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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Lebensmittelladen, eine Kneipenschlägerei, ein häuslicher Streit, einige Verkehrsunfälle ohne Todesopfer, ein Ruf auf ein Feld bei Peacehaven, um ein verdächtiges Objekt zu untersuchen. Keine Kapitalverbrechen, nichts, was ihn hätte interessieren müssen.
    Schön. Er war in der vergangenen Woche kaum im Büro gewesen und brauchte Zeit, um den Papierkram aufzuarbeiten.
    Grace verband seinen Blackberry-Taschencomputer mit dem normalen PC und überprüfte den Terminkalender. Seine Sekretärin Eleanor Hodgson – oder Managementassistentin, wie man sie im Zuge politischer Korrektheit heute nannte – hatte alle Termine abgesagt, damit er sich auf seinen letzten Fall und ein wichtiges Gerichtsverfahren konzentrieren konnte. Doch der Terminkalender würde sich bald wieder füllen.
    Schon klopfte es, und Eleanor trat ein. Sie war Mitte fünfzig, spröde und sachlich und sah aus wie eine Frau, die Grace bei einer Teegesellschaft im Pfarrhaus erwartet hätte – nicht dass er je zu einer eingeladen gewesen wäre. Nach drei Jahren Zusammenarbeit war sie noch immer ausgesucht höflich und ein wenig förmlich, als hätte sie aus unerfindlichen Gründen Angst, ihn zu verärgern.
    Sie streckte ihm einen Stapel Papiere entgegen, als wären sie ansteckend. »Oh, hm, Roy, ich – das hier sind die späteren Ausgaben der Morgenzeitungen. Ich dachte, die würden Sie vielleicht interessieren.«
    »Was Neues dabei?«
    »Immer das Gleiche. Der Guardian zitiert Julia Drake von der unabhängigen Beschwerdestelle der Polizei.«
    »Damit hatte ich gerechnet. Selbstgerechte Schlampe.«
    Eleanor zuckte ein wenig zusammen und lächelte nervös. »Ich finde, Sie bekommen es ganz schön dicke.«
    »Aber das interessiert keinen, oder?« Beim Anblick der Wasserflasche überkam ihn die Gier nach Kaffee. Und einer Zigarette. Und einem Drink. Es war fast Mittag, und er hatte sich fest vorgenommen, erst abends zu trinken, doch heute war ihm danach, diese Regel zu brechen. Die unabhängige Beschwerdestelle der Polizei. Na toll. Wie viel kostbare Zeit würde er in den kommenden Monaten darauf verschwenden? Sicher, es war unvermeidlich gewesen, dass sie sich einschaltete, aber das war ein schwacher Trost.
    Das Telefon klingelte. Grace meldete sich und hörte die forsche Stimme des Chief Superintendent mit dem unverkennbaren Manchester-Akzent.
    »Gut gemacht, Roy«, sagte Gary Weston und klang mehr denn je wie ein Chef. »Du hast dich gut verkauft.«
    »Danke. Dafür habe ich jetzt die unabhängige Beschwerdestelle am Hals.«
    »Das regeln wir schon. Hast du um drei Uhr Zeit?«
    »Ja.«
    »Dann komm in mein Büro, wir setzen einen Bericht auf.«
    Grace bedankte sich. Sowie er aufgelegt hatte, klingelte es erneut. Diesmal war es Betty Mallet von der Dienstzentrale, die schon seit einer Ewigkeit dort arbeitete. »Hallo, Roy, wie geht’s denn so?«
    »Könnte besser sein.«
    »Ich habe eine Anfrage aus Peacehaven, sie brauchen dringend einen leitenden Beamten für eine Tatortbesichtigung. Sind Sie gerade frei?«
    Grace stöhnte. Musste sie denn ausgerechnet ihn anrufen? »Was wissen Sie darüber?«
    »Eine Frau aus dem Ort ging heute Morgen mit ihrem Hund auf einem Acker zwischen Peacehaven und Piddinghoe spazieren. Der Hund rannte weg und kam mit einer menschlichen Hand zurück. Die Polizei ist mit Suchhunden vor Ort, sie haben weitere Leichenteile gefunden. Wie es scheint, liegen sie noch nicht lange dort.«
    »Okay«, sagte er und warf einen gottergebenen Blick auf die Einsatztasche, »geben Sie mir die genaue Lage durch, ich bin in zwanzig Minuten dort.«

7
    SIE LACHTEN ÜBER IHN , als er die Straße entlangging. Der Wetterfrosch spürte es in den Knochen, so wie manche Leute Kälte oder Feuchtigkeit in den Knochen spürten. Darum vermied er auch jeden Augenkontakt.
    Er spürte, wie sie stehen blieben, glotzten, sich umdrehten, auf ihn zeigten, flüsterten, aber das war ihm egal. Er war es gewohnt, man hatte ihn schon immer ausgelacht, jedenfalls in jenem Abschnitt seiner achtundzwanzig Lebensjahre auf diesem Planeten, an den er sich bewusst erinnerte. Er war sich ziemlich sicher, dass es auf dem früheren Planeten anders gewesen war, aber sie hatten seine Erinnerung daran gelöscht.
    »Viking, Utsira-Nord, Utsira-Süd, Südwest 4 oder 5, nordwestschwenkend, zeitweise 5 bis 7«, sagte er im Gehen zu sich selbst. Er war ungehalten, weil man ihn zu dieser Zeit aus dem Büro geholt hatte, ausgerechnet in der Mittagspause. »Sturm 8 im Raum Viking,

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