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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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er sich mit einer Hand an der Wand ab und machte sich an den Abstieg.
    Die Wand war feucht und kalt. Er spürte aufgeweichte Putzkrümel und Farbe unter den Fingern. Die Stufen knarrten bei jedem Schritt. An einigen Stellen wirkten sie morsch.
    Unten angekommen, spürte er festgestampfte Erde unter den Stiefeln. Sein Kopf streifte die niedrige Decke. Der Gestank war noch schlimmer geworden. Fäulnis kombiniert mit einer alles durchdringenden Feuchtigkeit, von der seine Haut unangenehm juckte und kribbelte.
    Er zog den Kopf ein und sah sich um. Nichts als Schatten und Dunkelheit. Hinter ihm kam Gav die Treppe herunter und schwenkte dabei die Taschenlampe hin und her. Im tanzenden Licht erhaschte Cam den Blick auf etwas am anderen Ende des Kellers.
    »Was … was ist denn das?« Er zeigte in die Richtung. Gav blieb mitten auf der Treppe stehen.
    »Was ist was?«
    »Da hinten, das ist …«
    Er hatte es nur ganz kurz im Lichtkegel der Taschenlampe gesehen. Nur einen Augenblick lang, dann hatte die Dunkelheit es schon wieder verschluckt. Irgendein Gestell oder ein Gitter.
    Und dahinter, darin, hatte sich etwas bewegt.
    »Komm«, sagte Gav. »Sehen wir zu, dass wir verschwinden.«
    »Warte noch kurz.« Cam überraschte sich selbst damit, wie fest seine Stimme klang. Sein Herz hämmerte, das Blut rauschte pochend durch seinen Körper, aber Angst hin oder her, er wollte wissen, was er gesehen hatte.
    »Was soll das heißen, warte noch kurz? Los, komm, wir gehen.«
    »Warte«, sagte Cam noch ein bisschen lauter. »Leuchte mal da hin, in die Ecke.«
    »Wieso denn?« In Gavs Stimme schwang Panik mit.
    »Weil da irgendwas ist.«
    Gav gehorchte murrend. Der Lichtstrahl fiel auf einen Käfig, der in die Kellerwand hineingebaut war. Die Gitterstäbe hatten die Farbe vergilbter Zähne und waren durch Schnüre miteinander verbunden, die aussahen wie alte Lederriemen.
    »Ach du meine Güte …« Gav wollte zurückweichen, aber seine Beine gehorchten ihm nicht. »Ein Käfig … Was … was macht der denn hier unten?«
    Cam sagte nichts. Er wusste die Antwort selbst nicht. Fasziniert ging er auf den Käfig zu.
    »Wo willst du denn hin?«
    »Ich hab da bloß was gesehen …« Cam ging weiter. Ganz langsam. »Leuchte weiter. Warte mal …«
    In der Ecke bewegte sich etwas. Ein Schatten, aber ein lebendiger Schatten aus Fleisch und Blut.
    »Da ist irgendwas drin …« Gav machte sich nicht länger die Mühe, die Angst in seiner Stimme zu verbergen.
    Cam blieb stehen und starrte angestrengt auf den Käfig. Dann wandte er den Kopf und sah zu Gav.
    »Jetzt leuchte schon.«
    Cam hatte den Käfig erreicht. Er streckte eine Hand aus und berührte ihn. In dieser Ecke war der Gestank am schlimmsten. Tierkot und Verwesung. Die Gitterstäbe stanken auch. Cam beugte sich ganz dicht an sie heran und schnüffelte. Wie alte Knochen beim Fleischer.
    Er erstarrte.
    Alte Knochen. Genau das war es.
    »Komm schon! Also, ich hau jetzt ab.«
    Der Lichtkegel zuckte, als Gav sich umdrehte und mit der Taschenlampe zur Treppe zeigte.
    »Noch eine Minute«, gab Cam zurück. »Ich will nur –«
    Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Mit einem markerschütternden Schrei und begleitet vom metallenen Rasseln einer Kette sprang das Etwas im Käfig von innen gegen die Gitterstäbe. Es packte Cam erst am Arm, dann am Hals.
    Cam schrie und versuchte sich loszumachen. Es gelang ihm nicht. Der Griff war zu stark.
    Er wollte nach Gav rufen, aber statt Worten kam nur unverständliches Gestammel aus seinem Mund.
    Die Schmerzen wurden stärker. Als er nach unten schaute, sah er, dass das Ding im Käfig sich in seinen Arm verbissen hatte.
    Cam schrie noch lauter.
    Dann wurde es plötzlich stockdunkel. Gav hatte ihn seinem Schicksal überlassen. Er war zurück nach oben geflohen und hatte die Taschenlampe mitgenommen.
    Cam spürte, wie die Zähne sich tiefer in seinen Arm gruben. Er hörte ein Knurren wie von einem hungrigen Hund, der sich über sein Fressen hermacht. Er fasste sich an den Hals, ertastete die Finger, die sich in seine Kehle gruben, und versuchte sie wegzudrücken.
    Das Knurren wurde lauter.
    Cam zerrte heftiger an den Fingern. Spürte, wie es knackte.
    Ein Aufheulen wie von einem Tier. Der Griff um seinen Arm lockerte sich ein wenig.
    Er zwängte einen weiteren Finger auf. Wieder knackte es.
    Sein Arm war fast frei, die Schmerzen ließen nach.
    Cam begriff, dass dies seine einzige Chance war, und zog, so fest er konnte. Sein Hals kam frei, dann sein Arm. Ohne

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