Stirb für mich: Thriller
Milliardärs nicht normal.
Isabel versuchte dem monotonen Kreislauf mütterlicher Fürsorge zu entkommen, doch sie konnte nicht anders. Sie war schon mit zwanzig verheiratet gewesen und hatte Alyshia bekommen.
Sie konzentrierte sich auf das Essen. Sie hatte vor, portugiesisch zu kochen. Garnelen nach dem Rezept ihrer Mutter, gefolgt von arroz de pato , Entenstücke in Reis, gekocht in der eigenen Brühe mit Chorizo und schwarzen Oliven, und zum Nachtisch die portugiesische Version von Crème brûlée. Sie liebte es, in dem Whole Foods Market im alten Barkers Building in der Kensington High Street einzukaufen. Alles unter einem Dach, für sämtliche Nationalitäten war gesorgt, von Armenisch bis Zypriotisch. Obwohl er einer amerikanischen Kette gehörte, war es der perfekte Londoner Laden – abgesehen von den horrenden Preisen.
Ihr Handy klingelte. Sie hasste es, unterwegs Anrufe anzunehmen, aber auf dem Display sah sie, dass es Chico war, Francisco D’Cruz, ihr Exmann und Alyshias Vater. Isabel redete ihn noch immer mit der portugiesischen Koseform seines Namens an, alle anderen nannten ihn Frank.
»Sag mir nicht, du bist in London«, sagte sie.
»Alles in Ordnung bei dir?«, fragte er keuchend.
»Alles in Ordnung bei dir ?«, fragte sie zurück. »Wo bist du?«
»In Bombay«, sagte er. Er nannte es nie Mumbai.
»Und was machst du?«
»Ich sitze auf einem Scheiß-Ergometer, was denkst du denn?«
Wenn Chico fluchte, klang es irgendwie trotzdem nie, als ob er fluchte.
»Bei dir muss es jetzt halb zehn sein.«
»Versuch mal, das Sharmila zu erklären. Sie hat eine übernatürliche Gabe, den genauen Moment vorauszuahnen, in dem ich meinen Arsch auf das Sofa pflanze und anfange, mir einen Film anzusehen.«
»Offenbar wirst du zu dick«, sagte Isabel, die den Fernseher im Hintergrund hören konnte.
»Nein, nein, nein, Isabel«, sagte er. »Ich bin nicht zu dick. Ich bin schlanker als die meisten Männer über fünfzig. Ich habe bloß eine jüngere Frau, die denkt, ich sollte immer noch so aussehen wie in meinen Filmen.«
»Sie ist gut für dich, Chico«, sagte Isabel. »Wie geht es den Kleinen?«
»Verwöhnte Gören«, brummte Chico, der sich immer noch viele Wendungen aus dem Wortschatz von Isabels Vater borgte. »Wir ziehen Monster mit unersättlichem Appetit, aber ohne jedes Wertebewusstsein heran. Ich liebe sie abgöttisch. Nenn mir eine Mutter oder einen Vater, die nicht das gleiche Problem haben.«
»Ich.«
»Hmm, jaaa«, sagte Chico nachdenklich, »das stimmt. Und du bist ganz sicher, dass es dir gut geht?«
»Sei nicht albern, Chico. Mir geht es bestens. Ich kaufe gerade für eine Lunch-Party ein. Alyshia kommt auch.«
»Ah, ja, sie geht nicht an ihr verdammtes Handy, wenn ich anrufe.«
»Sie war gestern Abend aus«, sagte Isabel. »Eine Abschiedsfeier. Ich nehme an, es wird noch eine ganze Weile dauern, bis sie wieder auftaucht.«
»Und wer kommt zu der Party?«, fragte Chico.
»Nur ein paar Schriftsteller.«
»Du weißt, was ich meine.«
»Ein Drehbuchautor namens Jason Bigley.«
»Ich wusste es«, sagte Chico. »Aber Bigley? Sie kann niemanden heiraten, der Bigley heißt. Alyshia Bigley. Sie würde zum Gespött der Leute.«
»Du rufst bloß an, weil du Langeweile hast, Chico. Lass mich meine Einkäufe erledigen.«
»Nein, nein, Isabel. Ich rufe an, weil ich eine von meinen Du-weißt-Schon hatte.«
»Eine Vorahnung?«, fragte Isabel. Dafür war er berühmt.
»Ja, weißt du, so ein Gefühl, dass irgendwas nicht in Ordnung ist. Deshalb rufe ich die Menschen an, die mir am nächsten stehen, um mich zu vergewissern, dass alles okay ist.«
»Du stehst unter Stress, Chico«, sagte Isabel. »Das hat nichts mit uns zu tun. Wahrscheinlich eher mit deinen Geschäften.«
»Nein, nein, es war nahe an meinem Herzen … direkt in meiner Brust.«
» Bevor du dich auf das Ergometer gesetzt hast?«
»O ja. Ich habe mich letzten Monat durchchecken lassen. Mein Arzt sagt, ich habe die Konstitution eines Elefantenbullen«, sagte Chico. »Die Geschäfte schlagen mir auf den Magen, und ich habe keinen Appetit. Aber ich esse sehr, sehr gut. Zu gut für Sharmila, deswegen muss ich immer rennen und joggen und Rad fahren.«
»Ruf mich morgen noch mal an, fünf Stunden früher. Alyshia kommt mittags zu mir.«
»Sieh dir diese verdammten Leute an.«
»Chico?«
Sie hörte, wie der Fernseher lauter gedreht wurde.
»Diese beschissenen Idioten … diese Slumbewohner mitten in Bombay … sind in der
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