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Stimmt's?

Stimmt's?

Titel: Stimmt's? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Drösser
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der Doktor verschrieben hat, bei der Einnahme mit Milch (oder auch mit Fruchtsäften) seine Wirkung verändert. Interessanterweise findet man diese Warnung sehr häufig im deutschsprachigen Internet, aber selten im englischsprachigen – da führt die Kombination von
antibiotics
und
milk
meist zu Seiten, die vor Antibiotika-Rückständen in der Kuhmilch warnen.
    Weil ich im Netz eine solche Warnung von einer Mitarbeiterin des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte gelesen hatte, habe ich bei diesem Institut nachgefragt. Und siehe da – auch dort steht man «einer generellen Warnung vor der gleichzeitigen Einnahme von Antibiotika mit Milchprodukten eher kritisch gegenüber», sagte mir der Pressesprecher Thomas Grüger. Er schätzt, dass sich weniger als 15   Prozent der oralen Antiinfektiva schlecht mit Milch vertragen (das Wort «Antibiotikum» meidet der Profi). Betroffen sind Tetrazykline (wie Doxycyclin und Minocyclin) und einige Fluorchinolone (insbesondere Ciprofloxacin und Norfloxacin).
    Diese Stoffe bilden mit den Kalziumionen in der Milch Komplexe, quasi kleine Kügelchen, die zu dick sind, um die Darmwand zu durchdringen. Statt ins Blut zu gelangen, wird die Arznei verdaut und wirkt dann nicht. Ganz auf Milchprodukte muss man bei diesen Medikamenten nicht verzichten – es reicht, wenn etwa zwei Stunden zwischen Milchkonsum und Medizineinnahme verstreichen.
    Die meisten Antibiotika, die standardmäßig bei Infektionen der Atem- und Harnwege verschrieben werden, fallen nicht unter diese Gruppe. Auch Penicillin hat keine negativen Wechselwirkungen mit Milch, übrigens auch nicht mit Alkohol – abgesehen davon, dass mangenerell bei Einnahme von Medikamenten am besten auf Alkohol verzichtet.

Obstbauern besprühen die Apfelblüten mit Wasser, um sie vor Frost zu schützen
    Stimmt. Es klingt paradox, dass eine Eisschicht die Blüten von Obstbäumen und Weinreben vor dem Erfrieren schützen soll, aber es stimmt tatsächlich. Einer Anekdote zufolge soll das ein weinseliger Bauer in der Toskana entdeckt haben. Während seine Kollegen nach einem warmen Frühlingstag aus Angst vor dem Nachtfrost die Beregnungsanlagen in ihren Weinbergen abstellten, torkelte er erst im Morgengrauen aus der Kneipe nach Hause – und seine Reben waren die einzigen, deren Blüten den strengen Frosteinbruch überlebten.
    Obstblüten sterben nicht gleich, wenn die Temperatur um den Gefrierpunkt liegt. Gefährlich wird es für sie erst, wenn über mehrere Stunden einige Minusgrade herrschen. Zwei physikalische Phänomene sorgen dafür, dass ein leichter Eismantel sie in dieser Situation schützt: Das erste ist die Isolierung. Eis ist kein besonders guter Wärmeleiter, und die Schicht, deren Temperatur um null Grad liegt, schützt vor einer größeren Kälte in der Umgebungsluft.
    Das zweite Schutzprinzip trägt den physikalischen Namen «Erstarrungswärme»: Wenn eine Flüssigkeit den Aggregatzustand wechselt und fest wird, gibt sie Wärme an die Umgebung ab. Bei Wasser sind das 335   Joule pro Gramm   – Wärmeenergie, die direkt der Blüte zugute kommt. Das funktioniert sogar noch, wenn die Pflanze schon eine Eishülle hat. Zusätzliche Beregnung sorgt für zusätzliche Wärme. Allerdings ist irgendwann der Panzer zu dick, und ganze Zweige können abbrechen. Die Kunst besteht darin, das Wasser möglichst fein zu zerstäuben und so für eine möglichst lange Zeit kontinuierlich Erstarrungswärmezu erzeugen, ohne dass die Eisschicht zu massiv wird. Wenn der Frost aber mehrere Nächte hintereinander anhält, dann nützt auch die ausgeklügeltste Beregnung nichts.

Man soll Apfelkerne nicht mitessen, weil sie Blausäure enthalten
    Stimmt nicht. Zwar enthalten die Kerne von Aprikosen, Kirschen, Mandeln und eben auch Äpfeln tatsächlich die Substanz Amygdalin, die im Körper zu giftiger Blausäure abgebaut wird. Aber so wie drei Bittermandeln keinen Menschen umbringen (dazu braucht es bei Erwachsenen etwa 50), so ist es auch praktisch unmöglich, so viele Äpfel zu essen, dass eine vergiftende Wirkung eintritt.
    Viele Pflanzen sind daran interessiert, dass Tiere ihre Samen über die Welt verteilen. Deshalb bieten sie ihnen ihre Früchte als schmackhafte Nahrung an – eine tödliche Vergiftung aller Überträger wäre also völlig kontraproduktiv. Damit aus dem Apfelkern ein neues Bäumchen werden kann, muss er den Verdauungstrakt von Tier und Mensch unbeschädigt durchlaufen, und das geschieht auch meistens. Die

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