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Störgröße M

Störgröße M

Titel: Störgröße M Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ulbrich
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Verhören Sie meine Kameraden. Mehr kann ich Ihnen nicht
bieten.«
Während sie die Apparatur des Phasotyrons und die von
Choyteler geschaffenen Zusatzeinrichtungen auf geheime
Verbindungen, versteckte Lautemitter, verborgene Tonträger
überprüften, beobachtete Dincklee den Alten aus den
Augenwinkeln heraus. Er bemerkte keinerlei Anzeichen von
Vergreisung. Choyteler machte nicht den Eindruck, senil oder
größenwahnsinnig zu sein. Aber war dem Augenschein zu
trauen? Handelte es sich bei seiner Person um einen
sympathischen alten Herrn oder um einen hochintellektuellen
Verrückten? Das eine schloß das andere nicht aus. Er gab sich
selber gegenüber die Verpflichtung ab, objektiv zu bleiben. Die
Gegenwart von Irelin vereinfachte sein Vorhaben keineswegs. Nachdem sie die Suche als ergebnislos beendet hatten, fragte
er mehr rhetorisch als ernstgemeint: »Sagen Sie, Doktor, eins
würde mich interessieren. Wie wollen Sie in der Tat den
Beweis antreten, daß dort drinnen Menschen stecken, Ihre
Kameraden mit ihrer gesamten komplexen Persönlichkeit
simulativ oder sonstwie existent sind?«
»Er braucht den Beweis nicht anzutreten!« Die Stimme ließ
ihn und Irelin herumfahren. »Sie denken, Sie hätten nichts
weiter als ein raffiniert programmiertes Phasokybertyron vor
sich, eine neue Variante künstlicher Intelligenz. Das ist ein
Irrtum, mein Lieber. Wir sind es. Wir reagieren nicht anders als
in unserer menschlichen Gestalt, vielleicht überlegener, aber
doch mit allen Beschränkungen und Zweifeln des erweiterten
Individuums. Fragen Sie, was immer Sie wollen, Persönliches,
theoretische Problemstellungen. Ich bin sicher, Sie werden sehr
schnell zugeben, es mit menschlichen Persönlichkeiten zu tun
zu haben.«
»Wer immer Sie sind«, sagte Dincklee.
»Mein Name ist Choaringe, Astrophysikerin«, erwiderte die
Stimme.
»Es geht nicht nur darum, Choaringe«, sagte Dincklee.
»Endgültig wird sich das vielleicht nie klären lassen. Wir
haben jedoch darüber hinaus festzustellen, ob jene
Manipulation mit euch – nun – korrekt erfolgt ist. Ihr könnt der
Welt die Fakten nicht liefern. Behauptungen wird man nicht
akzeptieren. Wir wollen euch helfen.«
»Ihr tut euch schwer«, sagte die geschlechtslose Stimme der
Frau, »wie immer, wenn es heißt, das andere zu tolerieren.« Irelin machte ihm ein Zeichen. Zu Choyteler sagte sie:
»Unsere Ankunft hat Sie sicherlich über Gebühr beansprucht.
Wir sollten morgen fortfahren. Wollen Sie mit uns zu Abend
essen?«
Choyteler lehnte höflich ab. Er berief sich auf
fünfundvierzigjährige Gewohnheit. Im übrigen fühle er sich
tatsächlich angestrengt und wolle zu Bett. Er fragte, ob sie an
Bord blieben? Dincklee bejahte.
»Wünschen Sie eine Doppelkabine?«
»Nicht unbedingt«, sagte Dincklee.
»Selbstverständlich«, widersprach ihm Irelin.
    Dincklee ließ sich in einen der Sessel fallen und starrte die Wand an. Die Entwicklung der Geschichte begann ihn zu beunruhigen. Wie sollte es weitergehen? Das bisherige Ergebnis befriedigte ihn nicht. Er konnte sich damit abfinden. Er konnte das Zeugnis der siebenundzwanzig anerkennen und den Rest Expertenkommissionen überlassen. Sein Ehrgeiz trug ein Doppelgesicht, eines gehörte Jeperzon, das andere Irelin. Er sah auf.
Sie stand nackt vor ihm und sagte: »Hast du etwas anderes erwartet?«
    Er fand sein Erstaunen kindisch und kam sich albern vor, wie ein Stockfisch dazusitzen. Während er sich entkleidete, sagte er: »Ich weiß nicht, ob ich das erwartet habe.«
    All seinen Empfindungen zufolge war sie glücklich. Sie lächelte mit jenem spielerischen Ernst, der ausdrückt, daß das Spiel nicht flüchtig war. Die Momente der auf ihn gerichteten Aufmerksamkeit wechselten mit einer abgrundtiefen Selbstvergessenheit. Dazwischen war sie sehr still, nicht reglos, nicht ohne Erwiderung, doch ohne jede Forderung. Es schien keinen Abstand mehr zwischen ihnen zu geben. In seine Hand schmiegten sich ihre Brüste und ihr Schoß. In ihrer Fähigkeit, die Form auszufüllen, in seiner, die ihre zu erahnen, begegnete sich ihrer beider Sehnsucht. Vielleicht, dachte er schläfrig, sieht so die Begegnung aus, die keine Steigerung mehr zuläßt, vielleicht liebe ich sie.
    Aus dieser Nähe zum Traum schreckte sie ihn auf, indem sie sich über ihn beugte und ihn zärtlich küßte. »Du bist, wie ich es mir gewünscht habe, ein aufmerksamer, zärtlicher Mann. Aber du bleibst immer du. Du bist nicht egoistisch, dazu bist du zu erfahren. Hast du schon einmal darüber

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