Stolz der Kriegerin
stupste ihn an. »Was ist los?«
»Ich habe magische Wesen entdeckt, und zwar dort vorne!« Rogons Finger wies genau in die Richtung, in der der Evari bereits den Reisezug ausgemacht hatte. »Das Seltsame aber daran ist die Kombination der Farben, die ich zu sehen glaube. Es ist nämlich auch Weiß und Blau dabei – und Violett!« Letzteres sagte Rogon, um Tirah nicht zu verärgern, die schon ganz nervös in ihm herumwirbelte. Zwar hatten sie nicht Sirrin entdeckt, doch vielleicht wusste die unbekannte Fremde, wo die violette Evari zu finden war.
»Was sagst du?« Tharon fasste jetzt selbst nach und entdeckte mehrere Präsenzen, die ihm bekannt vorkamen. Im ersten Augenblick bleckte er die Zähne zu einer ärgerlichen Grimasse, beruhigte sich aber wieder und nickte.
»Du besitzt recht ordentliche Fähigkeiten, Rogon a’Gree. Vor uns sind wirklich Leute weißer, blauer und violetter Grundfarbe. Aber mehr würde mich interessieren, was die Blauen in unserer Nähe vorhaben. Warte, ein befreundeter Magier schenkte mir einmal ein Amulett mit einem Unsichtbarkeitszauber. Bisher habe ich es nur benutzt, wenn der Ehemann einer schönen Frau zu früh nach Hause gekommen ist. Doch es mag uns auch jetzt gute Dienste leisten.«
Mit einem Lachen, das fröhlich klingen sollte, aber seine Sorgen verriet, benutzte Tharon das Artefakt und fasste Rogon bei der Hand.
»Du musst ganz in meiner Nähe bleiben, sonst gerätst du aus dem Unsichtbarkeitsschirm, und das wäre nicht gut für dich. Ich schätze nämlich, dass die Blauvioletten zuerst zustechen und erst dann fragen.«
»Er ist der Evari! Jetzt bin ich mir ganz sicher. So ein starkes Artefakt besitzt kein einfacher Sänger. Außerdem erinnere ich mich jetzt daran, dass Tharon auch schon früher als Barde verkleidet durch die Lande gereist ist«, wisperte Tirah ihrem Träger so leise zu, als befände sie sich außerhalb seines Körpers.
Rogon war mittlerweile zur gleichen Überzeugung gekommen. Mehr als diese Tatsache interessierte er sich jedoch für die Blauvioletten, die anscheinend im Hinterhalt lagen. Als sie sich den Männern näherten, entdeckte er, dass es keine Wardan waren, sondern Leute, die ein wenig den Freistädtern und Flussmäulern glichen, auch wenn ihr Wardan-Erbe größer war als bei jenen. Ihre Kleidung und die Bewaffnung aber war tawalisch. Sie trugen schwarze Brustpanzer, rote Wappenzeichen und eine Helmform, die, wie Tharon Rogon zuraunte, jener der t’woolischen Panzerreiter glich.
»Die Kerle sind zwar im Kern blau, aber Maulschwarze, weil sie zu Giringar beten, ohne ihm wirklich anzugehören. Ich schätze, es handelt sich um Velghaner, einem vor mehreren Generationen zu Giringar übergewechselten blauen Fürstentum.«
»Es sind Schafdiebe«, meldete Tirah voller Verachtung.
Aus irgendeinem Grund schien sie diese Leute nicht zu mögen. Aber Rogon wollte sich sein eigenes Urteil bilden und wies auf einige Männer, die in der Nähe auf ihren Pferden saßen und sich leise miteinander unterhielten.
»Ich glaube, da drüben sind die Anführer. Wir sollten hören, was die zu besprechen haben.«
Tharon nickte zustimmend und forderte ihn noch einmal auf, ganz dicht bei ihm zu bleiben. Wenig später standen sie unter einem großen Baum direkt neben den Reitern. Zwei der Pferde wurden auf einmal unruhig. Obwohl sie die beiden heimlichen Beobachter nicht sehen konnten, rochen sie deren Anwesenheit und versuchten, ihre Herren zu warnen.
»Seid ruhig!«, dachte Rogon besorgt.
Tharon sah, wie dabei eine kleine, blaue Wolke von ihm ausging und die Pferde einhüllte. Diese gehorchten sofort, und eines senkte sogar den Kopf, um ein paar Blätter vom Unterholz zu rupfen.
»Gut gemacht!«, lobte der Evari Rogon unhörbar und klopfte ihm auf den Rücken. Noch während dieser sich fragte, was denn geschehen sei, lauschten beide dem Gespräch der Krieger.
»Wir sind uns also alle einig«, sagte eben einer.
»Ja! Mir passt es zwar nicht, dieses aufgeblasene t’woolische Gesindel in Ruhe lassen zu müssen und noch weniger die grünen Krieger, aber wir können uns keinen offenen Kampf mit T’wool leisten.«
Für einige Augenblicke befürchteten Rogon und Tharon, sie würden nicht mehr erfahren, was hier geplant war, da meldete sich ein Dritter zu Wort.
»Mir gefällt es auch nicht, dass wir uns wie Diebe in das Nachtlager dieser Hunde einschleichen sollen, nur um die Prinzessin, deren Bruder und diese elende weiße Katzenfrau zu entführen.«
»Wir haben
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