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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Stühle gab. Meist bekannte Gesichter, aber es waren auch ein paar Neulinge von der Lokalpresse dabei, die auf den Sprung zu einer großen Tageszeitung hofften. Einige der Veteranen hingegen schienen nur darauf zu warten, dass sie ins nächste Pub ziehen konnten.
    Um zu zeigen, wie ernst die Polizei die Angelegenheit nahm, war auch Assistant Chief Constable Alison Vosper anwesend. Sie war eine attraktive, aber hart wirkende Frau Anfang vierzig mit kurzem blonden Haar, die Chief Constable Jim Bowen, der sich auf einer Tagung befand, vertrat. Außerdem war auch Grace’ direkter Vorgesetzter, Chief Superintendent Gary Weston, gekommen.
    Weston war ein entspannt aussehender, charismatischer Typ von neununddreißig, mit dem Grace seit seiner Anfangszeit bei der Polizei befreundet war. Anders als er war Weston schnell aufgestiegen, indem er geschickt agierte und Freundschaften mit einflussreichen Leuten pflegte, stets den Posten des Chief Constable im Blick. Mit seinen Fähigkeiten würde er es in London sogar noch weiter bringen, dachte Grace bewundernd und gänzlich ohne Neid.
    Doch Weston hielt sich an diesem Tag geschickt im Hintergrund und überließ Roy Grace das Reden.
    Eine bissige junge Reporterin, die keiner der anwesenden Beamten kannte, fragte: »DS Grace, wie ich höre, wurde eine Frau bei einem Autounfall in Newhaven verletzt, ein älterer Herr bei einem Unfall auf der Umgehungsstraße, und wenige Minuten später wurde ein Polizeibeamter von seinem Motorrad geschleudert. Können Sie mir bitte erklären, weshalb Sie die Verfolgung dennoch fortsetzen ließen?«
    »Der Unfall in Newhaven ereignete sich, bevor die Polizei die Verfolgung aufnahm«, sagte Grace bedachtsam. »Unmittelbar danach brachten die Beschuldigten einen Land Rover in ihre Gewalt, rammten eine Toyota-Limousine, in der ein älterer Herr saß, und entführten dessen Wagen. Wir wissen, dass mindestens einer der Beschuldigten bewaffnet und gewalttätig war. Somit hing das Leben eines Unschuldigen von unserem Zugriff ab, und ich vertrat die Ansicht, dass es für die Öffentlichkeit gefährlicher sei, sie entkommen zu lassen. Daher beschloss ich, in Sichtweite hinter ihnen zu bleiben.«
    »Obwohl das mit dem Tod der beiden endete?«
    Ihr Ton brachte Grace auf die Palme, und er musste sich ungeheuer beherrschen, um sie nicht anzuschreien. Er hätte ihr gerne gesagt, dass diese beiden ihre gerechte Strafe erhalten hatten, als sie in einem schlammigen Fluss ertrunken waren. Dass sie vielen Menschen Schaden zugefügt und sogar getötet hatten, und wahrscheinlich hätte ihnen irgendein scheißliberaler Richter auch noch eine milde Gefängnisstrafe gewährt. Doch er musste äußerst vorsichtig sein, um der Meute keine Zitate zu liefern, die dann zu sensationellen Schlagzeilen aufgeblasen wurden.
    »Die Todesursache wird im Rahmen einer entsprechenden Untersuchung ermittelt«, erklärte er daher äußerlich völlig ruhig.
    Seine Antwort rief ein verärgertes Murmeln hervor, Hände schossen in die Höhe, alle riefen gleichzeitig Fragen in den Raum. Grace sah auf die Uhr und sagte dann entschieden: »Bedauere, mehr kann ich Ihnen heute nicht sagen.«
     
    Sein kleines Büro befand sich in einem kürzlich renovierten Art-Déco-Gebäude, das in den Fünfzigern als Krankenhaus für ansteckende Krankheiten gedient hatte und nun die Zentrale der Kriminalpolizei von Sussex beherbergte. Grace setzte sich in den Drehsessel, der wie fast alle Möbel fabrikneu war und sich weder vertraut noch gemütlich anfühlte.
    Er rutschte hin und her, spielte mit den Verstellhebeln, war aber immer noch nicht zufrieden. Sein altes Büro in der Polizeiwache von Brighton hatte ihm besser gefallen. Zwar war die Einrichtung dort nicht die neueste gewesen, aber das Büro selbst war geräumiger, und das Gebäude lag im Herzen der Stadt. Hier hockte er in einem seelenlosen Gewerbegebiet am Stadtrand. Lange stille Flure mit nagelneuem Teppichboden, zahllose Büros mit nagelneuen Möbeln, aber keine Kantine! Für jeden Kaffee musste man auf den beschissenen Getränkeautomaten oder die eigene Maschine zurückgreifen. Ein Sandwich bekam man hier ohnehin nirgendwo, da blieb nur der Weg zum Supermarkt gegenüber. So viel zum Thema Planung.
    Er warf einen liebevollen Blick auf seine Sammlung alter Feuerzeuge, von denen er mindestens drei Dutzend besaß. Seit Wochen war er so überlastet, dass er gar nicht mehr dazu kam, Antiquitäten- und Trödelmärkte zu besuchen, was eine

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