Stoerfall in Reaktor 1
dabei sind, das Foto von Leonie und die Blumen und Kerzen am StraÃenrand neu zu arrangieren.
Lukas folgt seiner Schwester, der Blick, mit dem ihn seine Mutter begrüÃt, ist eindeutig: Was sollte das? Warum musstest du ausgerechnet deine Schwester hier mit herschleppen?
Karlotta klammert sich an ihre Mutter, als hätte sie sie seit Ewigkeiten nicht gesehen.
»He, ich glaube, es war schon okay«, sagt Lukas, mit dem Kopf auf Karlotta deutend. »Und, eure Aktion?«, fragt er dann mit einem Blick zu den Eltern, die noch mit dem Redakteur reden, der ihre Antworten eifrig auf einem Schreibblock notiert.
»Ich weià nicht«, erwidert seine Mutter, während sie Karlotta über die Haare streicht. »Im Film ist das immer ganz einfach, da funktioniert das, da lässt sich niemand einwickeln von irgendwelchem Schmus. Das ist doch eine Farce mit der Spende für das Krankenhaus, das diente doch nur dazu, um alle hier einzulullen! Du siehst ja selber!«, setzt sie dann hinzu.
»Schon klar«, meint Lukas. »Die alte Nummer: Gib ihnen einen Ochsen und ordentlich Bier und schon haben sie vergessen, dass sie dir eben noch die Burg abfackeln wollten.« Seine Mutter blickt ihn fragend an. »Vergiss es«, sagt Lukas. »War nur so was, worüber ich neulich nachgedacht habe. Aber eure Aktion war gut, sei nicht frustriert, vielleicht bringtâs ja doch was.«
Seine Mutter verdreht die Augen, ohne etwas zu sagen.
»Was für Ochsen?«, mischt sich Karlotta ein. »Redet ihr von irgendwelchen Kühen? Echt, ihr redet manchmal genauso komisches Zeug wie der Bürgermeister und der andere vorhin, voll langweilig!« Sie verdreht die Augen. »Habt ihr eigentlich meine Ãrztin gesehen?«, plappert sie gleich darauf weiter. »Sie war auch da! Aber sie hat mich nicht gesehen! Und jetzt ist sie schon wieder weg.«
»Ich war überrascht, dass sie gekommen ist«, sagt Lukasâ Mutter zu Lukas, ohne auf Karlotta einzugehen. »Sie hat noch irgendwas sagen wollen, was vielleicht wichtig gewesen wäre, aber â¦Â«
»Ich habâs mitgekriegt«, sagt Lukas und nickt.
»Die beiden Typen, das waren doch â¦Â«
Lukas nickt noch mal. »Nichts da mit Ministerium oder was sie uns erzählt haben. Sicherheitsleute vom Energiekonzern.«
»Na, das wird ja immer besser«, meint Lukasâ Mutter, ohne zu fragen, woher Lukas das inzwischen weiÃ.
»Nee, wirdâs nicht«, beschwert sich Karlotta und verdreht wieder die Augen. »AuÃerdem hab ich Hunger!«
»Wir gehen gleich nach Hause«, sagt Lukasâ Mutter. »Papa wird sich ohnehin schon wundern, wo wir so lange bleiben. Und hier â¦Â« Sie zuckt mit der Schulter. »Ich sag nur schnell Tschüs zu den anderen, dann können wir.«
»Ich will mit Tschüs sagen«, sagt Karlotta, nun wieder eifrig. »Aber echt nur Tschüs, nicht noch irgendwas reden. Blockierungen sind doof, nur dass ihrâs wisst! Immer nur reden â¦Â« Sie klappt ihre Hand wie eine Sprechpuppe auf und zu und kichert.
»Ich warte hier auf euch«, sagt Lukas.
Er setzt sich auf die Lehne des Rollstuhls. Die StraÃe ist inzwischen fast leer, auch der Phaeton und das Auto des Bürgermeisters sind verschwunden. Der Fotograf lehnt rauchend an dem Presseauto. Koschinski und Müller stehen mit den beiden Polizisten neben dem Streifenwagen. Als jetzt der Redakteur auf Lukas zukommt, blickt Koschinski neugierig zu ihnen herüber.
»Ich bin von der Zeitung, darf ich dich kurz was fragen? Du hast doch ein Mädchen im Rollstuhl hierher geschoben, ist das deine Schwester? Ist sie auch â¦Â«
»Frage zurück«, unterbricht ihn Lukas und plötzlich bricht alles aus ihm heraus, was ihm die ganze Zeit durch den Kopf gegangen ist. »Sie haben doch die Typen da drüben gesehen, als die Ãrztin vorhin noch was sagen wollte. Finden Sie es nicht vielleicht ein bisschen komisch, dass sie eindeutig was dagegen hatten, dass sie Ihnen irgendwas erzählt? Und die Reden haben Sie doch auch gehört. Nicht so richtig überzeugend, oder? Und wieso der Direktor vom AKW hier plötzlich selbst auftaucht und mit dem Bürgermeister eine Show abzieht, halten Sie das für völlig normal? Glauben Sie wirklich, dass denen die Sache mit dem Tag der offenen Tür und dem Scheck fürs Krankenhaus so ganz spontan eingefallen ist?«
»Was glaubst
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