musste sich beeilen, denn in einer halben Stunde fing der Nachmittagsunterricht an. James stand auf einem niedrigen Steg am Ward’s Mead und starrte in das Wasser, das so aussah wie eine von Codroses unappetitlichen Suppen. Wie ein kalte Suppe. Eine eiskalte Suppe.
    »Komm schon«, sprach James sich laut Mut zu. »Tu’s einfach.«
    Er holte mit den Armen Schwung, atmete tief ein und hechtete vorwärts. Beim Eintauchen ins Wasser war es, als würde er von einem Cricketschläger mit voller Wucht getroffen. James war wie betäubt von der Kälte und konnte sich einen Augenblick lang nicht bewegen. Doch dann kam wieder Leben in ihn: Er paddelte an die Oberfläche und japste nach Luft. Alle Glieder taten ihm weh und sein Kopf fühlte sich taub an. Und er wusste eines: Wenn er nicht sofort losschwamm, würde er schnurstracks wieder aus dem Wasser springen! Also unterdrückte er den übermächtigen Wunsch, das Ufer zu erklimmen und wieder zurück in sein Zimmer zu gehen, und kämpfte sich bis zur anderen Seite hinüber.
    Einige schwache Sonnenstrahlen stahlen sich durch die Wolkendecke. Wenigstens war es etwas wärmer als tags zuvor, von idealen Bedingungen war jedoch keine Rede. Aber der Wettbewerb sollte bereits in drei Wochen stattfinden; wenn James sich auch nur den Hauch einer Chance sichern wollte, musste er sich schleunigst an das Wasser gewöhnen.
    Nach drei Runden stellte er fest, dass sich sein Körper an die Temperatur anpasste, und auch wenn er weit davon entfernt war, Spaß an der Sache zu haben – sterben würde er daran nicht. Er drehte noch ein paar Runden, und als er endlich genug hatte, schwamm er zu der Stelle zurück, an der er seine Kleider abgelegt hatte. Er zog die Knie an, um sich ans Ufer hochzustemmen, als jemand ihm einen Fuß ins Gesicht trat und ihn ins Wasser zurückstieß.
    James blickte hoch. Vor ihm stand George Hellebore.
    »He, wenn das nicht mein alter Kumpel Jimmy Bond ist«, sagte er.
    »Hallo, Hellebore.« Wieder versuchte James sich auf das grasbewachsene Ufer hochzuziehen.
    »Wohin so schnell?«, sagte Hellebore und drückte ihn zurück ins Wasser.
    »Ich will mich anziehen.«
    »Immer in Eile, nicht wahr, Bond? Immer unterwegs nach irgendwohin.«
    »Mir ist kalt und ich will hier raus.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen. Aber heute habe ich die Aufsicht am Fluss.« Hellebore kniete sich hin und grinste hämisch. »Wenn du raus willst, musst du vorher einen kleinen Test bestehen.«
    James sah George forschend an. Ein hässliches Lächeln umspielte Hellebores Lippen und aus den porzellanblauen Augen leuchtete hämisches Vergnügen.
    »Hör zu, Hellebore«, sagte James und hielt sich am Uferrand fest. »Du hast hier nicht die Aufsicht.«
    »He, wenn ich sage, dass ich die Aufsicht habe, dann habe ich sie auch.«
    Es war zwecklos, mit ihm zu streiten. Denn wie üblich hatte Hellebore seine Gang dabei: Wallace mit dem großen Quadratschädel und dem Zahnlückengrinsen, Sedgepole, der einen geradezu winzig kleinen Kopf hatte, dafür jedoch riesige, abstehende Ohren, und Pruitt, der gut aussah und elegant war. Sie glotzten James boshaft an und schienen förmlich darauf zu warten, dass er etwas unternahm.
    »Was willst du von mir?«, fragte James und bemühte sich nicht mit den Zähnen zu klappern.
    »Du hältst dich anscheinend für einen Schwimmer, was, Bond?«, sagte der Amerikaner. James zuckte mit den Schultern. »Ich habe in diesem Land hier niemanden getroffen, der auch nur halb so gut schwimmt
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