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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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gewähltes Einzelgängertum.
    Als er später am Strand saß und sich den kalten Wind vom Atlantik ins Gesicht wehen ließ, wurde ihm bewusst, dass er von Anfang an die Absicht gehabt hatte, Karten spielen zu gehen, während Amy schlief. Ihre Auseinandersetzung war nur deshalb so heftig geworden, weil es ihn ärgerte, ertappt worden zu sein. Er war angewidert von sich selbst: ein Mann, der seine eigene Tochter belog. Irgendetwas fehlte ihm. Vielleicht das Gleiche, was auch seinem Vater gefehlt hatte, der in gut dreißig Jahren wahrscheinlich keinen einzigen Gedanken an ihn verschwendet hatte. Eine Unfähigkeit, Nähe herzustellen. Eine Unfähigkeit, die Hand auszustrecken. Er hatte die Arme um den Körper geschlungen, nicht wegen der Kälte, sondern weil er das Gefühl hatte, dass das schwarze Loch sich ausdehnte.
    Seine Gedanken hatten ihn reizbar gemacht, er musste sich zusammenreißen. Er war zurück zum Parque das Nações gefahren, um sich auf seinen nächtlichen Job vorzubereiten.
    Er beendete sein Mahl, ging zu der Tiefgarage in der Nähe des Teatro Camões, wo er den Wagen geparkt hatte, und holte die Einkäufe vom Nachmittag aus dem Kofferraum. Er schloss die Tür von Diogo Chaves’ Haus auf und lauschte an seiner Wohnungstür. Stille. Er öffnete und sah sich in allen Zimmern um. Niemand da. Er nahm die Trittleiter, hangelte sich auf den Stauboden und knotete das Seil, das er am Nachmittag gekauft hatte, an den Stahlträger. Er stellte den Schuhkarton mit dem Lösegeld neben die Falltür, wickelte das Seil auf, maß es ab und schnitt es mit einem Messer aus der Küche auf die richtige Länge. Dann klappte er die Falltür mit dem aufgerollten Seil und dem Schuhkarton voller Geld darauf wieder zu, stellte alles zurück an seinen Platz, fand in einem Schrank einen Besen und fegte den Flur. Dann ging er ein letztes Mal durch die Zimmer und prägte sich alles ein.
    Isabel Marks lag im Bett, abgeschminkt, den matten Glanz ihrer Nachtcreme im Gesicht. Auf ihren Knien lag ein iPad, auf dem sie das Manuskript eines Autors las, nur halb auf die Arbeit konzentriert. Der Geruch von Entenfonds erfüllte das Haus. Sie hatte die Vögel mit einer mit Nelken, Lorbeerblättern und Pfefferkörnern gespickten Zwiebel gekocht. Jetzt stand der Fonds im Kühlschrank, das Fett gerann an der Oberfläche, am Morgen konnte sie es abschöpfen.
    Sie hatte das Entenfleisch von den Knochen gelöst, klein geschnitten und ebenfalls in den Kühlschrank gestellt. Dabei hatte sie die ganze Zeit ein unterschwelliges Unbehagen verspürt. Mit einem Gefühl nervöser Sorge hatte sie die Ente gehäutet und ihre Gabel in das Fleisch gestochen. Sie tastete nach dem Handy auf der Bettdecke. Alyshia konnte besorgte Anrufe nicht ausstehen. Isabel spielte mit dem Gedanken, Chicos Vorahnung als Vorwand zu benutzen. Das könnte Alyshia auf eine Weise amüsieren, wie es mütterliche Sorge nicht vermochte. Isabel wusste, dass sie nicht einschlafen würde, wenn sie nicht anrief. Also, sei’s drum.
    Das Telefon klingelte einmal, bevor sich eine leicht verzerrte männliche Stimme meldete.
    »Hallo, Mrs Marks.«
    »Wer ist da?«, fragte sie. »Ist Alyshia da?«
    »Sie ist hier.«
    »Kann ich bitte mit ihr sprechen?«
    »Sie kann im Moment nicht ans Telefon kommen.«
    »Geht es ihr gut?«
    »Absolut.«
    »Die Verbindung ist schrecklich«, sagte sie.
    »Die Verbindung ist vollkommen in Ordnung, Mrs Marks«, sagte die Stimme.
    »Und wer sind Sie?«
    »Sie können mich Jordan nennen. Wozu die Förmlichkeiten, wenn wir in den nächsten Wochen, Monaten … womöglich sogar Jahren miteinander sprechen werden?«
    »Sind Sie ein Freund von Alyshia?«, fragte sie idiotisch, obwohl in dieser Stimme irgendetwas mitschwang, dem sie sich noch nicht stellen konnte.
    »Noch nicht. Ich arbeite an der Beziehungsebene. Männer sind in der anfänglichen Kennenlernphase nicht so gut. Nicht so wie Frauen.«
    »Ich möchte mit Alyshia sprechen«, sagte Isabel mit hörbarer Verärgerung.
    »Verständlich, aber unmöglich.«
    »Wieso?«
    »Sie ist entführt worden, und es gibt einen Prozess, den wir erst durchlaufen müssen, bevor Sie Gelegenheit bekommen, mit Ihrer Tochter zu sprechen.«
    Schweigen. Geistige Lähmung. Worte, die ihr bereits auf der Zunge lagen, blieben ihr im Hals stecken. Reine Emotion übernahm die Kontrolle. Ihr Blut verwandelte sich in Äther: dünn, kalt und unfähig, Sauerstoff zu transportieren. Ein Gefühl von Ohnmacht gemischt mit Übelkeit überwältigte

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