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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Schauer, abschwächend. Mäßig oder gut. Forties, Tief 5 bis 7, auf Nordwest drehend 7 bis schwerer Sturm Stärke 9, später nach Südwest drehend 4 bis 5. Schauer, später Regen. Mäßig oder gut.«
    Er sprach rasch, ohne sich wirklich auf die Vorhersage zu konzentrieren, während sein Gehirn sich durch eine Reihe von Algorithmen für ein neues Programm arbeitete, das er gerade im Büro entwickelte. Es würde das aktuelle System zur Hälfte überflüssig machen, was den einen oder anderen gar nicht freuen würde. Aber dann hätten sie eben nicht die ganzen Steuergelder für beschissene Hardware ausgeben sollen, von der sie keine Ahnung hatten.
    Das Leben war wie eine Steilkurve, man musste sich richtig hineinlegen. Q aus Star Trek hatte es kapiert. »Wenn Sie Angst haben, sich eine blutige Nase zu holen, sollten Sie besser zu Hause unter die Bettdecke kriechen. Im All gibt es keine Sicherheit. Es gibt nur das Unerwartete … und es gibt die Wunder und Überraschungen, die alle Bedürfnisse und Wünsche stillen. Aber das ist nichts für Angsthasen.«
    Der Mann, der kein Angsthase war, marschierte weiter bergauf. In der Mittagszeit war die West Street in Brighton gedrängt voll, er kam an einem Body Shop, einer Bausparkasse und einem Optikerladen vorbei.
    Er war dünn, blass und schlaksig, mit unmodernem Haarschnitt und einer großen, altmodischen Brille, hinter der sich seine Augenbrauen angestrengt zusammenzogen. Er trug einen braunen Anorak, ein weißes Nylonhemd mit Netzpullunder, eine graue Flanellhose und Ökosandalen. Im Rucksack hatte er Laptop und Mittagessen. Er lief mit großen Schritten und hatte den Oberkörper vorgebeugt, als trotze er dem zunehmenden Südwestwind vom Kanal. Trotz seines Alters hätte er gut als schmollender Teenager durchgehen können.
    »Cromarty, Forth, Tyne, Dogger, Nordwest 7 bis schwerer Sturm Stärke 9, auf Südwest drehend 4 oder 5, später strichweise 6. Schauer, später Regen. Mäßig oder gut.«
    Er rezitierte die aktualisierte Seewettervorhersage für die Britischen Inseln, die an diesem Morgen um 5.55 Uhr Greenwich-Zeit gesendet worden war. Seit er zehn war, lernte er sie alle auswendig, viermal täglich, sieben Tage die Woche. Er hatte festgestellt, dass dies der beste Weg war, von A nach B zu gelangen. Wenn er unterwegs die Seewettervorhersage abspulte, spürte er nicht die brennenden Blicke auf seiner Haut.
    Und es hatte verhindert, dass ihn die Kinder in der Schule weiter auslachten. Wenn jemand die Seewettervorhersage hören wollte – und es war schon erstaunlich, wie oft das in der Mile Oak School der Fall war –, konnte er sie exakt wiedergeben.
    Informationen.
    Informationen waren ein Zahlungsmittel. Wer brauchte noch Geld, solange er Informationen besaß? Die meisten Leute waren beschissen, wenn es um Informationen ging, so wie sie in fast allen Dingen beschissen waren. Darum waren sie auch nicht auserwählt.
    Das immerhin hatte er von seinen Eltern gelernt. Es gab nicht viel, wofür er ihnen dankte, aber das gehörte dazu. Sie hatten es ihm jahrelang eingetrichtert. Etwas Besonderes. Von Gott auserwählt. Auserwählt, um erlöst zu werden.
    Na ja, so ganz hatten sie es nicht kapiert. Eigentlich steckte nicht Gott dahinter, aber er hatte es aufgegeben, ihnen das zu erklären. Es war nicht die Mühe wert.
    Er kam an einer Spielhölle vorbei und bog am Uhrturm nach links in die West Street, vorbei am Waterstones-Buchladen, einem Chinarestaurant und einem Reisebüro, immer in Richtung Meer. Nach wenigen Minuten ging er durch die Drehtür des Grand Hotel mit seiner schönen Regency-Fassade und trat an die Rezeption.
    Eine junge Frau in dunklem Kostüm, auf deren goldenem Namensschild Arlene zu lesen war, sah ihn misstrauisch an und lächelte dann routiniert. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Er starrte auf die hölzerne Theke, vermied den Augenkontakt und konzentrierte sich auf ein Display mit Antragsformularen für American Express.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie noch einmal.
    »Hm, ja, schon.« Er starrte noch angestrengter auf die Formulare und ärgerte sich, dass man ihn herbestellt hatte. »Ich wüsste gern, in welchem Zimmer ich Mr Smith finde.«
    Sie warf einen Blick auf ihren Bildschirm. »Mr Jonas Smith?«
    »Hm, ja.«
    »Werden Sie erwartet?«
    Und wie, blöde Kuh. »Hm, ja.«
    »Dürfte ich Ihren Namen erfahren, Sir, dann sage ich Bescheid.«
    »Hm, John Frost.«
    »Einen Moment bitte, Mr Frost.« Sie nahm einen Hörer und wählte eine Nummer. »Hier

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