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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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ist ein Mr John Frost am Empfang. Kann ich ihn hochschicken? Danke.« Sie legte auf und sah den Wetterfrosch an. »Zimmer sieben eins vier – siebter Stock.«
    Er biss sich auf die Unterlippe, nickte und sagte: »Hm, okay.«
    Er fuhr mit dem Aufzug in den siebten Stock und klopfte an die Zimmertür.
    Der Albaner machte ihm auf. Er hieß eigentlich Mik Luvic, doch der Wetterfrosch musste ihn Mick Brown nennen. Es war Teil eines albernen Spiels, bei dem alle, auch er selbst, unter Decknamen operierten. Der Albaner war ein muskulöser Typ Mitte dreißig. Sein schmales, hartes Gesicht strahlte Selbstsicherheit aus, die blonden gegelten Haare standen stachelig vom Kopf. Er trug ein schwarzes Muskelhemd mit goldenen Pailletten, eine blaue Hose, weiße Slipper und eine goldene Halskette. Seine kräftigen Schultern und Oberarme waren flächendeckend tätowiert. Er kaute Kaugummi und stellte dabei seine kleinen scharfen Eckzähne zur Schau, die den Wetterfrosch an einen Piranha erinnerten.
    Er starrte auf den nilgrünen Teppich. »Oh, hi, ich wollte zu Mr Smith.«
    Der Albaner hatte früher von illegalen Boxkämpfen mit bloßen Fäusten und Käfigkämpfen gelebt, inzwischen aber einen geruhsameren Job gefunden. Er schaute den Wetterfrosch schweigend an, wobei er mit offenem Mund kaute, und führte ihn dann in eine geräumige Suite, die nach Zigarrenrauch stank und im plüschigen Regency-Stil eingerichtet war. Er deutete gleichgültig auf eine Tür, setzte sich auf einen Stuhl und guckte weiter ein Fußballspiel im Fernsehen an.
    Der Wetterfrosch war ihm schon mehrfach begegnet, hatte ihn aber noch nie sprechen hören. Manchmal fragte er sich, ob der Albaner womöglich taubstumm sei. Durch die Tür gelangte er in einen viel größeren Raum. In dessen Mitte thronte der ungeheuer fette Mr Smith auf dem Sofa, den Rücken zur Balkontür, die einen Blick aufs Meer bot, und hatte vier Computerbildschirme im Visier, die vor ihm auf dem Couchtisch standen. Er nagte an einem Fingernagel, als wäre er ein Hühnerbein.
    Mr Smith trug ein Hawaiihemd, das bis zum Nabel aufgeknöpft war und zwei blasse, haarlose Speckrollen enthüllte, die fast wie eine weibliche Brust aussahen. Seine blaue Hose umspannte baumstammdicke Beine, die im starken Gegensatz zu seinen winzigen Füßen standen, die in mit Monogramm bestickten Samtslippern von Gucci steckten. Sein kleiner Kopf mit dem silbergrauen welligen Haar, das er zu einem kurzen Pferdeschwanz gebunden hatte, wirkte ebenso unproportioniert wie die Füße. Smith hatte so viele Doppelkinne, dass schwer zu erkennen war, wo das Gesicht aufhörte und der Hals begann.
    »Mittagessen, John?«, fragte Jonas Smith mit einem trägen Louisiana-Akzent und deutete mit einem Wurstfinger auf einen Servierwagen, der mit Tellern voller Sandwiches und Warmhalteschalen aus Aluminium beladen war.
    Der Wetterfrosch sagte, noch immer mit Blick auf den nilgrünen Teppich: »Ich hab ein Sandwich dabei.«
    »Ach so. Was zu trinken? Bestell dir was und setz dich.«
    »Danke. Hm, okay, also – ich brauche keinen – nichts …« Er sah auf die Uhr.
    »Scheiße, dann setz dich eben so.«
    Der Wetterfrosch zögerte kurz, unterdrückte seine Wut und ging zum nächsten Sessel.
    Der Amerikaner kaute weiter am Nagel, die Schweinsäuglein auf den Wetterfrosch gerichtet, der seinen Rucksack abnahm und sich auf die Sesselkante hockte, wobei seine Augen weiterhin forschend den Teppich sondierten.
    »Coke? Willst du eine Coke?«
    »Hm, na ja, nein.« Der Wetterfrosch sah wieder auf die Uhr. »Um zwei muss ich zurück sein.«
    »Scheiße, du gehst zurück, wenn ich es dir sage.«
    Der Wetterfrosch war hungrig. Er dachte an das Sandwich mit Tofu und Sojasprossen, das in einer Plastikdose in seinem Rucksack wartete. Das Problem war nur, er mochte es nicht, wenn Leute ihm beim Essen zusahen. Er holte tief Luft und schloss die Augen, was ihm half, seine Wut zu kontrollieren. »Fischer, Deutsche Bucht, Südwest 4 oder 5, auf Nordwest drehend, 6 bis Sturmstärke 8. Schauer. Mäßig oder gut.« Er öffnete wieder die Augen und bemerkte einen gläsernen Aschenbecher, in dem eine halb gerauchte Zigarre lag.
    »Was ist das? Was hast du da geredet?«, fragte Mr Smith.
    »Seewettervorhersage. Vielleicht brauchen Sie die.«
    Der Amerikaner, der in Wirklichkeit Carl Venner hieß, schaute den Freak an, als wüsste er, dass dieser halb Genie, halb Bekloppter war. Ein unfreundlicher Klugscheißer mit einem gewaltigen Minderwertigkeitskomplex.

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