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Stimmt's?

Stimmt's?

Titel: Stimmt's? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Drösser
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prominenter Figuren sind einfach nur gut erfunden – oder sagen wir vorsichtiger: nicht belegbar. Der angebliche Adenauer-Spruch wird viel zitiert, aber nirgends findet man eine Quellenangabe. Antje Winter, Leiterin des Adenauer-Archivs in Rhöndorf, ist schon oft danach gefragt worden, und die Museologin ist fest davon überzeugt, dass der Alte den Satz nie gesagt hat.
    Für mich ist sie aber ins Archiv gestiegen und hat Belege gefunden für Reden, in denen Adenauer zumindest sinngemäß etwas Ähnliches ausgedrückt hat: nämlich seine Überzeugung, dass jeder das Recht habe, eine als falsch erkannte Meinung zu ändern. Das früheste Zitat stammt aus einer Rede im nordrhein-westfälischen Kommunalwahlkampf am 12.   Oktober 1952: «Sehen Sie, meine Damen und Herren, jeder Mensch, wir alle miteinander und jede Fraktion und jede Partei hat ein Recht, was zu den Menschenrechten gehört, und das ist das Recht, klüger zu werden!» Ein paar Tage später stieß Adenauer auf dem Parteitag der CDU ins selbe Horn: «Ich war bereit – das muss man immer sein   –, auch vom politischen Gegner zu lernen; denn jedervon uns hat das Recht, klüger zu werden! Das gilt auch für Parteien; auch für die Sozialdemokratische Partei!» Und schließlich noch ein Satz, der 1958 vor dem Parteivorstand der CDU fiel: «Man muss auch einmal einstecken, was einem sehr unangenehm ist – das tue ich auch von morgens bis abends   –, wenn man in der Sache weiterkommt.»
    Weise Worte angesichts der bewegten politischen Biographie Adenauers. Als «Geschwätz» hat er seine abgelegten Meinungen von gestern aber wohl nie bezeichnet.

Der Aderlass wird auch heute noch in der Medizin angewandt
    Stimmt. Von der Antike bis in die Neuzeit war der Aderlass ein medizinisches Standardverfahren gegen alle möglichen Krankheiten. Gemäß der Vorstellung, dass im Körper ein ausgeglichenes Verhältnis der «vier Säfte» herrschen musste, wurden den Patienten mitunter große Mengen an Blut abgezapft, um diesen Haushalt wieder ins Lot zu bringen. Eine andere Vorstellung war, dass man über das Blut alle möglichen Giftstoffe aus dem Körper «ausleiten» könnte.
    Vor allem die Mystikerin Hildegard von Bingen pries den Aderlass als Allheilmittel. Bei abnehmendem Mond solle man dem Patienten «fauliges und zersetztes Blut» abzapfen – eine ähnliche Vorstellung wie die von den «Schlacken», von denen in der modernen Naturheilkunde die Rede ist. Die Unsitte steigerte sich zu einem regelrechten Vampirismus, durch den viele Patienten erst richtig krank wurden und auch starben; so vermutet man, dass ein extensiver Aderlass den ersten amerikanischen Präsidenten George Washington ins Grab gebracht hat.
    Nachdem man mehr über den Blutkreislauf des Menschen gelernt hatte, wurde der Aderlass zu Recht aus dem Repertoire der Medizin verbannt. Seit einigen Jahren erfährt die Methode jedoch eine Renaissanceunter Naturheilern, vor allem unter Berufung auf die heilige Hildegard. Zum Glück sind die Mengen, die man heute den Menschen prophylaktisch abzapft, nicht mehr lebensbedrohlich, sodass man wenigstens davon ausgehen kann, dass dadurch kein großer Schaden angerichtet wird.
    Die wissenschaftliche Medizin hält von dieser «Blutreinigung» wenig. Sie kennt einige seltene Krankheiten, bei denen eine Blutentnahme Teil der Therapie sein kann, zum Beispiel die Polycythaemia vera, bei der sich die Blutzellen übermäßig vermehren – davon sind in Deutschland vielleicht gerade einmal 1000   Menschen betroffen. Oder die Hämochromatose, bei der der Körper zu viel Eisen aufnimmt. Auch wenn der Hämatokritwert zu groß ist, also das Blut zu dickflüssig ist, kann ein Aderlass kurzfristig den Wert korrigieren. Eine solche Maßnahme behandelt aber immer nur ein Symptom, nicht die Ursache der Krankheit.

Menschen mit Albinismus haben rote Augen
    Stimmt nicht. Wer jetzt reflexhaft an Heino denkt, dem sei gesagt: Nein, der Schlagersänger leidet nicht an Albinismus (das Wort «Albino» mögen die betroffenen Menschen überhaupt nicht), sondern an der sogenannten Basedow’schen Krankheit. Seine Augen haben eine kräftige braune Farbe.
    Den Menschen, die unter Albinismus leiden, fehlt dagegen der körpereigene Farbstoff Melanin. Einer von 17   000   Menschen leidet darunter. Schon seit 1908 ist bekannt, dass dieser Mangel auf einen genetischen Defekt zurückzuführen ist. Inzwischen sind die fünf Gene identifiziert, deren Mutationen zu verschiedenen Erscheinungsformen

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