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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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verdammten BBC .«
    »Ich denke, du hast gerade die Antwort auf deine Vorahnung bekommen, Chico.«
    »Morgen«, sagte er. »Diese verdammten Scheißer.«
    Die Tür ging auf. Zwei Paar Füße trampelten über den Boden. Die Fesseln an ihren Knöcheln und Handgelenken wurden gelöst und ihre Füße aus dem Bett gehoben. Große Hände fassten sie unter den Achselhöhlen. Männerhände. Sie zerrten sie hoch.
    »Was ist los?«
    Die Männer sagten kein Wort.
    »Du hast dir das Recht zu pinkeln verdient«, sagte die Stimme. »Sie bringen dich zu dem Eimer.«
    Sie führten sie vier bis fünf Meter vom Bett weg. Alyshia war unsicher auf den Beinen und immer noch leicht benommen. Das musste an den Drogen liegen, die sie ihr verabreicht hatten. Sie stieß mit der Ferse gegen einen Metalleimer. Einer der Männer bückte sich und nahm einen Deckel ab.
    »Hinhocken«, sagte die Stimme.
    »Müssen diese Männer hier sein?«
    »Ja, müssen sie. Du kannst nichts sehen. Sie müssen dich führen.«
    »Dann nehme ich die Schlafmaske ab.«
    »Du hast dir das Recht, die Schlafmaske abzunehmen, noch nicht verdient.«
    Die neue Welt um sie herum wurde enger. Ihre Blase ächzte unter dem Druck. Schaudernd wappnete sie sich gegen die Erniedrigung, zog ihren Slip bis knapp über die Oberschenkel und hockte sich hin. Die Erleichterung war geradezu ekstatisch. Jemand drückte ihr Toilettenpapier in die Hand. Sie wischte sich ab, ließ das Papier in den Eimer fallen und riss ihren Slip hoch. Die Männer führten sie zurück zum Bett, während sie überlegte, wann sie zum letzten Mal in Gegenwart eines anderen Menschen, ihrer Mutter, gepinkelt hatte.
    »Bitte keine Handschellen.«
    »Wenn du die Schlafmaske anlässt, bis du dir das Recht verdient hast, sie abzunehmen?«
    »Ja.«
    Die Füße entfernten sich. Die Tür wurde geöffnet und geschlossen. Sie legte sich auf die Seite und zog die Knie an die Brust.
    »Du musst nachsichtiger mit dir sein, Alyshia«, sagte die Stimme. »Du kannst dich nicht jedes Mal, wenn du pinkeln willst, dieser Tortur unterziehen.«
    Jedes Mal? Sie begann über dieses neue Regime nachzudenken, überprüfte ihren rebellischen Instinkt, denn zum ersten Mal in ihrem Leben war sie mit einem Herrschafts- und Kontrollsystem konfrontiert, das nicht so leicht nachgeben würde. Ihre Lehrer an der St. Paul’s School in London hatten sie von Angesicht zu Angesicht »starrsinnig« und in ihren Zeugnissen »zielstrebig« genannt. Ihr Psychologie-Tutor an der Saïd Business School in Oxford hatte sie als »äußerst unabhängig« bezeichnet, doch das lag daran, dass sie ihn nicht mochte und seine Eitelkeit und sein sexuelles Interesse vom ersten Tag an gewittert hatte. Ein leitender Direktor einer der Firmen ihres Vaters in Mumbai staunte über ihre unvermittelte Direktheit, um nicht zu sagen Dreistigkeit. Und die »Heilige Kuh« spielte einfach nicht in ihrer Liga. Aber das hier? Das war eine Macht von absoluter Skrupellosigkeit, und einem solchen Regime war sie bisher seltsamerweise nur begegnet, als sie für ihren Vater gearbeitet hatte. Er war ein Diktator und keineswegs immer gütig.
    Die Tapas-Bar, die betrunkenen Kids von Bovingdon Recruitment, Toola, die auf dem Hintern auf dem Bürgersteig saß, das Chaos in The Strand, all das erschien ihr jetzt wie eine andere Ära – und vergleichsweise unschuldig. Sie ließ die Szene vor ihren Augen ablaufen wie einen Film aus den Nachrichten oder einer Überwachungskamera. Es wirkte nicht ganz real. Nicht so real wie die Bilder, die sie hinter ihrer dunklen Samtmaske nicht aufflackern lassen wollte.
    »Woran denkst du, Alyshia?«, fragte die Stimme.
    Schweigen. Mit ihren weißen, lächelnden Masken hatten die Männer ihr Angst gemacht, doch das war längst nicht so schrecklich gewesen wie ihre grausam aufgequollenen, toten Gesichter.
    »Alyshia?«
    »Wie lauten die Regeln?«, fragte sie.
    Um zehn Uhr am selben Abend saß Boxer wieder an einem Zweiertisch in dem japanischen Restaurant im Parque das Nações in Lissabon und aß einen Teller Sushi und Sashimi.
    Nachdem die Pokerpartie erst um sechs Uhr morgens zu Ende gegangen war, hatte er lange geschlafen, einen Wagen gemietet und sich für den Rest des Tages die Sehenswürdigkeiten angesehen, die er ursprünglich mit Amy hatte besuchen wollen. Trotz des klaren, sonnigen Frühlingstags war seine Stimmung trostlos, er fühlte sich einsam, und ihm war kalt. Er vermisste sie, hasste diese Einsamkeit, die anders war als sein selbst

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