Stoerfall in Reaktor 1
ziemlich eindeutig. Und sein Auftritt heute bei der Demo macht das Ganze nicht besser! Inwieweit können wir Alex eigentlich trauen?, überlegt Lukas, wischt den Gedanken aber gleich wieder beiseite. Alex ist okay, er selbst hat die Idee mit der Sirene gehabt! Aber vielleicht kommt er über seinen Vater auch an Informationen ran, die ihnen weiterhelfen. Irgendwas, was es Hannah leichter macht, sich in die Systeme zu hacken.
Nein, Blödsinn, viel einfacher! Sie müssen mit Alexâ Hilfe noch mal ins Rathaus, und zwar ins Büro seines Vaters! Entweder haben sie Akten da, in denen sie was finden, oder Hannah muss seinen Computer hacken. Nicht von auÃen, sondern direkt, mit dem, was Hannah draufhat, dürfte das nicht so schwierig sein â¦
Lukas tritt wieder auf den Hof und zieht die Schuppentür hinter sich zu. Wo, verdammt noch mal, ist Jannik? Was ist hier los?
Gerade als Lukas trotz allem beschlieÃt, erst mal zu Hannah zu fahren, bemerkt er eine frische Ãlspur auf den rissigen Betonplatten, die zum Kuhstall hinüberführt. Hör auf, denkt er, das ist nichts Besonderes, auf einem Bauernhof gibt es immer irgendwelche Ãlflecken, vom Trecker oder Mähdrescher oder sonst was für einer Maschine. Allerdings steht der Trecker wohl kaum im Kuhstall â¦
Lukas folgt der Spur â immer nur ein paar Tropfen und in gröÃeren Abständen â bis zu dem Tor, das halb offen steht. Und dann sieht er die alte Vespa, die an der Wand neben der Melkmaschine lehnt. Als er die Hand an den Motor hält, spürt er augenblicklich die Wärme, die ihm entgegenstrahlt. Von der Hinterachse tropft Ãl auf den Boden. Lukas richtet sich wieder auf und zieht irritiert die Augenbrauen zusammen.
Es gibt einige bei ihnen in der Schule, die einen Scooter haben. Aber nur einer hat eine Schrottvespa, die mindestens zwanzig Jahre alt ist und auch genauso aussieht: Der linke Blinker ist mit Draht geflickt, der Scheinwerfer mit mehreren Schichten Gaffa umwickelt, der Kunststoffbezug der Sitzbank über die ganze Länge aufgerissen â Alex!
Irgendwas ist hier verdammt faul, denkt Lukas. Oben bei Jannik im Zimmer läuft der Fernseher und im Kuhstall steht Alexâ Vespa â wo sind die beiden? Es sieht ganz so aus, als wäre die Vespa im Kuhstall versteckt, damit sie niemand sieht, der zufällig am Hof vorbeikommt ⦠Wenn es darum geht, dass Jannik und Alex nicht entdeckt werden wollen, gibt es eigentlich nur noch eine Möglichkeit, wo sie sein können. Das macht zwar irgendwie auch keinen richtigen Sinn, aber einen letzten Versuch ist es wert â¦
Lukas geht um den Kuhstall herum und weiter an der Güllegrube vorbei, bis er an der Baustelle steht. Das letzte Mal, als Jannik ihm den Atombunker gezeigt hat, war es nur ein groÃes Erdloch gewesen, in das gerade die Betonplatten eingelassen wurden. Jetzt ist das Loch verschwunden und vor Lukas erhebt sich eine rechteckige Aufschüttung, vielleicht einen knappen Meter hoch, die Seitenflächen leicht angeschrägt, mit zwei Lüftungsrohren, die aus dem frisch eingesäten Rasen ragen. Ein bisschen wie ein gigantisches Grab, denkt Lukas, und was anderes ist es ja auch nicht â wer immer glaubt, dass ein solcher Bunker ihn im Ernstfall retten würde, hat eindeutig was nicht ganz kapiert. Selbst wenn sie da unter der Erde die ersten paar Wochen oder Monate nach einer Reaktorkatastrophe überleben können, heiÃt das noch lange nicht, dass sie danach einfach wieder ans Tageslicht kommen und so weitermachen können wie vorher. Cäsium braucht zwischen 2 und 30 Jahren, bis die Werte wieder im halbwegs normalen Bereich liegen, und Strontium hat mal eben eine Halbwertszeit von mehr als 28 Jahren. Und Plutonium von 24.000 Jahren! Sich in einem Bunker verstecken zu wollen, ist so ziemlich das Hirnrissigste, was einem dazu einfallen kann.
Aber Lukas weiÃ, dass nicht nur Janniks Vater sich so ein Teil hat bauen lassen, ein paar der neuen Häuser oben am Waldrand haben von vornherein die Kellerräume als Bunker anlegen lassen! Wenn er es richtig mitgekriegt hat, gehört die Baufirma aus der Stadt, die diese Sonderaufträge durchführt, irgendeinem Cousin des Bürgermeisters â¦
Auf der Seite, die zum Hof hin liegt, führen ein paar Betonstufen zum Eingang hinunter. Lukas bückt sich unter dem Flatterband, das sie absperrt. Die doppelwandige Stahltür ist nur angelehnt, und als
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