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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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die Decke dort niedriger war als im Wohnzimmer und in den Schlafzimmern.
    Im Licht seines Handys entdeckte Boxer die verräterischen Linien an der Decke, drei Meter von der Wohnungstür entfernt. Er holte eine Trittleiter aus der Küche und öffnete die Falltür zu dem kleinen Stauraum. Das Handy im Mund, hangelte er sich hoch. An der Wand standen zwei leere Koffer und ein Schuhkarton, vollgepackt mit gebündelten Fünfzig-Dollar-Scheinen. Wie viel war von dem Lösegeld noch übrig? Er notierte mehrere Seriennummern. Zuletzt fand er, wonach er gesucht hatte: eine Stahlstrebe, die ein Stück aus dem Beton herausragte.
    Fünf Minuten später war alles wie unberührt, und er stand wieder vor dem Haus. Kein Mensch weit und breit. Er joggte am Fluss entlang. Die leeren Seilbahnkabinen baumelten wie Skelette gespenstisch und bedrohlich im Wind, als er auf die riesige Meeresschnecken-Kuppel des Atlantischen Pavillons zulief. Er fühlte sich wie getrieben, alle Zweifel über den Irrsinn seiner Mission waren verdrängt, und er spürte auch kein schwarzes Loch mehr in seiner Mitte.
    Zehn Minuten später trank er im Ipanema einen Whisky on the rocks und lauschte der Musik von Bebel Gilberto. Diogo Chaves saß mit einer Gruppe lebhafter Brasilianer um einen Tisch, nuckelte an einem Caipirinha und sah aus, als wäre es sein zehnter an diesem Abend. Sein Lachen kam immer leicht verspätet, und sein bemühtes Lächeln scheiterte jedes Mal knapp an seinen schlaffen Gesichtszügen. Seine Augen wirkten wässrig und ungesund, die Lider mit Kohlestift verschmiert. Die Gruppe stand plötzlich auf und verabschiedete sich. Chaves mühte sich noch von seinem Stuhl, als die anderen schon aus der Tür strömten und sich in beide Richtungen zerstreuten. Als er endlich vor der Bar stand, musste er sich allein auf den Heimweg machen. Er steckte die Hände in die Taschen und stolperte im Dunkeln los, zum Fluss hinunter in Richtung seiner Wohnung. Fünf Minuten später saß Boxer wieder an seinem Platz an dem Pokertisch.
    »Nett, dass du noch kommst, Charlie«, sagte der Amerikaner. »Ich hab mir schon Sorgen gemacht.«
    »Für wen hältst du mich, Don?«, fragte Boxer.
    »Ich weiß nicht, Charlie. Aus dir bin ich noch nie schlau geworden.«

DREI
    Samstag, 10. März 2012, 12.00 Uhr,
    High Street Kensington, London
    I sabel Marks kaufte für ihre Lunch-Party am Sonntag ein. Zwei Autoren ihres Verlages kamen mit ihren Frauen. Eine Kiste Bourgogne Aligoté und eine weitere von einem portugiesischen Roten namens Cortes de Cima sowie zwei Flaschen zwanzig Jahre alter Taylor’s Tawny Port waren bereits zu ihrem Haus in Kensington geliefert worden. Sie hatte eine Flasche Cachaça und einen Beutel Limetten gekauft, um zur Begrüßung Caipirinhas zu reichen, die der Party hoffentlich einen kleinen Schub geben würden, ohne bei den Unerfahrenen grobe motorische Störungen zu verursachen. Das schien sehr viel Alkohol, doch ihrer Erfahrung nach zogen sich Sonntagslunch-Partys mit Schriftstellern, die montagmorgens nicht früh aufstehen mussten, gerne hin, bis die Stunden und Getränkevorräte aufgebraucht waren.
    Sie hatte außerdem Jason Bigley eingeladen, einen jungen Drehbuchautor, der sie überreden wollte, seinen neuen Serienmörder-Roman zu veröffentlichen. Doch sie hatte bereits fünf Frauen im Programm, die ihr derartigen Horror lieferten, deshalb brauchte sie nicht noch mehr davon. Aber er sah gut aus, und dafür hatte sie schon immer eine Schwäche gehabt. Außerdem hoffte sie auf hilflos mütterliche Art, dass Alyshia ihn attraktiv finden könnte.
    Nein, dachte sie, mach dir nichts vor: Sie würde Jason Bigley binnen Sekunden durchschauen.
    Sie hatte ein ungutes Gefühl, was Alyshias Männergeschmack anging, und hoffte, dass er sich ändern würde. Es hatte, soweit sie wusste, nur sehr wenige gegeben, doch diejenigen, die sie zu Gesicht bekommen hatte, waren nicht unbedingt akzeptabel gewesen. Anfangs hatte sie große Hoffnungen auf Julian gesetzt, einen Doktoranden aus Oxford, bis sie ein Foto von ihm gesehen und an seiner schieren Arroganz erkannt hatte, dass er nichts Gutes verhieß. Zum Glück war die Sache beendet worden, als Alyshia nach Mumbai gegangen war. Ihr Vater hatte gesagt, sie hätte keinen Gefallen an irgendeinem der superreichen Junggesellen Mumbais gefunden, was Isabel nicht überrascht hatte. Seit Alyshias Rückkehr hatte es niemanden gegeben. Das war für eine fünfundzwanzigjährige strahlende Schönheit und Tochter eines

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